Mit überschäumender Musizierlust eröffneten die "Bamberger Symphoniker - Bayerische Staatsphilharmonie" am Sonntag ihr Konzert im Theater Schweinfurt. Hector Berlioz' "Le Carnaval romain", diese buntfarbige, duftige und quirlige Ouvertüre mit dem schönen und an diesem Abend exzellent ausgeführten Englischhornsolo zu Beginn, führte in einen Abend, an dem es danach vor pastoser Fülle nur so strotzte.
Mit dem Venezolaner Rafael Payare hatten die Bamberger einen Dirigenten mitgebracht, der eine recht ansehnliche künstlerische Biographie aufweisen kann. Er demonstrierte bei sehr großem Körpereinsatz ein vielfältiges Spektrum an dirigentischer Zeichensprache, die auch reduziert wirksam wäre.
Extreme dynamische Bereiche, aber nie über Grenzen hinaus
Umso ruhiger wirkte Denis Kozhukhin, der russische Pianist, der den Solopart von Anton Rubinsteins "Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4" übernahm. Er stürzte sich zügig in dessen mächtige Wogen, baute opulente, aber sehr durchsichtige Strukturen. Hingebungs- und ausdrucksvoll widmete er sich der Kadenz im Moderato, ging in extremste dynamische Bereiche, aber nie über Grenzen hinaus.
Seine geschmeidige Perfektion, die katzenhafte Virtuosität und elegante Tongebung ergänzten sich bestens mit einem schmeichelnden Orchestersound. Seelentief und verinnerlicht das Andante, das watteweich, dennoch kernig aus Kozhukhins Fingern floss. Dann das ungestüme Raubtier: Urgewaltig stürmte der preisgekrönte Pianist durchs Allegro, lieferte sich mit dem Orchester ein tönereiches und rasantes Katz-und-Maus-Spiel! Zwei Zugaben beruhigten die aufgewühlte Atmosphäre.
Dick der orchestrale Pinselstrich auch in der Symphonie Nr. 2 des finnischen Nationalkomponisten Jean Sibelius. Pathetisch nahm Payare die Eröffnung, die Bläser durften kräftig Präsenz zeigen, die Streicher ordentlich schwelgen. Geheimnisvoll, diffus und düster zu Beginn, wuchs sich das Andante zu einem brodelnden Vulkan aus, der die Welt zu verschlingen drohte. Die Bamberger Symphoniker schufen bei allem dirigentischen Detailreichtum immer wieder vollmundige, weite Fläche.
Spannungsaufbau beim Übergang ins Finale
Atemlos schlängelte das Vivacissimo dahin, locker gespielte rasende Läufe, durchbrochen von den gefühlvollen Trios. Den Spannungsaufbau beim Übergang ins Finale kostete Payare weidlich aus, die Musik wurde zum brausenden Wasserfall. Winzige Tempounebenheiten zwischen Bläsern und Streichern störten den Gesamteindruck eines elastischen Orchesters mit weit gespannten Möglichkeiten nicht. Pathetisch das ausladende Ende der Sinfonie, in der Sibelius lange nicht zu einem Schlusspunkt findet, was das Orchester zu exzessivem Spiel nutzte!
Verträumte Miniatur als Zugabe
Die Zugabe aus dem encore!-Projekt der Bamberger, "Tagträumerei" von Duncan Ward, erwies sich als hell schimmernde, verträumte Miniatur mit lyrisch-naturhaftem Grundton. Ein buntes Mosaik mit koketten und verspielten Einwürfen entstand, schwebende Traumstimmung - ein schöner Ausklang!