Nicht zuletzt zur Erinnerung an die Wiederaufnahme der politischen Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik vor 50 Jahren wurde die Kibbutz Contemporary Dance Company aus Israel eingeladen und feiert so jeweils um 19.30 Uhr am Donnerstag, 26. März (Tanz-Abo I und freier Verkauf) und am Freitag, 27. März (Tanz-Abo II und freier Verkauf), ihr Debüt in Schweinfurt.
Die Kibbutz Contemporary Dance Company, 1970 von Yehudit Arnon gegründet und bis 1996 von ihm geleitet, entwickelte sich in den letzten Jahren zu einer der bedeutendsten Tanzcompagnien Israels. Geprägt durch die Handschrift ihres gegenwärtigen künstlerischen Leiters Rami Be‘er, erlangte das Tanzensemble international große Anerkennung. Be‘er gilt als einer der politischsten Schöpfer im Tanzbereich, jener Kunstform, die allzu oft wie abgetrennt erscheint von der Umgebung, in der sie entsteht. Grandiose Bilder, expressive Stücke und vor allem hervorragende Tänzer machen einen Abend mit der Compagnie zu einem außergewöhnlichen Tanzerlebnis.
Die Company wird mit „If It All“ eine abendfüllende Choreografie von 2012 zeigen. Choreografie, Bühnen- und Lichtdesign stammen von Rami Be’er, das Kostümdesign von Maor Tzabar und Rami Be’er. Die Musik stammt von Volcano Choire, Hildur Gudnadóttir, Nine Inch Nails, Massive Attack, Murcof, Olafur Arnalds, Marga Richter, Jonathan Johansson, Ludovico Einaudi und Ophir Leibovitch.
Zu erwarten ist eine bewegende Theatervorstellung in figurativen und abstrakten Kreisen, die von geschlossenen Formen zu offener Struktur wechseln. Der physische Raum ist in Bewegung und stellt eine Kette von Ereignissen von vielfältigen und sich ständig verändernden zwischenmenschlichen Beziehungen dar. Es gibt Choreografien, in denen die Anfangsszene so komplex und dunkel ist, so voller poetischer Melancholie und atemberaubender Stille, dass sie kaum zu ertragen ist.
Ein solcher Moment ist das Solo, das die Choreografie „If It All“ von Rami Be‘er eröffnet. Über der leeren Bühne steht ein kleiner gelber Vollmond. Eine Tänzerin, deren schwarzes Haar ihr Gesicht bedeckt, bewegt sich in einen Kreis aus Licht. Sie ist ganz in sich und in ihr Gebet versunken, verletzt und gefangen in einer endlosen Bewegung religiöser Hingabe. Gerade als die Intensität der Ruhe kaum noch zu ertragen ist, stürzt plötzlich eine Kaskade aus Licht auf die Bühne; Tänzer fallen in den Kreis ein, erobern Stille und Raum.
Dieser schroffe Wechsel ist charakteristisch für die Arbeiten von Rami Be‘er. Aber auch das fast unmerkliche Fließen von Bewegungen, Stimmungen und imaginären Räumen beherrscht der Choreograf, der auch das Bühnenbild, das Licht und die Kostüme seiner Arbeiten weitgehend selbst entwirft, mit großer Meisterschaft. Rami Be‘ers Choreografie erzählt keine Geschichte. Sie steht nicht für etwas anderes, dem sie künstlerischen Ausdruck verleiht, sondern sie beansprucht eine eigenständige Existenz, sie spricht sich selbst aus als das, was sie ist.
Wer will, kann im Treiben, Schweben, Bersten und Innehalten den Kampf des Lebens erkennen, den der Choreograf als eine Art „Inhalt“ mit einigem Zögern zugesteht – wenn überhaupt. Das Einzige, das den ganzen Abend unverändert bleibt, ist der kleine gelbe Vollmond, der im Hintergrund scheint und unseren irdischen Eifer in mildem Glanz ad absurdum führt.
Vorverkauf ab 7. Februar Tel. (0 97 21) 51 49 55 oder 51 0 – Internet: www.theater-schweinfurt.de