
Bürgermeister Max-Dieter Schneider fürchtete schon eine Scheinbaustelle über Jahre, an der Klostermauer mitten in Ebrach.
Eine, die rein der Sicherheit dient, an der aber nicht gearbeitet wird. Und zwar aufgrund der kniffligen Frage der Finanzierung.
Nun scheint sich bei der Sanierung der maroden, aus den Fugen geratenen Klostermauer entlang der B22 doch etwas zu bewegen. Dies ist der Bundesrepublik Deutschland als Eigentümerin der Bundesstraße zu verdanken, die in finanzielle Vorleistung tritt.
Vor allem bei den motorisierten Menschen, die sich mit Auto, Laster oder Motorrad auf der B22 als Hauptverkehrsader durch Ebrach zwängen müssen, hat das Thema „Stützmauer Kloster Ebrach“ große Bedeutung.
Seit der vom Staatlichen Bauamt in Bamberg Anfang Mai 2016 veranlassten halbseitigen Sperrung der B22 im Bereich zwischen der Metzgerei Mayer und dem Rathaus, tut sich neben dem historischen Bamberger Tor am östlichen Zugang zum Ortszentrum nur wenige Meter weiter das nächste den Verkehrsfluss hemmende Nadelöhr in Ebrach auf.
Schon Parken wäre gefährlich
Die mit Tempo 30 einhergehende und inzwischen über ein Jahr währende halbseitige Sperrung der B22 soll verhindern, dass Menschen oder Fahrzeuge durch die laut eines Gutachtens vom Einsturz bedrohte Mauer zu Schaden kommen. Schon die bis zur Sperrung entlang der Mauer geparkten Fahrzeuge hätten den Einsturz auslösen können, hatte der Sachverständige gewarnt.
Gearbeitet wird an der Baustelle bislang nicht. Momentan läuft inzwischen allerdings bereits die Ermittlung des tatsächlichen Sanierungsaufwands. Die knifflige Frage der Finanzierung ist indes noch offen und dürfte auch so schnell nicht geklärt werden.
Der Leiter des zuständigen Staatlichen Bauamts in Bamberg, Jürgen König, betont: „Obwohl schon länger für den Außenstehenden keine Bewegung wahrnehmbar ist, so hat sich doch schon Entscheidendes verändert.“ Um die Behinderungen rasch zu reduzieren, habe die Bundesrepublik Deutschland als Eigentümer der Bundesstraße 22 vorab die Kosten dafür übernommen, das Vorhaben voranzutreiben. Sie sei in Vorleistung gegangen.
Im Wesentlichen geht es jetzt erst einmal um die Mauersanierung entlang von Kräutergarten und der an die Abteikirche angebauten Michaelskapelle, um die Kuh vom Eis, sprich die Absperr- und Warnbaken von der Bundessstraße zu holen, damit der Verkehr wieder frei durch den Ort fließen kann.
Derzeit werden laut Jürgen König die Pläne zur Umsetzung des Vorhabens erarbeitet. Obwohl das Mauerstück relativ kurz sei, würden sich wohl an dieser Stelle drei bis vier verschiedene Sanierungsweisen auf engstem Raum treffen, macht er deutlich.
Schläge bis ins Rathaus zu hören
Für die Planung der Baumaßnahme hat ein Coburger Ingenieurbüro unlängst unter anderem Belastungstests im Mauerbereich in Ebrach durchgeführt. Bürgermeister Max-Dieter Schneider berichtet: „Die lauten Schläge der Rammversuche waren bis ins Rathaus zu hören.“
Neben dem Baugrund wird im Vorfeld der Ausschreibung die Entwässerungssituation näher untersucht, um das Oberflächenwasser von Hang, Straße und Kirchenumgriff wegzubringen. Jürgen König bekräftigt: „Unser Ziel ist, im Herbst mit der Umsetzung zu beginnen und die Maßnahme in der ersten Jahreshälfte 2018 abzuschließen.“
Uneins über Aufteilung der Kosten
Die bisher entstandenen Verzögerungen hätten sich aus der verzwickten rechtlichen Situation und der daraus resultierenden ungeklärten Frage nach der Aufteilung der Kosten für die Wiederherstellung der Standfestigkeit der Mauer gegeben.
Jürgen König räumt ein, dass in diesem Punkt von den Beteiligten immer noch verschiedene Standpunkte eingenommen werden. Die Klärung und Einigung werde somit noch einige Zeit in Anspruch nehmen, ist er sich sicher.
Das sieht Bürgermeister Schneider genauso. Die Kosten, die nach dem auf dem Tisch liegenden Verteilungsschlüssel auf Kirchenstiftung und Marktgemeinde zukommen würden, „sind beiden zuviel“, sagt er. Die Klostermauer selbst befindet sich zu zwei Dritteln im Besitz der katholischen Kirchenstiftung, zu einem Drittel, entlang des sogenannten Kräutergartens, im Besitz der Marktgemeinde. Dazu sitzt als dritter Verhandlungspartner und Finanzier der Freistaat Bayern als Baulastträger für die Bundesstraße 22 mit im Boot.
Drei Eigentümer auf engstem Raum
Am vertracktesten ist die Lage entlang der Michaelskapelle. Hier hat man es auf engstem Raum mit der Kirchenstiftung als Eigentümer der Mauer, der Gemeinde als Baulastträger für den davor befindlichen schmalen Grundstückstreifen und schließlich dem für die B22 zuständigen Freistaat zu tun. Die Rechtsverhältnisse sind also äußerst komplex.
Seitens der Gemeinde und ihres Gemeinderats macht man zudem in der Hauptsache Baumaßnahmen des Staatlichen Bauamtes in der Vergangenheit an der B22 für die Misere verantwortlich und verweist zugleich auf die klammen Gemeindefinanzen. Das alles machte die Lösung lange nicht einfacher.
Die nach wie vor offene Kardinalfrage ist nämlich, wer am Ende wie viel von dem Sanierungsbatzen übernimmt. Max-Dieter Schneider, harte Verhandlungen befürchtend: „Jetzt wird erst einmal gebaut und danach streiten wir, im Zweifelsfall vor Gericht, wie ich immer betont habe.“
Insgesamt geht es bei den jetzt geplanten Sanierungsabschnitten um einen Betrag von rund 200 000 Euro.
Um überhaupt Bewegung in die Sache zu bringen, war ein runder Tisch im Erzbischöflichen Bauamt in Bamberg eingerichtet worden. Der hat inzwischen mehrfach getagt.
Beteiligt sind das Staatliche und das Erzbischöfliche Bauamt aus Bamberg sowie aus Ebrach Kirchenstiftung und Marktgemeinde.