Manchmal sind Kinder die besten Botschafter in eigener Sache. Zum Auftakt der Feier „10 Jahre Kinderschutzbund“ in Schweinfurt brachte der Nachwuchs Poetry-Slammer Justus Lamm viele Dinge auf den Punkt, mit denen Kinder auf ihrem Weg in die Welt der Erwachsenen zu kämpfen haben. In gekonnten und selbst verfassten Reimen thematisierte er Mobbing und Ausgrenzung in der Schule, Probleme in der Familie mit trinkenden, schlagenden oder einfach überforderten Eltern und den daraus resultierenden Gefühlen für das Kind: mangelndes Selbstwertgefühl und die Bereitschaft, beinahe alles zu tun, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Da sind Kinder „erfinderisch“, manche Ritzen sich selbst, andere glauben permanent den Klassenclown spielen zu müssen.
Was Kinder erfahren, können sie später selber weitergeben
Mit seinen Versen hat Justus Lamm eigentlich schon sehr gut umrissen, worum es dem Kinderschutzbund auch in Schweinfurt geht. Stadtrat Gerd Schurz, zweiter Vorsitzender des örtlichen Kinderschutzbundes, konkretisierte in seiner Begrüßung in der Disharmonie, worum es den Menschen, die sich mit viel Herzblut und Zeit für die Kinder engagieren, geht. Offenheit, Toleranz, Ermutigung, Geborgenheit und Vertrauen. Dinge, die Kinder später ihren Kindern nur weitergeben können, wenn sie sie selbst erfahren haben. „Ein Kind, das umarmt wird, lernt zu lieben“.
Schurz dankte allen Ehrenamtlichen für ihre „stärkende Wegbegleitung in zehn ereignisreichen Jahren“. Neben Vertretern aus Ämtern, Stadtpolitik und den Kinderschutzbund fördernder Wirtschaft, begrüßte er „zwei Weitgereiste vom Landesverband in München“. Margot Czekal, geschäftsführende Pädagogin, und Schatzmeister Hans-Dieter Bott waren in die Disharmonie gekommen, um ihre Anerkennung dafür zum Ausdruck zu bringen, was hier in zehn Jahren an bemerkenswerter Aufbauarbeit geleistet wurde.
Den Rechten von Kindern eine Lobby geben
Die war in den ersten fünf Jahren des Kinderschutzbundes in Schweinfurt im wesentlichen geprägt von der Arbeit von Marianne Firsching. Ausführlich berichtete sie von der Pionierarbeit, die notwendig war, um den Rechten der Kinder eine Stimme und eine Lobby zu geben. In vielen anderen Kommunen war der Kinderschutzbund (1953 gegründet) schon aktiv, in Schweinfurt dauerte es bis 2008 als er in der Gaststätte „Solidarität“ aus der Taufe gehoben wurde.
„Kein Geld, aber viele Ideen und Idealismus“, skizzierte sie die ersten Jahre. Vieles habe man aus eigener Tasche bezahlt, schließlich fand man Unterschlupf im Mehrgenerationenhaus, seit 2013 hat man im Anwesen der Familie Hitz eine Bleibe gefunden. „Wer heute die Rechte der Kinder sichert, sichert die Menschenrechte von morgen“, fasste sie ihre Erfahrungen zusammen.
Vier maßgebliche Projekte
Seit fünf Jahren ist nun Daniela Schönig die Vorsitzende. Vier Säulen machen die Arbeit des Schweinfurter Kinderschutzbundes aus. Ehrenamtliche spenden ihre Zeit und ihre Lebenserfahrung, um Familien in vorübergehenden Belastungssituationen zu unterstützen. Die Familienpatenschaften wollen Hilfe zur Selbsthilfe vermitteln und werden von vielen Ehrenamtlichen getragen.
Jedes Kind hat das Recht, auch in schwierigen Situationen (zum Beispiel nach einer Trennung) beide Elternteile zu sehen. Das Angebot „begleiteter Umgang“ richtet sich an Familien, denen es nur schwer oder nicht gelingt, dies selbst zu regeln.
In Zusammenarbeit mit Gymnasien führt der Kinderschutzbund das Projekt „Kind=Kind“ durch. In Lerntandems treffen sich Kinder aus Gymnasium und Grundschule zur sozialen Interaktion – so entsteht ein Lernprozess, von dem letztlich beide Kinder profitieren, vor allem auch, weil dabei fachliche Betreuung und pädagogische Anleitung gewährleistet ist.
Im Elternkurs „Starke Eltern, starke Kinder“ werden Eltern bei ihrer nicht immer leichten Erziehungsarbeit unterstützt, denn auch ein vertrauensvolles und entspanntes Zusammensein mit Kindern will gelernt sein.
Wie eine große Familie
Darüber hinaus gibt es auch immer wieder Ausflüge und Anlässe sich zu treffen. 41 geschulte Paten stehen mittlerweile zur Verfügung und mit Yvonne Bauer auch eine Fachkraft, die alle Schulungen durchführt. Der Kinderschutzbund Schweinfurt ist in zehn Jahren sozusagen selbst zu einer Familie geworden. Eine Familie mit dem Ziel, die Lebenssituationen von Familien zu stabilisieren und so die Zukunftsperspektiven von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Und da in diesem Bereich die Arbeit nie ausgeht, sind weitere Helfer jederzeit willkommen. In diesem Sinne vielleicht noch bemerkenswert: Der Familienschutzbund hat in Deutschland rund 50 000 Mitglieder – der Tierschutzbund bringt es auf 800 000.
Weitere Informationen: www.kinderschutzbund-schweinfurt.de
info@kinderschutzbund-schweinfurt.de