Dass sich die Stadtverwaltung nicht intensiv und kritisch mit der Frage, ob und wenn ja wo ein Neubau des Friederike-Schäfer-Heimes möglich und sinnvoll wäre, auseinander gesetzt hat, kann man ihr nicht unterstellen. Doch die vielen Unwägbarkeiten, die nun mit dem Vorschlag, den Standort am Martin-Luther-Platz intensiv zu prüfen, aufkamen, werfen das Scheinwerferlicht auf das eigentliche Problem: Vielleicht ist das Pferd wirklich von hinten aufgezäumt.
Ein wesentliches Entscheidungskriterium ist nun mal, ob sich die Hospitalstiftung, Träger des Friederike-Schäfer-Heimes, einen Neubau überhaupt leisten kann. Wie teuer der wird hängt logischerweise unmittelbar damit zusammen, wo man baut. Bisher ist nur klar, dass es sicher eine Kreditaufnahme braucht, doch wie sieht es denn nun aus mit den Finanzen der Stiftung? Die Verwaltung legt die genauen Zahlen im ersten Quartal vor. Es wäre angesichts der vielen offenen Fragen im Moment besser gewesen, man hätte im vergangenen Jahr den Fokus auf die Ermittlung der Zahlen gelegt, diese präsentiert und dann Vorschläge zu einem Standort gemacht.
Der Martin-Luther-Platz wirkt auf den ersten Blick sinnvoll und es gibt keinen Zweifel, dass die Innenstadtlage des Heimes ein Standortvorteil ist. Nur hinterlassen die bisher gezeigten Pläne durchaus städtebauliche Bauchschmerzen. Der Messeplatz wäre sicher ein geeigneter Standort, auch wenn dort von der Verwaltung im Moment Theater und Kunsthalle noch als wichtiger erachtet werden. Der einseitige Fokus auf den Martin-Luther-Platz, trotz des sinnvollerweise von der CSU eingebauten Finanzierungsvorbehalts, könnte fatal sein: Was, wenn es doch nicht geht? Es wären wieder Jahre verloren.
Ein weiterer bedenkenswerter Aspekt: Will man wirklich nur zwei bis drei Jahre nach Eröffnung des Kulturforums eine jahrelange Großbaustelle am Martin-Luther-Platz für das Pflegeheim, während das kulturelle Leuchtturmprojekt noch in den Kinderschuhen steckt und Besucher anziehen soll?
Ein Kulturhaus hat keinen Platz aber ein Altenheim ?