Das Projekt "Kirchen(t)räume 2022" in der Gerolzhöfer Stadtpfarrkirche war wieder ein großartiger Erfolg. Der Besucherandrang zeigte, dass trotz zweijähriger Corona-Zwangspause das Projekt nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat: Die erste der beiden jeweils gut einstündigen Aufführungen war mit 300 Besucherinnen und Besuchern ausverkauft, zur zweiten Auflage um 22 Uhr kamen dann nochmals rund 150 Personen.
Das Kirchenprojekt-Team der katholischen Pfarrgemeinde - bestehend aus Matthias Kleinhenz, Annette Mößlein und Pastoralreferent Josef Pohli - hat in den vergangenen Jahren einen erfolgreichen Weg gefunden, auch die Menschen wieder in die Kirche einzuladen, deren Alltag sich sonst eher kirchenfern abspielt. Die Mischung aus kurzen, zum Nachdenken anregenden Texten, moderner Rock- und Popmusik und beeindruckenden Lichteffekten interessiert und berührt offenbar auch Menschen, die sich von der konservativen Liturgie der Gottesdienste nicht mehr angesprochen fühlen und keine regelmäßigen Kirchgänger mehr sind.
Bewährt hat sich, dass die "Kirchen(t)räume" ganz ohne den Beigeschmack einer aufdringlichen Missionierung daherkommen. Zugleich sind sie eine Möglichkeit, dass sich die Kirche sprichwörtlich im neuen Licht präsentiert - wobei mit Kirche nicht nur das Gotteshaus gemeint ist.
Die zentrale Frage der diesjährigen Veranstaltung lautete: "Woran glaubst du? An Macht und Geld? An die Freiheit und das große Glück? An Idole wie Messi, Ronaldo oder LeBron James?
An Jesus Christus und die Auferstehung? Oder bastelt sich jeder seinen Glauben selbst zusammen?" Die Besucherinnen und Besucher waren eingeladen, zur Ruhe zu kommen und darüber nachzudenken, woran sie glauben, was sie innerlich berührt und was ihnen im Leben tatsächlich wichtig und richtig erscheint.
Frage - Meditation - Musik
In zwölf verschiedenen Abschnitten stellten die Sprecher Erna Kleinhenz und Achim Winkelmann zuerst eine Frage in den Raum ("Glaubst Du an eine Welt im Frieden?", "Glaubst Du, dass man einen Krieg gewinnen kann?", "Glaubst Du an die Wahrheit?" "Glaubst Du an ein Recht auf Freiheit?"), ehe dann in einer kurzen Meditation gleichsam als Angebot und Entscheidungshilfe ein passendes Zitat aus dem Alten und Neuen Testament nachgeschoben wurde. Dem kurzen Textteil folgte jeweils ein inhaltlich passendes Musikstück, wobei es beispielsweise bei "Double Vision" von Foreigner oder bei "Rockin' on a free World" von Neil Young auch durchaus härter zur Sache ging.
Berührende Momente
Es gab aber auch die stillen, sehr berührenden Momente, etwa wenn Sarah Connor in "Flugzeuge aus Papier" über den Verlust eines geliebten Menschen sang oder Freddie Mercury und Queen die Liebe ihres Lebens beschrieben. Zum Abschluss des Abends - gerade in der aktuellen politischen Situation nach dem Einmarsch Rußlands in die Ukraine sehr passend - erklang dann Udo Lindenbergs Hymne "Wir ziehen in den Frieden".
Wie das Wortspiel "(T)räume" im Titel der Veranstaltung schon andeutet, sollten die Besucherinnen und Besucher sich auch auf die Wirkung des beeindruckenden Raums des Steigerwalddoms einlassen. Es standen Liegestühle bereit, aus denen man ganz bequem - ohne die Gefahr, einen steifen Hals zu bekommen - hoch in das gotische Gewölbe blicken und die beeindruckenden Lichteffekte genießen konnte. Der altbekannte und doch oft nur beiläufig betrachtete Raum erschien dabei im neuen Licht.
Meisterleistung am Licht
Für diese Licht-Installation war auch diesmal die Gerolzhöfer Firma MK Audio Veranstaltungstechnik zuständig. Das Team um Matthias Kram lieferte eine Meisterleistung ab. Im Vergleich zu früheren Veranstaltungen war diesmal noch mehr Spezial-Equipment am Start, es gab noch abwechslungsreichere Effekte. Zu jedem Musikstück gab es eine ausgefeilte Licht-Choreografie, die computergesteuert in absoluter Synchronität zur Musik und zum gesungenen Text passende Effekte in den Steigerwalddom zauberte. Selbst Kunstnebel in der Apsis durfte dabei nicht fehlen. Sehr beeindruckend und sehr sehenswert!
Und es gab sogar Livemusik. Während das vorproduzierte und am Computer abgespeicherte Programm mit Text, Musik und Licht-Choreo abgespielt wurde, legten Simon Plener (E-Gitarre) und Bernt Eichmüller (Violine) eigene Töne über die Rocksongs.
Das Publikum bedankte sich mit lang anhaltendem Applaus für die gelungene Inszenierung. Das Sponsoring der Gerolzhöfer Firma Kirchner und das erstmals erhobene Eintrittsgeld sorgten für die Deckung der Unkosten.
Interessieren würde mich vielmehr ob es durch diese Veranstaltung zu Spannungen innerhalb der traditionellen Kirchengemeinde gekommen ist. Wenn ich bei uns so schaue da kämen mir einige in den Sinn die so eine Veranstaltung als "Teufelszeug" bezeichnen würden.