Mit ein paar Worten sind wir mittendrin im Wirtschaftswunder-Land der 50er-Jahre: „Versetzen Sie sich in die Zeit der Isetta, der Nierentische, Cocktails und Petticoats“, animiert Kulturreferentin Waltraud Haas das Publikum im dicht gefüllten Saal des Augustinums. Zu dieser Epoche gehörten auch der Weltstar Caterina Valente, ihr Bruder Silvio Francesco und ihr „Komm ein bisschen mit nach Italien“.
Keine Kopie
Vor allem der italienischen Sängerin, Tänzerin, Gitarristin und Schauspielerin Caterina Valente gilt an diesem Donnerstag die liebevolle Hommage „Bonjour Kathrin“. „Wir wollen und können sie nicht kopieren“, bekennen die Künstler des Abends. Dafür begeistern die Sängerin und Entertainerin Claudia Schill, der Sänger, Comedien und Pantomime Klaus Renzel und der Pianist David Warwick umso mehr mit ihrer liebevollen Verneigung vor dem Star. Die spritzige Show nimmt das Publikum von Anfang an gefangen. Kein Wunder bei diesem Füllhorn unvergesslicher Melodien, die Erinnerungen an längst vergangene Zeiten wachrufen.
Caterinas Vater war ein bekannter Akkordeonvirtuose, ihre Mutter Musikclown. Schon als Fünfjährige stand Caterina mit ihren Geschwistern (darunter Bruder Silvio) in der Zirkusmanege. Geschickt haben Claudia Schill und Klaus Renzel die Biografie der Valente zwischen ihren Songs eingefügt. Und die haben es in sich: Indem beide Künstler die Originalarrangements von Caterina und Silvio singen, entsteht durch diese spezielle Zweistimmigkeit ein dem Original verblüffender Klang.
Claudia Schill ist mit ihrer wandlungsfähigen Stimme und ihrem komödiantischen Talent in Musical- und Revueproduktionen bekannt geworden, eine Idealbesetzung für das breite Schlager-, Bossa Nova-, Chanson- und Latin-Repertoire von Valente. Klaus Renzel – als Silvio Francesco – begeistert mit Vielseitigkeit: Nicht nur als Sänger und Gitarrist, sondern auch als Pantomime und Comedian mit clownesken Zügen.
Valentes erste Schallplatte hieß „Istanbul“, der große Durchbruch gelang ihr mit dem Cole Porter-Song „I love Paris“, deutsch als „Ganz Paris träumt von der Liebe“. Über 900 000 Mal wurde die Platte in Deutschland verkauft, damals ein gewaltiger Erfolg. Mit dem Orchester Werner Müller wurde sie mit Titeln wie „Malaguena“ und „Dreh dich nicht um nach fremden Schatten“ weiter bekannt. Im Augustinum tut der britische Pianist David Warwick „his very best“, um solch eine Bigband zu ersetzen – und er tut es sehr gut.
Eine einzigartige Karriere
Doch Caterina Valente war weit mehr als eine deutsche Schlagersängerin. Sie war ein Weltstar mit einer einzigartigen Karriere, nahm über 1500 Songs in 13 Sprachen auf. Jahrzehntelang war sie in den USA erfolgreich und trat dort auch als Jazzsängerin mit Bing Crosby, Perry Como, Dean Martin und Louis Armstrong auf. Sie machte den Bossa Nova außerhalb von Brasilien populär und tourte durch Dutzende von Ländern, darunter auch durch die UdSSR. Dazu kamen Riesenerfolge in Film, Fernsehen und TV-Shows.
Das Zusammenspiel der stimmigen Bühnendekoration, der Mode der 50er-Jahre, der sympathischen Künstler und des Tempos der Show lassen die Zeit schnell vergehen, begeistert werden die Schlager und Songs mitgesungen. So gab es ein Wiederhören von „Steig in das Traumboot der Liebe“, „Das hab ich gleich gewusst“, „Tipi tipi tipso“, „Wo meine Sonne scheint“, „Itsy bitsy Honolulu Strand Bikini“ und vielen anderen.
In der Pause boten die Künstler eine CD ihrer Show – dazu gab es ganz zeitgemäß ein Glas Eierlikör. Und beim Finale winkte das Publikum mit vorher verteilten Papiertaschentüchern zum Schlussapplaus und dem gemeinsamen „Ciao, Ciao, Bambina“. Caterina Valente lebt heute zurückgezogen in der Schweiz. Manfred Herker