Gesichter, überall sieht Karl-Heinz Weppert Gesichter. In einem Stiefelknecht entdeckt er einen Unterwürfigen, in einem alten Draht einen Zerknautschten, in einem Schraubenschlüssel einen Erschreckten und in einer platten Dose einen fetten Hund mit Hängebacken. Aus diesen Fundstücken schraubt und klebt Weppert schräge Figürchen, skurrile Skulpturen und witzige Assemblagen in Zigarrenkistchen. Zu sehen waren die Arbeiten bislang nur bei ihm zuhause und in seinem Büro.
Kurz nach seinem 75. Geburtstag zeigt der Mann, der seit mehr als 30 Jahren Kataloge über Kunst und Künstler gestaltet, seine bis dato ganz private künstlerische Seite zum ersten Mal öffentlich: im Salong des Kunstvereins. Eigentlich sollte es nur eine eintägige Veranstaltung für Familie, Freunde und Leute aus der Kunstszene werden, mit denen Weppert schon so lange zusammenarbeitet. Aber die Resonanz auf seine Arbeiten war so groß und die Gäste haben sich so sehr amüsiert, dass die Ausstellung „Gesichter... überall Gesichter“ bis Sonntag, 3. November, täglich von 16 bis 19 Uhr, im Salong in der Kunsthalle zu sehen ist.
Wepperts enge Beziehung zur Kunst reicht zurück in die Schulzeit mit Isi Huber als Lehrer, der sich bemüht habe, ihm das Zeichnen beizubringen, formuliert es Weppert in seiner bekannt zurückhaltend-selbstironischen Art. Nach Lehre und Meisterprüfung als Schriftsetzer studierte er für das grafische Gewerbe und kehrte nach ein paar Münchner Jahren in die elterliche Druckerei in der Zehntstraße ein. Zu dieser Zeit war die Sammlung Georg Schäfer in Obbach untergebracht und Karl-Heinz Weppert gestaltete zusammen mit Kurator Jens Christian Jensen den ersten großen Katalog.
Unzählige Publikationen sollten folgen. Heute hat Weppert Kontakte zu Museen im gesamten deutschsprachigen Raum und wird als erfahrener „Katalogmacher“ sehr geschätzt. Es reizt ihn immer wieder aufs Neue, einen Künstler zu „erkennen“ und ihm mit dem Katalog eine Art Porträt zu widmen.
Die Druckerei Weppert wird nach einer Insolvenz 2004 von einem Nachfolger weitergeführt. Heiner Weppert, wie ihn viele in Schweinfurt nennen, macht als Angestellter in der Firma Wepp-Design von Sohn Nicolas heute ganztags das, was er früher nach Feierabend gemacht hat: Kataloge, Einladungskarten und vieles mehr, das mit Kunst zu tun hat, gestalten. Dass er seit zehn Jahren eigentlich Rentner ist, scheint ihn nicht weiter zu beeindrucken.
Das ist sozusagen die öffentliche Seite von Karl-Heinz Weppert, auch wenn der Gestalter eines Katalogs nie wirklich im Rampenlicht steht und oft allenfalls im Impressum erwähnt wird. Der private Weppert war bislang nur für sich und seine Frau Brigitte künstlerisch tätig. Die Ausstellung im Kunstsalong gliedert sich in drei Teile: kleinformatige Malerei und grafische Arbeiten von 1962 bis 64, die Weppert bescheiden seine „frühen Versuche“ nennt, daneben Serien von Fotografien und Objektkunst.
In der Fotografie interessieren ihn oft Details am Rande der Aufmerksamkeit. Er ordnet die Bilder nach Themen, bearbeitet sie am Computer, manche führt er malerisch weiter. Am faszinierendsten aber sind seine schrägen Figuren und Skulptürchen aus Fundstücken. Heinz Altschäffel lobte sie bei der Eröffnung knapp und trocken als „witziges Zeug“. Und wirklich: die Objekte spiegeln Wepperts Hang zur Ironie und seine Vorliebe für einen hintergründigen Witz, der sich selbst nie zu ernst nimmt, besonders gut wider.
Der Kunstsalong ist derzeit nur über die Treppe auf der Ostseite der Kunsthalle erreichbar.