Schweinfurt hat nicht nur den Dichter Friedrich Rückert (1788-1866) hervorgebracht, sondern auch die hochbegabte Malerin Margarethe Geiger (1789-1809). Ihn kennen Lyrikliebhaber auf der ganzen Welt, sie nur ein paar Insider. Denn Margarethe Geiger hatte einen unkorrigierbaren Fehler: Sie trug keine Hosen, wie sie selbst einmal sagte. Sprich: Sie war eine Frau.
Erst 1919 bekamen Frauen in Deutschland Zugang zu den Kunstakademien. Natürlich gab es schon zuvor immer auch Künstlerinnen, die sich gezwungenermaßen auf anderem Wege ausbildeten – Margarethe Geiger etwa bei ihrem Vater, dem Porträtmaler Conrad Geiger –, aber erst der Akademiebesuch öffnete und öffnet bis heute den Zugang zu Stipendien, Preisen und Ausstellungen.
Heute gibt es, gemessen an den Ausbildungszahlen, mehr Künstlerinnen als Künstler, und doch sind erstere auf dem Kunstmarkt immer noch unterrepräsentiert. Laut einer Statistik der Künstlersozialkasse verdienen sie zudem ein gutes Viertel weniger als ihre männlichen Kollegen.
Kunst von Frauen ist nicht irgendwie anders als die von Männern
Die 6. Triennale für zeitgenössische Kunst in Franken, zu sehen vom 28. Juni bis 15. September in der Kunsthalle Schweinfurt, zeigt diesmal ausschließlich Arbeiten von Frauen, versteht sich dennoch nicht als Fördermaßnahme für weibliche Kunst. Sie verzichtet bewusst auf einen Titel wie „Feminale“ und stellt auch nicht die Frage, ob die Kunst von Frauen irgendwie anders ist als die von Männern.
„Die Künstlerinnen und Werke, die wir ausgewählt haben, sprechen in ihrer Qualität für sich“, sagt Julia Weimar, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kunsthalle. Sie kuratiert zusammen mit der Bamberger Kunsthistorikerin und Kunstvereinsvorsitzenden Barbara Kahle die Triennale.
Es gehe vielmehr darum, unter dem Motto „Aufgefächert!“ das riesige Spektrum zu zeigen, das Künstlerinnen in ganz Franken abdecken, so Weimar. „Die Besucherinnen und Besucher sollen sagen: Was machen die denn für coole Kunst?“ Neun Künstlerinnen zwischen 31 und 83 Jahren haben es in die Ausstellung geschafft, die ja gleichzeitig ein Wettbewerb ist: Stefanie Brehm (geboren 1980 in Bamberg), Fatma Güdü (1983, Nürnberg), Ursula Jüngst (1965, Miltenberg), Barbara Sophie Nägle (1969, Würzburg), Stefanie Pöllot (1964, Nürnberg), Birgit Ramsauer (1962, Nürnberg), Heidrun Schimmel (1941, Bamberg), Julia Tiefenbach (1992, Hof), Lisa Wölfel (1988, Schweinfurt).
Gezeigt werden nahezu alle Kunstformen, von figürlicher und abstrakter Malerei über Fotografie bis hin zu Videokunst, Installation und Performance. Bespielt wird wie immer die Große Halle, wobei die vielen unterschiedlichen Formate jeweils eigene Räume bekommen werden. „Die Ausstellung funktioniert nur, wenn alle in einer Art Pingpong-Spiel zusammenarbeiten und nicht um die vermeintlich besten Plätze streiten“, sagt Julia Weimar. „Aber das haben wir gemeinsam mit den Künstlerinnen sehr kooperativ gelöst.“
So gilt es, die filigranen Stoffarbeiten von Heidrun Schimmel, der mit 83 Jahren ältesten Teilnehmerin, oder die zarte Malerei von Fatma Güdü ebenso zur Geltung zu bringen, wie die eigens für die Triennale geschaffene, großformatige Arbeit von Lisa Wölfel, die sich von der Decke in den Raum hinab schieben wird. Ein roter Faden wird aus der Halle zu einer Videoarbeit von Birgit Ramsauer ins Untergeschoss führen, wo die Raum- und Lichtverhältnisse geeigneter sind. In der Johanniskirche ist außerdem die Arbeit „Mariupol“ von Ursula Jüngst zu sehen.