So richtig warm ist dem hoffnungsfrohen Konzertbesucher am Sonntagabend in St. Michael nicht geworden und das hatte weniger mit der Kälte in der Kirche zu tun. Die „Best of Harlem Gospel“ haben es jedenfalls bis zum Ende nicht geschafft, das Publikum von den Bänken zu reißen.
Dazu hatte Chorleiter Craig Wiggins schon vor dem ersten Stück „Halleluja“ aufgefordert. Aufstehen, in die Hände klatschen, mitsingen. Dazu muss man bei einem Gospelkonzert aber nicht auffordern, schon gar nicht ganz am Anfang. Das kommt von ganz alleine – wenn die Sänger mitreißen.
Am Sonntag fehlte dazu einiges, was zu einem großen Teil der Technik anzulasten ist. Gotteshaus an einem Sonntag – eine für einen Gospelchor dieses angekündigten Formats eine eigentlich wunderbare Konstellation. Leider kam zu oft nur ein einziger Lautstärken-Brei an, der viele Besucher mehr nervte als erfreute. Und dann hatte auch noch der Lichttechniker wohl nicht seinen besten Tag. Die Sänger standen bei ihren Soli zu oft im Schatten.
Freilich gab es auch einige starke Momente. Tiffany Marvin-Woodside etwa, eine im Gegensatz zu ihren Kolleginnen eher schmächtige Sängerin mit einem allerdings unglaublichen Volumen in allen Stimmlagen. Leider hatte sie nur einen Soloauftritt. Oder Timothy Rileys „Stille Nacht“ ziemlich zum Ende, gesungen in deutsch, dann gemeinsam mit dem Chor in der englischen Fassung. Da kam dann doch Mal Stimmung auf.
Stark war der Chor auch immer dann, wenn die Musik ruhte. Die A-Capella-Interpretation des Spirituals „Kum ba yah“ beispielsweise war wunderschön. „Komm her hier“ heißt das wörtlich übersetzt, das in den Südstaaten Amerikas von den Schwarzen gesungene Lied ist ursprünglich einfacher Appell an Gott, herzukommen und zu helfen.
Natürlich finden sich alle Klassiker im Programm: „He's Got the Whole World in His Hand“, „Carry me on“, der Mahalia Jackson-Klassiker „Nobody knows the trouble I've seen“, „When the Saints Go Marching In“ (Louis Armstrong). Nach der Pause in bunteren Kostümen dann noch Eric Claptons „Motherless Child“ oder „We shall overcome“ von Joan Baez. Ohrwürmer, die wir alle kennen.
Und: Auch Donald Trump spielte eine Rolle. Wenn der Chor im Februar 2017 seine Europatournee beendet, sei Trump der Präsident, stellte Chorleiter Wiggins ernüchtert fest. Der Chor kann wenigstens mitnehmen, dass Deutschland, Schweinfurt, die Besucher in St. Michael keine Trump-Fans sind. Keine Hand rührte sich bei der „Abfrage“. Als Wiggins danach den Namen Martin-Luther King nannte, brach Jubel aus.
Den hätte man sich auch fürs Konzert gewünscht, das viele der gut 400 Zuhörer gar nicht bis zum Ende durchstanden. Schade, kein „Happy day“.