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Schweinfurt
Keine Rede von der Industrie: Warum die FDP Schwarz-Grün kritisiert
CSU und Grüne bilden im Schweinfurter Stadtrat zukünftig eine Allianz, unterzeichneten eine Vereinbarung. Warum FDP-Stadtrat Georg Wiederer damit nichts anfangen kann.
ZF ist mit über 9000 Arbeitsplätzen der größte Arbeitgeber in Unterfranken. FDP-Stadtrat Georg Wiederer kritisiert, dass es in der neuen schwarz-grünen Vereinbarung über eine Zusammenarbeit im Stadtrat keine eigene Passage zur Unterstützung der Großindustrie gibt.
Foto: Josef Lamber | ZF ist mit über 9000 Arbeitsplätzen der größte Arbeitgeber in Unterfranken. FDP-Stadtrat Georg Wiederer kritisiert, dass es in der neuen schwarz-grünen Vereinbarung über eine Zusammenarbeit im Stadtrat keine eigene ...
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 17.05.2020 02:10 Uhr

Vor der konstituierenden Sitzung des Stadtrates am 5. Mai unterzeichneten Vertreter von CSU und Grünen feierlich die zwischen den beiden Fraktionen geschlossene Vereinbarung über eine intensive Zusammenarbeit in der kommenden Legislaturperiode bis 2026. Je nach Perspektive, ist diese Vereinbarung für die Stadt zukunftsweisend oder kritikwürdig.

FDP-Stadtrat Georg Wiederer hat sich jedenfalls nach intensiver Lektüre des zehnseitigen Papiers eine klare Meinung gebildet: Er steht ihr sehr kritisch gegenüber. "Das spannende an der Zusammenarbeitserklärung zwischen CSU und Grünen ist nicht, was darin steht, sondern, was nicht darin steht", schreibt er in einer Mitteilung.

Mit keinem Wort sei der „Strukturwandel“ erwähnt, den die Autoindustrie und die in der Stadt ansässigen Zulieferer in Sachen Elektromobilität durchliefen. Aus Wiederers Sicht "kein Wunder, denn auch das Wort „Industrie“ kommt nicht ein einziges Mal in dem Dokument vor." Er hält das für einen großen Fehler der neuen schwarz-grünen Koalition.

Die Stadt verliere nach und nach Wettbewerbsfähigkeit, liege im Ranking des Prognos Zukunftsatlas nur noch auf Platz 112. Die Abhängigkeit der Stadt vom Wohl und Wehe der Industrie sei bei CSU und Grünen wohl noch nicht angekommen, vermutet Wiederer. "Für den zukünftigen Wohlstand der Stadt, die Arbeitsplätze, Steuereinnahmen und Anziehungskraft für junge Menschen, die sich niederlassen wollen, ist das Wohl und Gedeihen der Industrie von zentraler Bedeutung. Hier aggressiv zu sein, die Attraktivität Schweinfurts für Neuansiedlungen zu stärken und sicherzustellen, dass bestehende Bereiche der Industrie in Schweinfurt verbleiben, ist die zentrale Zukunftsfrage für Schweinfurt. Hieran werden wir uns von zukünftigen Generationen messen lassen müssen", führt der FDP-Stadtrat in seiner Stellungnahme aus.

Wiederer fordert mehr Ideen und Lösungen, um der Industrie zu helfen

Dass sich das Thema in der Vereinbarung nicht wiederfindet, hält Wiederer für "höchst besorgniserregend." Er habe mehrfach Anträge zur Unterstützung der Industrie im Stadtrat gestellt, jetzt sei es an der Zeit zu handeln, "wir müssen uns jetzt um Lösungen kümmern." Noch schlimmer aus Wiederers Sicht wäre es, wenn sich CSU und Grüne beim Thema Industrie nicht hätten einigen können und deshalb das Thema ausgeklammert hätten.

"Für sechs Jahre Stillstand bei diesen kritischen Fragen haben wir als Stadt einfach keine Zeit mehr."
FDP-Stadtrat Georg Wiederer kritisiert, dass in der schwarz-grünen Stadtratskoalition keine Förderung der Industrie vorgesehen ist.

Aus Wiederers Sicht ist die von Schwarz-Grün geplante Weiterführung der „Stadtentwicklung“ zwar richtig, mehr Attraktivität für die Innenstadt sogar "löblich." Es fehlen ihm aber konkrete neue Projekte und Ideen, gerade in wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus immer schwieriger werdenden Zeiten. Dass der Wissenschaftsstandort ausgebaut werden soll, zahle zumindest langfristig auf den Strukturwandel ein: "Aber auch hier wird nichts Neues angestoßen, sondern soll nur bereits Geplantes umgesetzt werden. Und was hilft dies, wenn die gut ausgebildeten Studienabsolventen dann aus Schweinfurt wegziehen müssen, weil sie hier keinen Job finden?"

"Für sechs Jahre Stillstand bei diesen kritischen Fragen haben wir als Stadt einfach keine Zeit mehr. Bis dahin sind wichtige Standortentscheidungen getroffen und wir können auf die Überbleibsel der Industrie in Schweinfurt schauen", mahnt Wiederer. Er werde als Opposition jedenfalls dafür kämpfen und den "Finger in die Wunde" legen, um mehr Bewegung bei dem Thema zu haben.

 
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  • F. R.
    Die Vereinbarung ist eine Aneinanderreihung populistischer Schlagworte.

    Wiederer sagt es! SW drohen 6 verlorene Jahre! Die unter Grieser dynamischste Stadt Deutschlands ist jetzt unter ferner liefen.

    SW hat derzeit im "Angebot":
    0 Industriegrundstücke
    3 Gewerbegrundstücke
    0 Baugrundstücke für EFH

    Zu 1 & 2 kein Wort! Zu 3 kein Wort zu Pfannäckern & Streichung der Mönchkutten: bei Planung in 6 Jahren würde es nochmal ca. 4 Jahre bis zur Baureife dauern:

    MINDESTENS 10 JAHRE KÖNNEN JUNGE FAMILIEN IN SW NICHT MEHR BAUEN!

    Und das in einer überalterten Stadt! Immer mehr Rentner, immer weniger Einkommensteuer. Immer mehr Abhängigkeit von der Gewerbesteuer. Wenn bei der nächsten Krise andere Städte husten bekommt SW eine Lungenentzündung. Ohne Not verschenkt man zudem einen Standortvorteil der Industrie, für Fachkräfte, die ein Haus bauen wollen!

    Zu Schwarz-Grün in SW bleibt nur noch ein Bibelwort:

    Kann ein Blinder einen Blinden führen, fallen sie nicht beide in die Grube?
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  • F. R.
    PS: Lagen einst in der Prognos-Studie SW Stadt & Land und WÜ Stadt & Land gleichauf, wurden wir nun total von WÜ abgehängt! Weil Hochschul(nahe)-Einrichtungen, mit denen der Freistaat WÜ überschüttete, eine immer größere Rolle spielen: WÜ hat viel mehr Startups!

    Auf einen Studenten kommen in der Planungsregion WÜ 15 Einwohner
    und in SW/Main-Rhön 150 Einwohner.

    Das darf man sich nicht mehr gefallen lassen! Die Stadt SW sollte wegen dieser zweiten(!) Ungerechtigkeit (neben der Gebietsreform) ebenfalls in München vorstellig werden. Die neue TU Nürnberg sollte einen zweiten Standort in Ledward oder Conn aufbauen. Gerade für die neuen Herausforderungen der SWer Industrie wäre das sehr wichtig!

    Aber Schwarz-Grün bekennen sich in ihrer Vereinbarung lieber zur finanziell hochriskanten Blümchenschau. Die CSU zur Profilierung und die Grünen aus Dogmatismus. Von ihnen kann man nichts erwarten (kein Wort zur Steigerwaldbahn!) Sie werden die Stadt herabwirtschaften, wenn kein Wunder geschieht.
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