
Pünktlich zum 1. Advent gibt es für die katholische Stadtpfarrkirche "Maria vom Rosenkranz" einen neuen Kirchenführer. Das Besondere daran: In dem 38 Seiten starken Büchlein gibt es sowohl kunsthistorische Texte als auch spirituelle Impulse. Einen vergleichbaren Kirchenführer diesen Zuschnitts gibt es in der Diözese Würzburg bislang noch nicht.
Der bisherige Kirchenführer ist seit geraumer Zeit vergriffen gewesen. Außerdem war er inzwischen inhaltlich zum Teil überholt. "Es wurde immer wieder, besonders von auswärtigen Besuchern, nach einem Führer für den Steigerwalddom gefragt", berichtet Pfarrer Stefan Mai. Dies sei die Motivation gewesen, jetzt ein neues Werk herauszugeben. Allerdings wollte Mai den Besucherinnen und Besuchern des Gotteshauses eine "andere Art" von Kirchenführer an die Hand geben: Neben den Texten, die - wie bei Standard-Kirchenführern üblich - auf die Baugeschichte und die künstlerische Ausstattung der Kirche eingehen, sollten die Leserinnen und Leser auch noch meditative Impulse bekommen.
Symbolik in Vergessenheit geraten
Beide Textarten sollten sich gegenseitig ergänzen. Ziel sollte es sein, aufzuzeigen, dass die Baumeister und Künstler früherer Jahrhunderte ein bestimmtes theologisches Programm vor Augen hatten, als sie die Kirche gestalteten. Denn vieles von der damaligen Symbolik und Formensprache wird heutzutage von den Menschen der Moderne nicht mehr intuitiv erkannt. Dieses verloren gegangene Wissen soll im neuen Kirchenführer wieder aufgefrischt werden. Pfarrer Mai: "Wir wollen dazu einladen, die Kirche und ihre einzelnen Elemente nicht nur als Kunstwerk und Glaubenszeugnis vergangener Zeiten zu betrachten, sondern bewusst nachzuspüren, was dieser Kirchenraum mit seinen Ausschmückungen uns heute in unserer Zeit und Lebenssituation noch sagen kann."
Als Autor der kunstgeschichtlichen Texte konnte Pfarrer Mai den Gerolzhöfer Klaus Vogt gewinnen, der sich seit über 20 Jahren hobbymäßig mit der Heimatforschung beschäftigt. Vogt recherchierte monatelang in den Archiven von Pfarrei und Diözese, ehe er - rein ehrenamtlich - seine gewonnenen Erkenntnisse für den Führer zu Papier brachte. Der Leser erfährt nun viel Neues aus der Baugeschichte des Gotteshauses, unter anderem dass die beiden frühbarocken Nebenaltäre aus einer Gerolzhöfer Schreinerwerkstatt stammen oder dass es mehrere Vorgänger zum heutigen Hochaltar von Johann Peter Wagner gab. Hingewiesen wird auch auf die barocke Bildsprache, wenn beispielsweise die Engel hoch oben am Hochaltar ein Kreuz, ein Herz und einen Anker in Händen halten und den Betrachter so auf "Glaube, Liebe, Hoffnung" hinweisen.
Stille in der Unrast des Alltags
Die Texte für spirituell Suchende hat Pfarrer Stefan Mai geschrieben. "Unsere Stadtpfarrkirche ist ein wertvolles Kulturgut, seit jeher aber auch ein Ort der Lebensbesinnung und Gotteserfahrung", sagt Mai. Dies wolle er mit seinen Texten unterstreichen. Dass die Kirche schon immer zu Gerolzhofen und seine Bewohner gehört, unterstreicht auch der Titel des neuen Führers: "Inmitten der Stadt" ist er überschrieben.

Seine Gedanken sind für Besucher gedacht, die Stille suchen in der Unrast des Alltags und die mit ihren Gedanken und Problemen mal für sich alleine sein wollen vor Gott. Auch Stefan Mai ist es gelungen, auf viele Besonderheiten im theologischen Bildprogramm des Steigerwalddoms hinzuweisen. So erklärt und interpretiert er, warum der Josephsaltar in der sonnigen Turmkapelle an der Südseite der Kirche ein Altar der Freude ist, während der Marienaltar in der nördlichen Kapelle ein Abbild von den Schattenseiten des Lebens ist.
In dem modernen Layout des Kirchenführers - verantwortlich dafür ist Grafiker Reimund Maier von der Öffentlichkeitsarbeit der Katholischen Stadtkirche Schweinfurt - sind die Meditationstexte von Stefan Mai durch einen zartgrünen Hintergrund farblich kenntlich gemacht. Die spirituellen Impulse beziehen sich zumeist auf die im Kirchenführer beschriebenen Kunstwerke und sind ihnen im Umbruch auch optisch zugeordnet.
Fotografien von Waldemar Wiederer
Für die Bebilderung des neuen Buches mussten aus urheberrechtlichen Gründen alle Fotografien neu erstellt werden. Einen Großteil der Bilder schoss Waldemar Wiederer, weitere Fotografien steuerte Klaus Vogt bei. Wie die beiden Autoren war auch Hobbyfotograf Wiederer über Wochen rein ehrenamtlich tätig. Der Rügshöfer hat sich durch die Veröffentlichung von gelungenen Naturaufnahmen in der Main-Post und durch eigene Bild-Präsentationen schon einen Namen gemacht. Es ist ihm gelungen, den Steigerwalddom ins beste Licht zu rücken. Alleine schon diese Bilder machen den neuen Kirchenführer sehenswert. Vielfältige Schwierigkeiten wie das Gegenlicht aus den hohen Fenstern oder der reflektierende Firnis auf den Altargemälden konnte er meistern. "Es war eine große Herausforderung für mich. Aber ich bin auch sehr stolz, dass man mich mit dieser Aufgabe betraut hat", meint Waldemar Wiederer, der sich vom fertigen Ergebnis seiner Arbeit im druckfrischen Kirchenführer angetan zeigt.

Der neue Kirchenführer kostet vier Euro. Er wird am Wochenende im Anschluss an die Gottesdienste im Steigerwalddom zum Verkauf angeboten. Danach liegt er am Schriftenstand der Kirche zum Kauf auf.