Seit dem Bürgerentscheid vor zwei Wochen steht fest, die Gemeinde Üchtelhausen wird die Planungen am "Zeller Berg" weiter vorantreiben. Unter anderem wird sich vor den Toren der Ortschaft Üchtelhausen eine Norma niederlassen. Doch auch ein weiteres Gemeindeteil könnte in Zukunft in den Genuss einer Lebensmittelversorgung, die es aktuell in der gesamten Gemeinde nicht gibt, kommen.
Im Zuge der Planungen der punktuellen Dorferneuerung in Hesselbach interessiert sich die Gemeinde für die Eröffnung eines Dorfladens. Möglicherweise könnte dies über das Bremer Startup "myEnso" gelingen. Geschäftsführer Thorsten Bausch stellte im öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung das Konzept der Mini-Supermärkte namens "Tante Enso" vor. "Sie in Hesselbach wissen genau, was es heißt, nicht einkaufen zu können", richtete sich Bausch am Anfang seines Vortrags an die anwesenden Gemeinderäte und interessierten Bürger im Hesselbacher Rathaus. Hesselbach war einer von angeblich 900 Orten aus ganz Deutschland, der sich beim Unternehmen für eine Standortanalyse beworben hat.
Preise wären nicht höher als in normalen Supermärkten
Mit den Mini-Supermärkten soll die entstandene Lücke in den Orten unter 5000 Einwohner geschlossen werden, die seit langem besteht. Das Portfolio auf der Unternehmens-Homepage zählt derzeit 15 solcher Geschäfte. Bis zu 700 sind das selbstgesteckte Ziel. Anders als normale "Tante-Emma-Läden" wären die Preise im "Tante Enso" allerdings nicht höher im Vergleich zur Supermärkten wie Edeka oder Rewe, erklärt Bausch. Erstaunlich sind vor allem die Öffnungszeit. Der Laden in Hesselbach hätte immer geöffnet. Der Zutritt in die 24/7-Minimärkte erfolgt mit einer Kundenkarte, bezahlt wird an Selbstscan-Kassen, Langfinger sollen von Kameraüberwachung abgeschreckt werden.
Personal (vier bis fünf Arbeitskräfte würde das Unternehmen einstellen) braucht es aber freilich auch, zum Disponieren, aber auch für die personalbesetzten Öffnungszeiten (dann geöffnet für alle). In Sachen Sortiment verspricht Bausch den Hesselbachern einen Vollversorger, mit mindestens 3000 Artikeln. Die Kunden würden sowohl gängige Supermarktware vorfinden, aber auch regionale Produkte und Artikel sogenannter "Foodpioniere". Die Kunden könnten durch Abstimmungen selbst mitentscheiden, welche Produkte es in den Dorfladen schaffen. Als zusätzliche Option bietet "myEnso" Online-Einkaufen, mit einer kostenlosen Lieferung in die Filiale, an. Bausch nennt das Ganze "das Einkaufen der Zukunft". Strukturiert wäre der Markt in einer Genossenschaft.
Vorab müssen 300 Bürger Anteile erwerben
Jetzt kommt der "Haken": Das Unternehmen kommt nur in eine Ortschaft, wenn sich dort vorab 300 Bürgerinnen und Bürger finden lassen, die sich Genossenschaftsanteile für je 100 Euro erwerben. "Bei 299 bekommen sie keinen Tante Enso", kündigt Bausch an. Die zweite Bedingung ist die Betriebsstätte. Das Unternehmen wird selbst nicht bauen. Die Gemeinde müsste also noch eine geeignete Immobilie kaufen, in die dann der aufgepimpte Dorfladen einzieht.
Als Bausch im Rathaus ein Video einer eröffneten Filiale laufen lässt, sagt er beiläufig: "Die Leute im Ort dachten, es ist ein Raumschiff gelandet." Bis in Hesselbach das Tante-Enso-Raumschiff landet, kann es noch etwas dauern. Die Planungen für die punktuelle Dorferneuerung in Hesselbach befinden sich nämlich noch im Anfangsstadium.
Weit fortgeschritten sind die Planungen dagegen für das Baugebiet "Zeller Berg". Der Bebauungsplan wurde jetzt, nach dem erfolgreichen Bürgerentscheid, vom Gemeinderat mit großer Mehrheit verabschiedet.