In seiner Erklärung zeigt das Stadträte-Quartett zwar Verständnis für die negativen Reaktionen aus der Bevölkerung, weil Kunstwerke schon immer umstritten gewesen seien. Es erwartet jedoch, dass das Urteil über ein Kunstwerk nicht auf der Basis "von Vorurteilen oder einseitigen Informationen" gefällt wird.
Kunst sei kein Luxus, heißt es in der Erklärung der vier Antragsteller weiter. Seit Jahrhunderten sei es Aufgabe der Stadt, ihr Erscheinungsbild möglichst angenehm zu gestalten. Darum seien Denkmäler und Brunnen errichtet und Kunstwerke auf Straßen und Plätze gestellt worden. In ihrer Erklärung verweisen die Fraktionschefs auch darauf, dass Kunst sich schon immer über Künstler weiterentwickelt habe, deren Werke zunächst auf Unverständnis gestoßen seien, weil sie den Rahmen des Gewohnten verlassen hätten. Ein Beispiel sei Vincent van Gogh. Der "Theseus" sei bedeutende Kunst in diesem Sinne, "ob er gefällt oder nicht". Brigitte und Martin Matschinsky-Denninghoff gehörten zu den wenigen Künstlern aus Deutschland mit internationaler Bedeutung. Ihr "Theseus" werde ein Gewinn für das Stadtbild sein, für viele Jahrzehnte. Ihre Plastik in Berlin sei das meistfotografierte Kunstwerk der Metropole, Großplastiken von Matschinsky-Denninghoff finde man nicht nur in Heidelberg, Mainz, Nürnberg und Saarbrücken, sondern auch in Japan.
Mit dem Erwerb des Theseus werde zwar Geld ausgegeben, gleichzeitig aber das Vermögen der Stadt vermehrt, heißt es in der Erklärung weiter. Der Zuwachs sei mit Sicherheit höher als der Kaufpreis und der Wert der Werke werde in den kommenden Jahrzehnten vermutlich noch steigen. Auch müsse die Stadt wegen "Theseus" auf nichts anderes verzichten. Das Gegenteil sei der Fall: Im Rahmen der zehn Millionen Kosten für den Bau der Kunsthalle Ernst-Sachs-Bad sollte nach den gültigen Bestimmungen sowieso Kunst am Bau beschafft werden.
Die Ausgabe von 300 000 Euro bleibe auch im Verhältnis zu den 24 Millionen Euro Vermögensausgaben der Stadt im Jahr 2006 mehr als angemessen, heißt es in der gemeinsamen Erklärung. Angesichts von zusätzlichen 16 Millionen Euro Einnahmen an Gewerbesteuer sei diese Kunst bezahlbar. Es gehe um lediglich zwei Prozent dieses "Lottogewinns".
Vor diesem Hintergrund hätten die Antragsteller die Anregung des Kunstvereins aufgegriffen, noch einen Anlauf für den Ankauf der Kunst von Matschinsky-Denninghoff zu unternehmen, um diese Chance für Schweinfurt nicht ungenutzt verstreichen zu lassen, heißt es in der Erklärung abschließend. "Denn wir sind überzeugt, dass unsere Stadt durch eine positive Entscheidung gewinnen wird. Und in ein paar Jahren wird sich jeder fragen, warum der ,Theseus' so umstritten war."
Theseus-Debatte im Internet:
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