
Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser begrüßte Gäste aus Gochsheim, Sennfeld, Schonungen, Dittelbrunn und Üchtelhausen, also aus den Gemeinden, die an das Klärwerk angeschlossen sind und etwa 40 Prozent der sechs Millionen Euro teuren Investition übernehmen. Auf ihrer Begrüßungsliste standen zudem die Ingenieurbüros und die Baufirmen, der Geschäftsführer der Stadtentwässerung, Johann Karl, Betriebsleiter Albrecht Scheuring, Werkleiter Klaus Theobald, Projektleiter Andreas Weigand und deren Mitarbeiter.
Grieser meinte, dass Umweltschutz nicht nur aus Sonnenenergie und Windkraft besteht, sondern insbesondere der Gewässerschutz in Zeiten der Klimaerwärmung eine wichtige Aufgabe der Kommunen sei. Die Industriestadt Schweinfurt habe dies rechtzeitig erkannt. Schon unter ihrem Vorgänger Kurt Petzold sei reichlich Geld für ein Klärwerk auf dem jeweiligen Stand der Technik geflossen.
Die Entwicklung
Grieser blickte auf die Geschichte der Schweinfurter Abwasserreinigung zurück. 1905 sollte ein Klärwerk an der Hahnenhügelbrücke entstehen. Doch dann kam der Erste Weltkrieg. Nach der Eingemeindung von Oberdorf im Jahr 1919 wurde für das Grundstück an der Schulgasse geplant. Doch Weltkrieg II folgte, und bis 1958 landeten im gesamten Stadtgebiet die Abwässer in Gruben, die von den Fahrzeugen der Stadt geleert wurden. Kanäle und eine erste mechanische Reinigungsstufe bescherte die Zeit um 1958. Die Kosten lagen bei 2,2 Millionen Mark für die Mechanik.
In den Jahren von 1977 bis '83 wurde für 42 Millionen Mark die Biologie mit Tropfkörpern und Nachklärbecken erstellt, 1987 bis '89 die Schlammbehandlung für acht Millionen Mark und zeitgleich eine Abluftanlage für 1,5 Millionen.
15 Millionen Euro kostete die Biologie II, die seit Mai 1993 dem Abwasser Phosphate und Stickstoffe entzieht. In den Folgejahren summierten sich weitere 4,5 Millionen Euro für die Prozessleittechnik, einen Sandfang und die Optimierung beim Stickstoffentzug. Mit den jetzt fälligen sechs Millionen Euro sei das Klärwerk wieder einmal an einem Ausbauende, aber gewisslich nicht lange, so die OB.
Die Technik
Hugo Barthel vom Ingenieurbüro Pro Terra (Eltmann) erläuterte die technische Seite der neuen mechanischen Reinigung. In das Klärwerk gelangen pro Sekunde bis zu 1000 Liter Abwasser. Ein Schneckenhebewerk mit drei Linien befördert das Abwasser aus den Kanälen auf das Niveau des knapp neun Meter höher gelegenen Klärwerks. Die drei Schnecken schaffen in der Sekunde jeweils 550 Liter.
Das Abwasser durchläuft dann die gesamte Mechanik, ehe es die biologischen Ausreinigungsstufen erreicht. Die beiden Sand- und Fettfangbecken sind 28 Meter lang, 4,30 Meter breit und fassen 1300 Kubikmeter. Das Vorklärbecken ist 44,50 Meter lang, zehn Meter breit und hat ein Volumen von 2160 Kubikmeter. In diesen Becken sortieren Rechen und Filter groben Schutz aus und der sich absetzende Schlamm wird in Faultürme gepumpt. Zur Mechanik gehört außerdem ein Maschinenhaus.
Dr. Herbert Wiener,
Mitglied des Bau- und "Umwelt(?)"-Ausschusses