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Gernach
Kommentar: Das Leid der Kriegsgeneration sollte uns nachdenklich machen
Unser Autor Erhard Scholl hat sich mit den Lebensgeschichten der Kriegs- und Nachkriegsgeneration auseinander gesetzt. Das hat ihn nachdenklich gestimmt.
Erhard Scholl
 |  aktualisiert: 03.09.2020 02:10 Uhr

Die Serie der Berichte, in denen ich versucht habe, die Erinnerungen von Menschen, die den Zweiten Weltkrieg und die Zeit danach erlebt haben, lebendig werden zu lassen und einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen, findet mit dem Bericht über die Erinnerungen des Ehepaares Arntrud und Gerhard Ahles  ihren Abschluss. Besonderer Dank gilt all denen, die sich auf das Gespräch mit mir über ihre Erinnerungen an die Kriegszeit und die Zeit danach eingelassen haben.

Es war für mich sehr bewegend, Zeuge der Erinnerung sein zu dürfen - der Erinnerung an schwierige Zeiten, mit langen Zeiten der Ungewissheit über das Schicksal von Vätern und Brüdern, das Leid der Frauen, die von ihren Männer und Brüdern Abschied nehmen mussten, ohne zu wissen, ob sie diese je wiedersehen würden. Allein in Gernach starben 33 der 154 Soldaten, die von Gernach aus in den Zweiten Weltkrieg ziehen mussten. Sie starben bei Kampfhandlungen oder an den Folgen ihrer Verletzungen.  "Das waren 33  meist junge Menschen, mit Hoffnungen und Erwartungen, mit Zukunft und Lebensfreude", schreibt Hugo Hetterich in der Gernacher Dorfchronik.

Die Erinnerungen der Zeitzeugen an das Leid, die Nöte des Krieges und die Herausforderungen der Nachkriegszeit sollen nicht verloren gehen – dazu beizutragen, war mein Anliegen. Die schlimmen Erfahrungen aus der Zeit der Nazi-Diktatur sollen uns 75 Jahre nach Kriegsende Mahnung sein, die Errungenschaften unserer Demokratie zu schätzen und zu schützen. Es kann nachdenklich stimmen, wenn man sich vor Augen hält, welche Trauer die Familie heimsucht, wenn der einzige Sohn der Familie im Krieg fällt. In der Nazi-Zeit sich kritisch zum herrschenden Regime zu äußern, den Krieg als sinnlos darzustellen, konnte Kerkerhaft, ja die Hinrichtung zur Folge haben. Angst musste man haben, bei den Bombenangriffen sein Leben zu verlieren.

Das Leid, das der Verlust von Brüdern, Vätern, Verwandten durch den zweiten Weltkrieg über die Familien meiner Gesprächspartner brachte, ist auch nach 75 Jahren noch lebendig. Das wurde in den Gesprächen beklemmend erfahrbar.  

Die Erinnerung an das Leid, das das Nazi-Regime mit seiner rassistischen Ideologie und durch den von ihm entfesselten Weltkrieg über viele Familien gebracht hat, sollte uns Aufforderung und Verpflichtung sein, entschieden und mutig denen entgegenzutreten, die unsere Demokratie in Frage stellen.

Ein Sprung in die heutige Zeit: Drohende Arbeitslosigkeit, die Maskenpflicht, Kurzarbeit mit den damit verbundenen Einkommenseinbußen, die Versorgung der Kinder, die die Schule und die KiTa nicht oder nur mit beschränktem Zeitkontingent besuchen dürfen, all das macht vielen von uns derzeit das Leben schwer. Für viele steht - trotz staatlicher Unterstützung – die Existenz auf dem Spiel, auch in unserer Zeit scheitern aufgrund von Corona Lebensentwürfe.  

Vielleicht kann uns der Gedanke an all das, was unsere Vorfahren überwunden haben,  Mut machen, uns den Herausforderungen zu stellen, sich von Corona nicht unterkriegen zu lassen.

 
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