KARL, die neue "Kommunale AbwasserRichtLinie", stellt auch Reichmannshausen vor Herausforderungen, als nordöstlichsten Gemeindeteil Schonungens, mit rund 400 Einwohnern. Erst vor kurzem wurde die KARL von der EU erlassen. Ingenieur Hans-Ulrich Hoßfeld vom Kissinger Büro Hoßfeld & Fischer berichtete im Gemeinderat von Modernisierungsbedarf bei der Abwasserentsorgung.
Ursprünglich habe Reichmannshausen einmal als "Solitärstück" mit schönen Teichen gegolten, sagte der Fachmann. Seither wurden die europaweiten Auflagen zur Wasserqualität immer strenger. Mit zwei großen Teichbecken und einfachster Bakterienreinigung als Kläranlage sei es nicht mehr getan, stellte Hoßfeld fest. Zudem ist die Anlage nur mit einem schwachen Bachlauf verbunden. Dazu gesellt sich der Klärschlamm, der kaum noch in die Landwirtschaft ausgebracht wird und entsprechend verbrannt werden muss.
Bau einer Abwasserleitung als Problemlösung
Letztlich läuft das Problem auf den Bau einer Abwasserleitung hinaus. Die Gemeinde Aidhausen verlange als möglicher Anbindungsort eine (teure) Untersuchung, so Hoßfeld. Es bliebe der Weg über die Anlage Löffelsterz im Süden oder der Transport nach Maßbach-Poppenlauer, in Richtung Ellertshäuser See.
In der Klärteichanlage müsste dazu ein Sandfang eingebaut und "Rechengut" abgefischt werden, ebenso braucht es eine Hocheffizienz-Pumpe und Drucklufteinsatz im Rohr, contra Geruchsbildung. Nach Löffelsterz sind etwa 100 Meter Höhenunterschied zu überwinden, Richtung See gibt es vergleichbare Förderhöhen. Bei den Direktkosten scheint Löffelsterz etwas günstiger, bei den Folgekosten ähneln sich beide Varianten.
Eine Aufrüstung der Kläranlage Reichmannshausen würde einige Millionen Euro kosten, mit aufwendigem Betrieb. Die Variante Löffelsterz schlägt mit etwa 3,9 Millionen Euro zu Buche, die Variante See mit 4,05 Millionen Euro. Die jährlichen Betriebskosten summieren sich auf jeweils 50.000 Euro. Gefördert würde nur der Trassenbau, so der Referent, mit etwa 15 Prozent: "Das entspricht in etwa der Mehrwertsteuer".
Es gab einige Nachfragen am Ratstisch. Abwasser-Tankwägen wären als Alternative nur eine Notlösung, hieß es seitens der Planers. Eine autarke Energieversorgung der Anlage scheint ob des hohen Strombedarfs schwierig. Angesichts langer Planungszeit wird es die Inbetriebnahme wohl erst 2030 geben. Knifflig ist auch die Klärschlammentsorgung, zusätzlich zum Transport braucht es die Vorbehandlung. "Wir wissen nicht, wie es langfristig aussieht", meinte Bürgermeister Stefan Rottmann zum Problem der Abnahme. Wolfgang Perschke regte einen Verlauf der Leitung am Radweg an. Andre Merz fragte nach Auswirkungen auf die Gebühr. Der Rathauschef bekräftigte den Willen zur Einheitsgebühr in der Gesamtgemeinde, Zusatzbeiträge sollte es möglichst keine geben.