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SCHWEINFURT
Kellerkataster auf Eis gelegt
Manch Überraschendes findet sich noch in dem einen Gewölbekeller wie hier in einem Keller am Oberen Wall.
Foto: Hannes Helferich | Manch Überraschendes findet sich noch in dem einen Gewölbekeller wie hier in einem Keller am Oberen Wall.
Hannes Helferich
Hannes Helferich
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:09 Uhr

2016 hat der Stadtrat den Grundsatzbeschluss gefasst, den noch dürftigen Kellerkataster für den Altstadtbereich fortzuschreiben. In diesem Jahr wurde – wie zugesagt – geforscht, konkret waren das 59 Keller im Revier Krumme Gasse/Am Oberen Wall. Bei den Haushaltsberatungen im November forderte Hauptinitiator, Stadtrat Peter Hofmann (SPD), die unbedingte Fortsetzung der Erforschung. Er scheiterte, legt jetzt aber nach.

Die Ablehnung seines Antrags, 2018 zur Erforschung weiterer Keller 30 000 Euro zur Verfügung zu stellen, widerspreche der Beschlusslage. „Ich werde das nicht akzeptieren, zumal das zeigt, dass die Mehrheit der Stadtgeschichte keinen großen Stellenwert einräumt“, so Hofmann.

59 von rund 1000 Kellern sind erst erforscht

Den Auftrag zur Erforschung im Bereich Krumme Gasse/Oberer Wall hatte die Stadt an das Bamberger Fachbüro Format 4 plus vergeben. Astrid Regina Schneck, Archäologin und Denkmalpflegerin, hatte die stadthistorisch interessanten Ergebnisse der 59 von ihr beschriebenen Gewölbe im September im Stadtrat vorgestellt. Angesichts vieler noch vorhandener Keller regte die Projektleiterin eine Fortsetzung an. Im 51 Seiten starken Abschlussbericht hält sie dies sogar für erforderlich, um anhand von Vergleichskellern Forschungsergebnisse fundiert erarbeiten zu können.

Wünschenswert nannte sie das aus „wissenschaftlicher Sicht“ und weil „wichtige Erkenntnisse der Stadtgeschichte zu erwarten sind, wie beispielsweise zur ältesten Stadtbefestigung beim Alten Gymnasium, den dort vermuteten Gadenanlagen oder zu den Auswirkungen der beiden Stadtverderben.“

Viel Stadtgeschichte liegt im Untergrund

Zur Stadtgeschichte liege im Untergrund ein „großes Potenzial“, das zu bergen „auch in der Bevölkerung auf breites Interesse stoßen könnte“, schreibt sie. Hofmann sieht das genauso, weist deshalb im Antrag extra auf diese Passage extra hin. Der SPD-Stadtrat, dem Alt Schweinfurt bekanntlich sehr am Herzen liegt, verweist im aktuellen Gespräch mit der Redaktion auf die noch rund 950 vorhandenen Gewölbe, Keller und unterirdischen Gänge. Schritt für Schritt müsse man diese erforschen, sagt er und betont das Muss.

Für 2018 schlug er den Zürch als einem der ältesten Stadtteile und das Revier Bauerngasse/Zeughaus vor. Das aber scheiterte bei den Etatberatungen mit 6:9 Stimmen an der CSU-Mehrheit. Baureferent Ralf Brettin hatte Hofmanns Ansinnen zwar grundsätzlich als wünschenswert bezeichnet, dem Antrag aber den Stecker gezogen mit den Worten „2018 ist nicht das Jahr des Kellerkatasters.“ Man habe im Baureferat noch wichtigere Aufgaben zu erledigen.

Hofmann und Parteifreund Thomas End konnten eine Belastung der Bauverwaltung nicht nachvollziehen, wenn eine externe Gutachterin wie Schneck selbstständig die Keller untersuche. Brettin ließ den Einwand nicht gelten. Es gebe hohen Aufwand, den man nach außen nicht so wahrnehme. „Wenn wir das jetzt unterbrechen, kann von Kontinuität keine Rede mehr sein“, reagierte Hofmann vor vier Wochen verärgert. Der Ärger ist geblieben.

Großes öffentliches Interesse am unterirdischen Schweinfurt

Hofmann hat „nach wie vor keinerlei Verständnis für ein Nein.“ Er erinnert an den nach langer Diskussion gefundenen Kompromissbeschluss von 2016, in dem „klar zugesagt wurde, dass die kartografische Erfassung, Vermessung und Dokumentation der Keller fortgesetzt wird“ und man auf ein Mitwirken der Eigentümer und Bewohner hofft. Bei allen Erkundungen gab es diese Unterstützung, die Schneck sogar ausdrücklich lobte. „Das beweist das massive Interesse“, sagt Hofmann.

Die meisten Keller im untersuchten Revier stammen laut dem Gutachten aus der Zeit von vor 1850. Die Brauereianlagen dort sind zwischen 1830 und 1890 entstanden. Hilfreich waren für die Projektleiterin die Bauakten, die aber erst ab um 1850 vorhanden sind. Festgestellt wird, dass die meisten Keller erhalten sind und Basis für den Wiederaufbau der im Weltkrieg zerstörten Gebäude waren. Den baulichen Zustand der Gewölbekeller nennt das Gutachten „gut bis sehr gut“. Die Keller, die es nicht mehr gibt, seien Sanierungen zum Opfer gefallen.

Hofmann wies gegenüber der Redaktion hier den zweiten Teil des Beschlusses von 2016 hin, der besagt, dass kein historischer Gewölbekeller oder Kellergang mehr ohne vorherigen Anhörung im Stadtrat beseitigt werden darf. Der SPD-Stadtrat kündigt für 2018 einen erneuten Vorstoß an. Wichtig wäre neben Forschungen im Zürch und ums Zeughaus herum – mit übrigens vielen Brauereikellern – eine vertiefte Forschung unter den Anwesen Krumme Gasse 4 und Rückertstraße 27, wo Kaponniere vorhanden sind. Das sind massiv gemauerte Gänge oder Räume, aus denen die Verteidiger einst mit Gewehren und Geschützen feuerten. Hofmann will sein Ansinnen im Interesse der Geschichtsforschung „konsequent weiter verfolgen.“

SPD-Stadtrat Peter Hofmann hat ein Faible für historische Gewölbekeller und das Interesse der Bevölkerung bei Führungen ist groß.
Foto: Hannes Helferich | SPD-Stadtrat Peter Hofmann hat ein Faible für historische Gewölbekeller und das Interesse der Bevölkerung bei Führungen ist groß.
Ein noch nicht aufgeräumter Keller in der Krummen Gasse.
Foto: Peter Hofmann | Ein noch nicht aufgeräumter Keller in der Krummen Gasse.
Aufgeräumt ist dieser Keller unter der Brauerei Roth.
| Aufgeräumt ist dieser Keller unter der Brauerei Roth.
Nach unten führen in viele der noch vorhandenen Keller in der Altstadt sehr schmale und enge Treppenabgänge.
Foto: Hannes Helferich | Nach unten führen in viele der noch vorhandenen Keller in der Altstadt sehr schmale und enge Treppenabgänge.
 
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  • schlumpf100100@aol.com
    Für sowas historisches ist kein Geld da, aber in den Kasernen renovierte Gebäude abreisen schon. Und dann hat man teilweise wiederholt kaum Ahnung (erst Architektenwettbewerb, dann Bürgerbefragung), was man mit den gewonnenen Freiflächen machen soll. Geniale Idee: Landesgartenausstellung.... geht's noch??? Wo ist Mario Barth.....
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  • krug.klaus@t-online.de
    Ein Kellerkataster gehört schon aus Gründen der Sicherheit angelegt. Solche Kellergewölbe müssen auch instandgehalten werden, sonst stürzt da mal was ein. So etwas ist anderswo schon vorgekommen. Auf den Kellern stehen oft Häuser und mancher Keller dürfte sich auch unter mehreren Grundstücken hinziehen. Da sollten doch die Grundstückseigentümer wissen, ob ihr Haus auf einen solchen Keller steht und in welchem Zustand sich die Gewölbe befinden.
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  • eboehrer@gmx.de
    Anscheinend waren die Herren, die das zu entscheiden hatten, noch nie in so einem Keller bzw. bei einer Führung. Das Interesse war immens - unfassbar, dass das nicht fortgesetzt wird.
    Nun, ich hoffe, jeder Weiss, wen er zu wählen hat und wer sich wirklich für die Geschichte seiner Stadt interessiert. Die das abgelehnt haben sicher nicht.
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