Es war eine Premiere, und nach Ansicht der Veranstalter ist sie gelungen: Zum ersten Mal gab es in Bergrheinfeld eine gemeinsame Veranstaltung aller bei der Kommunalwahl antretenden Gruppierungen. Parteipolitik blieb an diesem Abend außen vor. Das hatten CSU, Bündnis 90/Die Grünen, SPD und Freie Wähler vorab klar vereinbart. Keine Wahlpropaganda, keine Wahlgeschenke. Der Abend diente einzig dazu, die Kandidaten für den Gemeinderat – ein Bürgermeister wird in Bergrheinfeld nicht gewählt – mit den Bürgern bekannt zu machen. Die offizielle Vorstellung war folglich kurz und knapp, umso ausgiebiger konnte anschließend an den Tischen mit den Bewerbern diskutiert werden.
Der Saal im Pfarrheim war ziemlich voll. SPD-Sprecher Thomas Posselt hätte sich trotzdem etwas "mehr Resonanz" gewünscht, vor allem von jungen Wählern. Denn von den gut 120 Anwesenden waren etwa die Hälfte Kandidaten und der Rest zum Großteil Bürger der Generation 50 plus. Unterm Strich war aber auch er wie die anderen Listenvertreter zufrieden mit dem Zuspruch der Bevölkerung.
"Ich war am Anfang skeptisch, aber jetzt bin ich fast begeistert, dass so etwas möglich ist", meint ein Besucher. Manche Kandidaten kenne man ja gar nicht. Bergrheinfeld hat mit seinem Ortsteil Garstadt 5400 Einwohner und damit schon fast Kleinstadtniveau. Bei dieser Veranstaltung könne man sich nun ein Bild von jedem Bewerber machen. "Eine tolle Idee", pflichten auch drei Damen bei, die sich schon mit mehreren Kandidaten unterhalten haben.
"Wir wollten mal etwas anderes ausprobieren", erklärt CSU-Gemeinderätin Anita Krämer. Die Idee zu dieser gemeinsamen Kandidatenvorstellung war in der Kommunalwahl-Arbeitsgruppe des CSU-Ortsverbandes geboren worden. Nachdem zu den Parteiveranstaltung meist nur Parteifreunde kämen, habe man den Bürgern die Möglichkeit geben wollen, die Kandidaten ganz neutral kennenzulernen. Von dem neuen Format habe man die anderen Gruppierungen aber erst überzeugen müssen, sagt Krämer. Dass dies gelungen ist, symbolisiert für CSU-Ortsvorsitzenden Dieter Wagner den wertschätzenden Umgang miteinander, über die Parteigrenzen hinweg.
Grünen-Ortsvorsitzender Paul Knoblach ist dafür bestes Beispiel. In seiner Amtszeit als Gemeinderat von 1990 bis 2008 gab es noch keinen grünen Ortsverband in Bergrheinfeld, weshalb er damals auf der CSU-Liste kandidierte. Nachdem im April 2019 ein Ortsverband gegründet wurde, treten die Grünen nun mit einer eigenen Liste bei den Kommunalwahlen an. Die gemeinsame Kandidatenvorstellung hält Knoblach für "eine gute Sache" und "absolut gelungen".
Für die Listenführerin der Freien Wähler, Friederike Weippert, ist der Abend ein Spiegelbild der Arbeit im Gemeinderat. "Bei uns geht es um die Sache und nicht um Parteipolitik. Wenn's gut für Bergrheinfeld ist, ist es egal, wer den Antrag eingebracht hat." Das bestätigt auch Bürgermeister Ulrich Werner, der begeistert ist von dieser gemeinsame Kandidaten-Präsentation und eifrig an den Tischen mitdiskutiert. Es geht um Krippenplätze, Bauplätze, Seniorenheimplätze, und es geht um SuedLink. Den Kampf gegen die Stromtrasse wird man weiterführen, auch da ist man sich in Bergrheinfeld über Parteigrenzen hinweg einig.