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MUSEUM OTTO SCHÄFER
Kleinod für Freunde der Buchkunst
Ein Blick in die Sammlung des Museums Otto Schäfer in der Judithstraße.Fotos: Oliver Schikora
Foto: Oliver Schikora | Ein Blick in die Sammlung des Museums Otto Schäfer in der Judithstraße.Fotos: Oliver Schikora
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 27.04.2023 09:51 Uhr

(kör/ilo) Das Schweinfurter Museum Otto Schäfer (MOS) ist im Moment wie alle anderen Schweinfurter Kultureinrichtungen wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Dennoch lohnt sich der Blick auf das und, wenn es wieder möglich ist, der Besuch dieses Museums in der Judithstraße 16, das sich überregional aufgrund der Qualität seiner Sammlung einen sehr guten Ruf erworben hat.

Mit seinen über 5000 Exponaten ist es kein Haus, das die Massen anzieht. Zu speziell ist das, was der Industrielle Otto Schäfer (1912-2000) zusammengetragen hat: bibliophile Werke der Druckkunst, Bücher und Grafiken. Otto G. Schäfer, der Sohn des Sammlers, hatte das Museum 2018 komplett der Stadt vermacht. Das Museum wurde zuvor umgebaut, dann im Juli vor zwei Jahren mit einer Dürer-Ausstellung neu eröffnet.

Während die Dauerausstellung mit den wertvollen Zeugnissen vor allem der frühen Druckkunst und die Glassammlung Morell zunächst unverändert bleiben, bekam der Orientalist und Dichter Friedrich Rückert auf Wunsch der neuen Hausherren einen eigenen Raum. Ferner wird die „Kleine Passion“ Dürers gezeigt, von dem wichtige Bestände des Museums auch für eine große Dürer-Ausstellung im Palazzo Reale in Mailand ausgeliehen worden waren. Weiter werden 17 Blätter von Franz Anton Danreiter (1695-1760) ausgestellt, der die Neugestaltung des Gartens des Salzburger Schlosses Hellbrunn dokumentiert hat. Vor vier Jahren hat Schweinfurt den 150. Todestag seines wohl bedeutendsten Sohnes Friedrich Rückert mit großem Aufwand begangen. Da das städtische Museum im Alten Gymnasium derzeit geschlossen ist, ist Rückert öffentlich nur bedingt präsent. Dies wird wohl bis zur Eröffnung des neuen Kulturforums im Frühjahr 2023 so bleiben.

Darum hat der frühere Geschäftsführer der Rückert-Gesellschaft, Rudolf Kreutner, 50 Exponate, basierend auf der großen Ausstellung zum Rückert-Jahr „Der Weltpoet“, für das MOS zusammengestellt. Zu sehen sind vor allem Erst- und Werkausgaben aus der Sammlung Deutsche Literatur des Museums und Faksimiles einiger Manuskripte. In chronologischer Abfolge wird der Lebenswerk des Dichters abgeschritten, beginnend mit der frühen Liebeslyrik, über sein Wirken als Übersetzer des Koran, seine Reise nach Rom, seine Tätigkeit als Hochschullehrer in Erlangen und Berlin, seine politischen Kommentare zur 48er-Bewegung bis hin zu seinem Rückzug nach Neuses.

Zwei Aquarelle Carl Barths (1787-1853) mit den Porträts der früh gestorbenen Kinder Ernst und Luise führen hin zu den Kindertotenliedern. Gezeigt werden auch die Rückert-Büste Carl Steinhäusers (1813-1879), eine feine Bleistiftzeichnung Friedrich Johann Helmsdorfs (1783-1852) und das von der Familie als „Schmiererei“ verschmähte Porträt Carl August Hohnbaums (1780-1855).

Schloss Hellbrunn gilt als „Wunderkammer der Gartenarchitektur“, als einzigartiges Gesamtkunstwerk manieristischer Prägung, sagt Museumsleiter Georg Drescher. Das Schloss wurde für den Salzburger Erzbischof Markus Sittikus von Hohenems (1574-1619) errichtet und zeichnet sich durch seine weltweit am besten erhaltenen Wasserspiele und beweglichen Figuren aus. Danreiter hat die Neugestaltung der Anlage um 1735 dokumentiert.

Albrecht Dürers „Kleine Passion“ ist die Illustration der „Passio Jesu Christi salvatoris mundi“ des Nürnberger Benediktinermönchs Benedictus Chelidonius (1460-1521). Gezeigt werden alle 36 Blätter, die als Separatabzüge vor dem Buchdruck entstanden und so dem Betrachter die komplette Passion öffnen. Sie ist die umfangreichste Folge Dürers und spannt das zeitliche Spektrum am weitesten, wobei dem religiösen Anliegen des Autors folgend, die Leidensgeschichte in vielen Details gezeigt wird.

Als Präventivmaßnahme zur Eindämmung der Coronavirus-Infektion bleibt das Museum Otto Schäfer bis mindestens 3. Mai geschlossen. Bis dahin entfallen auch alle Veranstaltungen und Führungen. Wann wieder geöffnet ist, erfährt man aus der Tagespresse bzw. unter www.bibliothek-otto-schaefer.de Regulär geöffnet ist das Museum samstags von 14 bis 17 Uhr und sonn- und feiertags von 10 bis 17 Uhr. Für Gruppen und Schulklassen gibt es eigene Termine. Anfragen per Mail unter info@museumottoschaefer.de

Die Büste von Museumsgründer Otto Schäfer.
| Die Büste von Museumsgründer Otto Schäfer.
 
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