Es war auch der Zeitgeist, der vor 40 Jahren dazu führte, dass sich in Gerolzhofen im März 1983 eine Gruppe des Bund Naturschutz gründete. Damals, Anfang der 80er, rückte die Sorge um die Natur, die Umwelt, verstärkt in den Mittelpunkt. Hinzu gesellte sich der Kampf gegen Atomkraft und deren möglichen Folgen, die viele auf den Plan rief, sich einzubringen.
Einer, der diese Zeit aktiv miterlebte, ist Erich Rößner. Der heutige Vorsitzende des Bund Naturschutz in Gerolzhofen weiß, was die Initialzündung gab. Ein Vortrag im Gasthaus Wilder Mann zum Thema Waldsterben habe die Menschen auf dem Plan gerufen.
Ein Problem, das 1983 auch im Steigerwald erstmals richtig ins Bewusstsein der Menschen rückte. Karl-Heinz Knörr, einst Forstmann in Ebrach und erster Vorsitzender, hielt den Vortrag und rief damit einige auf den Plan. "Kurz darauf fand eine große Demonstration dazu in München statt. Zu dieser sind wir damals runter gefahren", erinnert sich Rößner.
30 Schutzgebiete betreut die Bund Naturschutz Gruppe Gerolzhofen
Er ist seit 1992 nicht nur Vorsitzender des Bund Naturschutz, sondern Dreh- und Angelpunkt der Gruppierung, die von anfangs 34 auf aktuell 182 Mitglieder gewachsen ist. Rößner hält Vorträge, Kurse, Führungen wie die monatliche im Naturschutzgebiet im Spitalgrund bei Prüßberg und und und.
Wohl kaum einer kennt die Natur hier so gut wie der studierte Landschaftspfleger. Regelmäßig schaut er sich bei den über 30 Schutzgebieten um, welche die Gerolzhöfer Sektion betreut. Dazu gehören Biotope und Flächen, vom Mahlsee in Gerolzhofen, den Gipshügeln bei Sulzheim, geschützte Stellen bei Stammheim, Düttingsfeld, bis nach Prüßberg.
Naturschützer Rößner: "Auf dem Land ist man immer der Schwarzmaler"
Der Naturmensch und Naturschützer aus Leidenschaft erinnert sich an weitere Aktionen aus der Anfangszeit der Gerolzhöfer Naturschützer. Da war etwa der letztlich erfolglose Protest gegen den Bau der Straße zwischen Bischwind und Hundelshausen oder der Widerstand gegen das Fällen einiger Bäume im Bereich des Gerolzhöfer Bahnhofs.
Viele eher weniger spektakuläre Aktionen folgten in den 40 Jahren seitdem. Heute hat die Stimme des Bund Naturschutz immer noch Gewicht, auch wenn mahnende Worte oft nicht gerne gehört werden. "Wir sind die Kassandra, die alles ablehnt, auf dem Land ist man immer der Schwarzmaler", weiß Rößner. Dabei stellt er die Veränderungen in der Natur auch im Steigerwald, in seinem Umfeld, fest.
Der Gruppe fehlt vor allem eins: die mittlere Generation
Die Klimabewegung junger Leute konzentriere sich auf die Städte, "auf dem Land sieht es noch so aus, als wäre die Welt in Ordnung", so der Naturmensch und Naturschützer aus Leidenschaft. Dort vermisst man den Nachwuchs, der sich einbringt. In Gerolzhofen etwa zähle die Gruppe zehn bis 20 Aktive, so der Vorsitzende. "Wir haben alle schon graue Haare. Die mittlere Generation fehlt."
Dank rühriger Menschen, wie Ute Höfner versucht der Bund Naturschutz dem entgegen zu wirken. Den lange gehegten Wunsch des Vereins nach Jugendarbeit komme man nach, so Erich Rößner. Ein ideales Terrain dazu sei die Koppelt-Wiese, eine alte Obstwiese unweit der Kartbahn in Richtung Dingolshausen, die der Verein erbte und nun pflegt. Auf der einst zugeschütteten Müllkippe stehen nicht nur rund 70 Obstbäume.
Wie Ute Höfner sich um die Jugendarbeit kümmert
Hier haben die "Matschzwerge" und die "Naturgucker" ihr Reich. 2018 wurden die Gruppe für Kinder von fünf bis acht Jahren sowie für die älteren gegründet. Betreut von Ute Höfner und anderen, sind Kinder dort einmal wöchentlich eingeladen, die Natur zu entdecken. Ohne Leistungsprinzip, wie in der Schule, oder auch beim Sport. "Unser Motto ist: Dreckig aber glücklich. Bei uns dürfen Kinder sich auch mal dreckig machen, oder auf Bäume klettern."
Heute müsse man Kindern vieles über die Natur erst vermitteln, was sonst selbstverständlich war. Das sei dringend nötig, viele hätten selbst hier in einer ländlichen Gegend den Bezug dazu schon ein wenig verloren, stellte Ute Höfner fest. Was kein Wunder sei, wie sie meint. Kinder kennen oft nur sterile Spielplätze, sie laufen nur auf Wegen durch den Wald, anstatt auch mal quer rein.
Viel braucht es nicht, dass Kinder Kreativität entwickeln
Weiteres Beispiel: "Wenn sie Insekten, oder Bienen sehen, wenn irgendetwas krabbelt, fangen sie an zu schreien", berichtet die Pädagogin aus ihren Erfahrungen. In der Naturgruppe untersuche man die Tiere auch mal mit Lupe in Gläsern, um zu zeigen, dass die gar nicht schlimm seien. "Wir basteln auch mal Vogelkästen, oder legen mit ihnen ein Pflanzbeet an."
Es bedürfe oft an nicht vielem, damit Kinder ihre Kreativität entwickelten. Da reiche schon eine Pfütze oder ein Heuhaufen. Ob das zarte Pflänzchen Jugendarbeit beim Bund Naturschutz in Gerolzhofen weiter wächst? Ute Höfner und Erich Rößner würden es sich für den Fortbestand wünschen.