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SCHWEINFURT (ERA)
Karotte mal anders – als Flöte
Klarinettistin Christina Dreiner holte eine Karotte, setzte ihr Klarinettenmundstück darauf und spielte. Nicht ganz, das Gemüse war vorbereitet. Dreiner hatte in die Karotte zuhause ein paar Löcher gebohrt.
Foto: c. Merkl | Klarinettistin Christina Dreiner holte eine Karotte, setzte ihr Klarinettenmundstück darauf und spielte. Nicht ganz, das Gemüse war vorbereitet. Dreiner hatte in die Karotte zuhause ein paar Löcher gebohrt.
Redaktion
 |  aktualisiert: 12.06.2016 03:31 Uhr

Die Ouvertüre von Mozarts Oper Zauberflöte in Bearbeitung nach Art einer Harmoniemusik erklang zur Eröffnung. Mucksmäuschenstill lauschten die über 160 Schüler der Friedrich Rückert-Grundschule dem schwungvollen Beginn des Auftritts des Holzbläserquintetts „Cinque Venti“ aus Nürnberg. Das heißt so viel wie „fünf Winde“, erklärte Miriam Ahrens, Oboistin in diesem Ensemble. Die Mitglieder sind allesamt fortgeschrittene Studenten an der Hochschule für Musik in Nürnberg und Stipendiaten des Vereins „Yehudi Menuhin Live Music Now (LMN) Franken“, der dieses Konzert ermöglicht hatte.

Miriam Ahrens stellte jedes Instrument vor und wusste eine Menge zu erzählen. Wie lange es die Instrumente schon gibt, wie der Ton entsteht und wie sie gespielt werden. Jedes Mitglied spielte ein virtuoses Solostück – so konnten die Kinder den besonderen Ton von Querflöte und Klarinette, Oboe, Fagott und Horn hören. Die Musiker erzählten auch, warum sie sich gerade das Instrument ausgesucht hatten, das sie jetzt spielen. „Ich selber bin quirlig und schnell, für die Flöte gibt es viele Stücke, die genau das ausdrücken“, sagte Milan Jeremic, der Flötist.

Nicht schlecht staunten die Kinder, als Christina Dreiner eine Karotte aus der Tasche zog, ein Klarinettenmundstück darauf setzte und zu spielen anfing. Motomi Kimura „darf bei uns mitspielen, weil ihr Instrument mit seinem weichen Klang so gut in unser Ensemble passt“, auch wenn das Horn eigentlich ein Blechblasinstrument ist. Und das „große Stück Holz“, das Fagott, gibt Tiefe und Rhythmus, begründete Lisa Stockner ihre Instrumentenwahl.

Als die Fünf dann mit Bagatellen von Györgi Ligeti und einen Tanz von Ferenc Farkas zusammen loslegten, applaudierten die Kinder begeistert und folgten den Geschichten von Fuchs, Huhn und Maus des italienischen Komponisten Luciano Berio.

Der Verein LMN Franken bringt Musik zu den Menschen, erklärte Vereinsvorsitzende Erna Rauscher. Der weltberühmte Geiger Yehudi Menuhin, der vor 100 Jahren geboren wurde, hatte die Idee gehabt, mit klassischer Musik hinaus zu den Menschen zu gehen und vor allem an Orte, wo Menschen leben, die keine Möglichkeit haben, selbst zur Musik zu kommen. Das sind beispielsweise Fördereinrichtungen, Krankenhäuser, Seniorenheime, aber auch Justizvollzugsanstalten und Brennpunktschulen.

Über ganz Deutschland verteilt gibt es 20 dieser Vereine. Gerade draußen, außerhalb von den Konzertsälen, entfaltet die Musik dann vor Ort ihre Wirkung.

 
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