Zur Feier des 90-jährigen Bestehens der Waldesruh und des 18-jährigen Bestehens der „Klinik am Steigerwald“ kamen zahlreiche Gäste und Ehrengäste in die Klinik. Im Mittelpunkt des Festaktes standen das Grußwort von Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak sowie der Rückblick von Stadtarchivar Matthias Endriss und dem Leiter der Klinik, Dr. Christian Schmincke.
Die Waldesruh sei für ihn schon immer ein Ort der Ruhe und der Besinnung gewesen, versicherte der Bürgermeister. Heute würden dort vorwiegend Patienten mit chronischen Erkrankungen und schweren Krankheitsverläufen behandelt. Doch die Klinik bleibe auch ein Ort der Erholung für die Menschen mit teils jahrzehntelangen Schmerzerfahrungen.
Sie helfe laut Wozniak vor allem jenen, die schulmedizinisch austherapiert seien. Dabei stehe der Mensch im Mittelpunkt gemäß der Philosophie des Hauses: Jeder Patient sei anders und benötige daher eine individuelle Therapie. Diese sei für den einzelnen nicht immer ein Vergnügen. Dennoch sei die Erfolgsquote phänomenal.
Die Idee zur Gründung einer Klinik für chinesische Medizin sei Anfang der 1990er Jahre entstanden, so der Bürgermeister. Sehr froh sei er darüber, dass Christian Schmincke auf der Suche nach einem passenden Objekt die Waldesruh gefunden habe. Mit der Aufnahme des ersten Patienten im Jahr 1996 sei die Klinik am Steigerwald das erste private Krankenhaus für chinesische Medizin in Deutschland geworden.
Die Klinik sei längst zu einem wichtigen Standortfaktor für Gerolzhofen geworden, so Wozniak. Neben der Bedeutung für Gesundheit und Tourismus sei die Klinik auch wichtig für das Marketing der Stadt, da über sie in bundesweiten Medien berichtet werde.
Wichtiger Arbeitgeber
Ebenso sprach Wozniak die wirtschaftliche Bedeutung der Klinik für die Gemeinden in der Verwaltungsgemeinschaft an. Man kaufe vor Ort ein, beauftrage ansässige Handwerker und greife auf Dienstleister vor Ort zurück.
Auch sei die Klinik mit über 90 Mitarbeitern ein wichtiger Arbeitgeber. Jedoch sei das Gesundheitssystem noch nicht in der Lage, sich für erprobte alternative Behandlungsmethoden zu öffnen. Dies sei laut Wozniak „längst fällig“. Außerordentlich beachtlich finde er daher die Initiative zweier Geschäftsleute, die Stiftung „Klinik am Steigerwald“ im Jahr 2001 zu gründen, um chronisch kranken und vorwiegend jungen Menschen eine Behandlung zu ermöglichen. Erst kürzlich sei er selbst in den Stiftungsrat berufen worden.
Die Verantwortlichen um Schmincke leben – laut Bürgermeister – seit 18 Jahren das vor, was die Politik seit wenigen Jahren einfordere: gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land.
Die Gründung der Klinik nannte er einen mutigen Schritt, mit dem Schmincke den Standort bereichere.
Endriß ging in seinem detaillierten Vortrag auf die Geschichte der Waldesruh ein. Erbaut wurde sie vom Architekten Johann Bachmann.
Am 21. Januar 1924 erteilte der Gerolzhöfer Stadtrat die Baugenehmigung. Gast- und Wohnhaus wurden bereits im Mai fertiggestellt. Viele weitere Gebäude folgten im Laufe der folgenden Jahre. Rasch habe sich die Waldesruh zu einem beliebten Ausflugsziel für die Menschen der umliegenden Ortschaften entwickelt.
Endriss berichtete auch ausführlich von der NS-Zeit der Waldesruh, nachdem sich Bachmann 1933 der NSDAP anschloss. Beispielsweise war die Waldesruh in dieser Zeit ein Lager des „freiwilligen Arbeitsdienstes“ (FAD). Viele Ausflügler kamen auch zum dortigen Hitlerdenkmal. 1942 wurde die Waldesruh an den Inhaber der Schweinfurter Firma Kugelfischer Georg Schäfer verkauft.
Nach dem Krieg nutzte die US-Armee die Waldesruh als Offiziers-Casino. 1947 kam sie an einen Treuhänder, 1948 öffnete sie wieder für den Publikumsverkehr, wobei sie 1949 wieder in den Besitz der Schäfers überging. Im Zuge dessen wurde die Waldesruh zu einem Erholungsheim für Werksangehörige umgebaut. Von 1951 bis 1991 verbuchte sie 171 000 Übernachtungen und mehr als 15 000 Gäste.
Schmincke umriss die Entwicklung der Klinik am Steigerwald. Mit seinem Bruder und dem Hausmeister Otto Reinstein kam der erste Kontakt zur Waldesruh zustande. Mitte der 90er habe man die Immobilie erworben. Die Situation sei anfangs schwierig gewesen, doch viele Helfer boten ihre Unterstützung an.
Auch berichtete er über den Aus- und Umbau von einem Erholungsheim zu einer Klinik mit ihren Erfordernissen. Viel habe man in Fortbildung und Forschung investiert. Schwerpunkt in der Therapie seien die neurologischen Krankheiten. Auch habe man vor einem Jahr einen neuen Therapiezweig eröffnet, die Behandlung von Kindern mit ADHS. Hierbei helfe gerade die Bewegungstherapie im Wald. Grundsätzlich schätze man inzwischen sehr den Klinikstandort mitten im Forst.
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