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Schweinfurt
Kein Musikwettbewerb: Unverständnis über Absage seitens der Stadt
In der Welt der professionellen Mandolinen- und Gitattenspieler hat Schweinfurt einen klingenden Namen. Warum die Veranstalter des Musikwettbewerbs sauer sind.
Der internationale Musikwettbewerb des Musikforums in Schweinfurt (im Bild die Musiker Kristina Lisner und Denis Ivanov im Jahr 2015) wird in diesem Jahr abgesagt.
Foto: Elke Tober-Vogt | Der internationale Musikwettbewerb des Musikforums in Schweinfurt (im Bild die Musiker Kristina Lisner und Denis Ivanov im Jahr 2015) wird in diesem Jahr abgesagt.
Oliver Schikora
 |  aktualisiert: 17.05.2020 02:10 Uhr

Im März diesen Jahres hätte der Internationale Musikwettbewerb des Vereins Musikforum stattfinden sollen, zum 30. Mal. Doch dann kam das Corona-Virus, die Ausgangsbeschränkungen und der Wettbewerb musste Mitte März abgesagt werden. Jetzt ist klar: 2020 gibt es gar keinen Wettbewerb. Wie lange er noch in Schweinfurt stattfindet, ist offen.

Der Grund ist nicht die Corona-Krise. Der Grund ist das Verhalten der Stadtverwaltung wegen einer Anfrage der Vereinsvorsitzenden Elke Tober-Vogt, die den Wettbewerb am Wochenende 31. Oktober/1. November nachholen wollte. Das lehnte das Ordnungsamt ab, da an einem "stillen" Feiertag wie dem 1. November ein internationaler Musikwettbewerb nicht statthaft sei.

Das Ordnungsamt ist zwar grundsätzlich der Meinung, dass klassische Musik durchaus dem "stillen" Charakter von Allerheiligen entspricht, wie aus der Antwort auf eine Anfrage von SPD-Fraktionsvorsitzendem Ralf Hofmann im Haupt- und im Kulturausschuss hervorging. Man sehe sich aber außer Stande, eine Genehmigung zu erteilen, da der dahinter stehende Wettbewerb eine Einstufung  als "öffentliche Unterhaltungsveranstaltung" im Sinne des Feiertagsgesetzes nach sich ziehe. "Gegen ein einzelnes klassisches Konzert wäre nach hiesiger Einschätzung auch nichts einzuwenden", heißt es in einem Schreiben der Stadt an die Veranstalter. Das Problem sei der Wettbewerb, der widerspreche aus Sicht des Ordnungsamtes dem "ernsten Charakter" des Tages. Überdies wolle der OB die Rathausdiele am 1. November nicht zur Verfügung stellen.

Elke Tober-Vogt und ihr Mann Gerhard Vogt auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2010.
Foto: Hannes Helferich | Elke Tober-Vogt und ihr Mann Gerhard Vogt auf einer Aufnahme aus dem Jahr 2010.

In dem von Ordnungsreferent Jan von Lackum unterzeichneten Schreiben wird ein anderer Termin nach dem 31. August vorgeschlagen – bis dahin dürfen ohnehin wegen der Corona-Krise keine Großveranstaltungen stattfinden. Elke Tober-Vogt ist im Gespräch mit dieser Zeitung hörbar erbost über die Aussagen der Stadt. "Das ist absolute Kulturignoranz", erklärt sie.

Ein anderer Termin für den geplanten Michael-Tröster-Wettbewerb für internationale Gitarrenmusik sei nicht möglich gewesen - weil die Rathausdiele nicht zur Verfügung stand, weil es zeitgleich geräuschintensive Veranstaltungen auf dem Marktplatz gegeben hätte oder weil gerade im Winter die aus der ganzen Welt kommenden Wettbewerbsteilnehmer viele Auftritte hätten. Dass der 1. November ein solches Problem für die Verwaltung darstellt, kann Tober-Vogt, deren Mann Gerhard Vogt den renommierten Wettbewerb einst ins Leben rief, nicht nachvollziehen.

"Das ist absolute Kulturignoranz"
Elke Tober-Vogt, Vorsitzende des Musikforums, über die Entscheidung des Ordnungsamtes, dass der internationale Musikwettbewerb am 1. November nicht stattfinden darf.

Sie verweist auf eine Auslegung zum Feiertagsgesetz, wonach am 1. November Kabarett-, Varieté- und Zirkusdarbietungen erlaubt seien. Dass das Schweinfurter Ordnungsamt den Internationalen Musikwettbewerb anders beurteilt löst bei Tober-Vogt Kopfschütteln aus. "Das", schreibt sie in einem Rundbrief an die Mitglieder des Musikforums, "ist ein Schlag ins Gesicht."

In der Tat gibt es eine Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung der ab 1990 von Gerhard Vogt initiierten und aufgebauten internationalen Musikwettbewerbe – im jährlichen Wechsel für Mandoline solo, Gitarre solo und Kammermusik mit Gitarre beziehungsweise Mandoline – in der Fachwelt und der Wertschätzung von Seiten der Stadt.

Die Wettbewerbe für Komposition sollten das zeitgenössische Repertoire für Zupfmusik erweitern helfen, die instrumentalen sollen dazu beitragen, Zupfinstrumente aus der Vorurteilsnische der Laien- und Hausmusik zu holen. „Wir wollen zeigen, dass Gitarre und Mandoline mehr können und ihnen mehr Ansehen im professionellen Konzertleben verschaffen“, sagt Elke Tober-Vogt. „Mit den Wettbewerben stellen wir bewusst eine internationale Vergleichsplattform auf professioneller Ebene für junge Künstler her.“

Die Teilnehmer kommen aus Mittel- und Osteuropa, Südamerika, Asien und Australien. Der Wettbewerb ist stattlich dotiert, bei einem Gesamtetat von 35 000 Euro gibt es 25 000 Euro für Preise, die man ausschließlich über Stiftungen und private Spender finanziert. Geld von der Stadt gibt es keines.

Die Konsequenz aus der jetzigen Diskussion ist für die Veranstalter klar: Man führt Gespräche mit anderen Städten, mittelfristig dort den renommierten Wettbewerb auszurichten. Laut Tober-Vogt habe man in den vergangenen Jahren in Schweinfurt immer wieder erleben müssen, dass "wir in unseren Aktivitäten nicht aktiv unterstützt, sondern eher behindert werden." Das wolle man nicht mehr länger hinnehmen.

 
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  • Funkenstern
    Schnüdel halt. Kleingeistig und industrielastig.
    Als Jugendlicher fand ich Schweinfurt grau. Heute ist es zwar bunter, aber in der Sache
    Immer noch IG-metall -lastig.
    Das sieht man in weltlicher Weitsicht, welche in SW in mehreren Varianten nicht vorhanden ist.
    Deswegen wird SW nicht über seine städtischen Tellerränder hinaus blicken können
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  • r.hellmann@web.de
    In der Sache spricht aus der Reaktion der Stadtverwaltung klares Banausentum. Hat Herr van Lackum angenommen, dass bei dem Wettbewerb eine Jimi Hendrix Revivalband auftritt oder Mandolinen und Mondschein geboten wird? Oder hat es einen anderen Grund? Herr Mathias Wiedemann hat am 19.2. zum wegen Corona ausgefallenen Wettbewerb den Satz geschrieben: "Schweinfurt ist im Bereich Industrie sicherlich keine Provinz, in Sachen Musik eher schon." Das städtische Musikangebot kann sich sicherlich mit Würzburg messen, insofern ist der Satz schon etwas frech. Sollte die Stadtverwaltung drob dessen verschnupftt gewesen sein und sich bemüßigt gefühlt haben, eine Retourkutsche zu fahren, dann wäre das allerdings schon etwas kleingeistig.
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