Die Gemütslage im Freizeitzentrum war aufgewühlt. Glaubt man den Gesprächen beim Landfrauentag 2020, macht sich in den Ställen, auf den Äckern oder in den Hofläden zunehmend ein "Nichtnutztier" breit: der Amtsschimmel. Lebensmittel müssen vernichtet werden, weil die Maße nicht stimmen. Ein Biobauernhof in Eßleben verschenkt "Herzkartoffeln", die allein der Form wegen als unverkäuflich gelten. Dazu gesellt sich der Eindruck, dass mit Bienen-Volksbegehren oder Düngeverordnung den Bauern der "Schwarze Peter" zugeschoben werden soll für Folgen von Klimawandel und Umweltzerstörung.
Mehr Herz und Verständnis für die Landwirte statt Bürokratie, Niedrigpreise, Auflagen: das wünschte sich auch Kreisbäuerin Barbara Göpfert nach einem ökumenischen Gottesdienst und dem Auftritt des Landfrauenchors. Dass Produkte wie Fleisch, Eier oder Gemüse in Deutschland Importware seien, "das sollte uns zu denken geben", so die Fuchsstädterin. Ebenso, dass die Deutschen nur acht Prozent ihres Einkommens in Grundnahrungsmittel investieren würden: "Der Handel lacht sich kaputt über die Verbraucher und die dummen Bauern, die jeden Tag über den Tisch gezogen werden."
Die Stimmung war kämpferisch angesichts aktueller Treckerdemos und grüner Mahnkreuze auf den Feldern. Die Landwirte leisteten mehr für Natur- und Tierschutz als von der Öffentlichkeit registriert würde, sagte Göpfert. Nichtstaatliche Umwelt-Organisationen hätten zuviel Einfluss, europäische Lebensmittel seien oft nicht mehr konkurrenzfähig. "Weiterso macht unsere Betriebe in Franken kaputt." Ökolandwirtschaft gebe es nicht zum Nulltarif, mahnte die Kreisbäuerin. "Der Preis wird sein: Einfuhr von Lebensmitteln und Ausgleichszahlungen."
Was Frauen in Kenia und Bayern gemeinsam haben
In die gleiche Kerbe schlug Annemarie Biechl, Ehrenlandesbäuerin sowie ehemaliges Mitglied im Landtag und Präsidium des Bayerischen Bauernverbands BBV. "Wir sind Bäuerinnen und wir ernähren die Welt", zitierte die Festrednerin eine Kenianierin (die bayerischen Landfrauen engagieren sich auch in Ostfarika). Im Vortrag ging es um die Gestaltung vielfältiger Regionen. Biechl, Jahrgang 1949, entstammt einem Milchviehhof bei Feldkirchen, ist Oma von elf Enkeln und wirbt für ihren Berufsstand, der mehr Respekt und Wertschätzung verdiene. Entsprechend betreibe der BBV Jugendarbeit, von der Schule bis zum "Urlaub auf den Bauernhof", Werbung für regionale und saisonale Produkte, Weiterbildung, Brauchtums- und Landschaftspflege.
Biechl versteht nicht, warum es ein Fleischverbot brauche, während Cannabis freigegeben werden solle: "Wenn ich an meinen Mann denke, den macht ein Stück saftiges bayrisches Rindfleisch auch glücklich." Wenn bei der Oscar-Verleihung dann noch der Verzicht auf Milch im Kaffee gefordert wird, der Kälber wegen, ist das Unverständnis der Ehrenlandesbäuerin komplett. Statt Verbote, etwa beim Nutztier-Transport, brauche es klare Vorgaben und Zeit zur Umstellung, insbesondere für Kleinbetriebe. "Sie säen nicht, sie ernten nicht, aber sie wissen alles besser" zitiert Biechl einen Junglandwirt, der seinem Frust über die Nicht-Fachleute Luft gemacht habe. Die Oberbayerin forderte die BBV-Bäuerinnen zu Solidarität bei den Wahlen auf. Es reiche nicht, wenn Frauen auf den Listen stünden, sie müssten dann auch gewählt werden.
Statt Grußworten folgte eine Art Talkrunde auf der Bühne. Landrat Florian Töpper (SPD) setzt auf Planungssicherheit für Betriebe und Ausbildungsangebote für kommende Generationen, Stichwort Berufsschulzentrum. Staatssekretär Gerhard Eck (CSU) sah die Dinge in einer flammende Rede ähnlich wie Annemarie Biechl. Bayerns Landwirtschaft habe sich weitaus positiver entwickelt als wahrgenommen. MdL Paul Knoblach vertrat die Position der Grünen. "Wir haben die Erde von unseren Kindern und Enkeln nur geborgt": In der Landwirtschaft stimme das im Wortsinn, so der Biolandwirt. Auf seinem Hof übernehme bald die 13. Generation.
Bürgermeister Peter Pfister berichtete von lokalen Erfahrungen. MdB Anja Weisgerber (CSU) möchte eine praxisnahe Umsetzung der Dünge-Verordnung: So brauche es repräsentative Messpunkte. Hauswirtschafterin Elfriede Weikert vertrat das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten: "Wer Grundkenntnisse in der Hauswirtschaft hat, ist eher bereit, nachhaltig zu konsumieren und zu handeln". BBV-Vizebezirkspräsident Alois Kraus forderte, sich neuen Medien zu öffnen und die Öffentlichkeitsarbeit zu intensivieren – und war sich darin mit Bezirksbäuerin Maria Hoßmann einig. Peter Schleich vertrat die Sparkasse Schweinfurt-Haßberge, die viele Investitionen auf den Höfen mitfinanziert. Auch Landratskandidat Lothar Zachmann (CSU) zeigte bei den Landfrauen demonstrativ Präsenz.