Vier Frauen, vier großartige Stimmen, ein versierter männlicher Begleiter am Piano mit Baritonstimme: Das Vocalensemble "Take Five" hielt in der Wernecker Schlosskirche, was es versprach: puren Genuss beim Zuhören des a capella-Gesangs, Relaxen, Mitsingen und Mitswingen.
Zum Wernecker Kulturfrühling waren die Sängerinnen aus der Rhön angereist, um das schon traditionelle Sonntagabend-Konzert zu gestalten. Schon der Beginn gefiel den gut 80 Zuhörern: Den Gospel "Amazing Grace" singend zogen die vier Sängerinnen Gaby Dinglinger (Sopran), Kerstin Heinisch (Sopran), Katharina Heid (Alt) und Silvia Klösel (Alt) in die barocke Schlosskirche ein. Vor dem Altar sitzend hatte Pianist Wolfgang Klösel das Publikum bereits auf Grooven eingestimmt.
Seit sieben Jahren singt das Quintett unter dem Namen "Take Five", dem bekannten Stück des Jazzpianisten Dave Brubeck. Was auch schon einiges über das Programm ausdrückt, das sich Jazz, Swing, Bebop, Boogie, aber auch Pop widmet, das auch Improvisationen und sogar deutsche Volksweisen beinhaltet.
Mehrstimmiges Dahinschmelzen
Bei Louis Armstrongs jazzigem "What a Wonderful World" war gleich am Anfang Dahinschmelzen angesagt, so gefühlvoll und stimmig transportierten die Sängerinnen und ihr Bariton dieses Lied. Von Sting liehen sie sich dessen "Fields of Gold", ihre mehrstimmige Interpretation beeindruckte nicht minder.
Einige nachdenkliche Texte bereiteten auf folgende Stücke vor. Etwa als es über "Die Chance einer Bärenraupe" ging, die eine Autobahn erfolgreich überquerte, worauf ein "Bridge over Troubled Water" von Simon and Garfunkel folgte.
Liebeslieder und geistliche Songs, alle englisch gesungen, alle angejazzt, wechselten sich ab. Immer wieder hatten die Sängerinnen Gelegenheit, auch in Solo-Parts ihre Klasse zu demonstrieren. Etwa bei "Summertime" aus der Oper "Porgy and Bess" von George Gershwin, als Gaby Dinglinger mit ihrem glasklaren Sopran glänzte.
Singen gegen häusliche Gewalt
Ein Höhepunkt war "Gabriellas Song" aus dem Film "Wie im Himmel". Dabei geht es um eine Frau, die von ihrem Mann geschlagen wird und durch das Singen im Chor Mut und Selbstbewusstsein gewinnt und sich aus der Beziehung befreit. Das - wie im Film - schwedisch gesungene Lied ging in seiner Intensität zu Herzen. Die vier Sängerinnen zauberten den Chorgesang des Filmes und dessen Aufbruchstimmung herbei.
Boogie und Improvisation, aber auch Flower Power-Musik wie "Aquarius" aus dem Musical "Hair" ließen die Füße und Köpfe der Zuhörer wippen. Das zeitgenössische "African Halleluja" riss das Publikum letztlich zum begeisterten Schlussapplaus hin. Da durfte als Zugabe der swingende "Son of a Preacherman" nicht fehlen. Und dass das Ensemble auch auf Deutsch beeindruckt, bewies es mit dem romantischen Gute Nacht-Lied "O du stille Zeit".