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Schweinfurt
Kardiologen informierten in Schweinfurt zum Thema Herzschwäche: Was das schwache Herz stark macht
Ursachen für eine Herzschwäche können sein: Herzinfarkt, Herzklappenfehler, Bluthochdruck, Diabetes, Schlafapnoe, Krebstherapie, Herzmuskelentzündungen, Herzrhythmusstörungen, angeborene Herzfehler, Überfunktion der Schilddrüse, aber auch Alkohol, Drogen, Medikamente.
Foto: SIphotography | Ursachen für eine Herzschwäche können sein: Herzinfarkt, Herzklappenfehler, Bluthochdruck, Diabetes, Schlafapnoe, Krebstherapie, Herzmuskelentzündungen, Herzrhythmusstörungen, angeborene Herzfehler, Überfunktion der ...
Manfred Herker
 |  aktualisiert: 16.11.2024 02:35 Uhr

Über die "Medikamentöse Therapie" sprach Dr. Marc-Alexander Katz vom Ambulanten Herz- und Gefäßzentrum anlässlich einer Informationsveranstaltung zum Thema Herzschwäche in der Schweinfurter Stadthalle. Zum Auftakt hatte Jochen Genzel vom MVZ Leopoldina erklärt, wie sich ein schwaches Herz bemerkbar macht (wir berichteten).

Man staunt über die hoch komplizierten Wirkweisen dieser Arzneimittel, die einer sorgfältigen Abwägung und Kontrolle des verordnenden Kardiologen bedürfen. Das Medikament Entresto z.B. ist eine Kombination der Wirkstoffe Sacubitril und Valsartan. Diese Medikamente helfen laut Dr. Katz, den Blutdruck zu senken. Außerdem wirken sie positiv auf die Wasserausscheidung und auf Umbauprozesse im Herzgewebe. Sogenannte SGLT-2 Hemmer wie Dapagliflozin (Handelsname Forxiga) sorgen dafür, dass Glukose und Natrium nicht aus dem Urin zurück ins Blut transportiert werden. Betarezeptorenblocker (Bisoprolol) verringern die schädliche Wirkung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin

Lebensrettende Chemie

Der Wirkstoff Spironolacton (Aldactone) wiederum gehört zu den MRA-Hemmstoffen, die den Umbau von Muskel- in Bindegewebe im Herzen verringern und die Studien zufolge einen lebensverlängernden Effekt ergeben. Hinzu kommen aufgrund der Begleiterkrankungen häufig zum Einsatz: ACE-Hemmer (Ramipril), Sartane (Candesartan), Diuretika zum Entwässern. Katz betont: "Unbedingt vermeiden sollten Sie als Herzschwäche-Patienten die Einnahme von Schmerzmitteln des Typs Ibuprofen/Diclofenac. Sie erhöhen an der Niere die Rückführung von Natrium und Wasser und können so zur Entgleisung einer Herzinsuffizienz führen".

Leopoldina-Chefarzt Prof. Dr. Karl Mischke referierte über die "Interventionelle Therapie der Herzschwäche". Doch zunächst betont er, dass die beste Strategie bei der Herzschwäche die Behandlung der Grundkrankheit sei: Vorhofflimmern, Bluthochdruck, koronare Herzerkrankung, Erkrankungen der Herzklappen und des Herzmuskels. Die interventionelle Herzschwäche-Therapie umfasst die Versorgung mit implantierbaren elektronischen Geräten: Herzschrittmacher und Defibrillatoren.

Ein Herzschrittmacher wird eingesetzt bei krankhaft langsamen Herzschlägen (unter 40 Schlägen/Minute) und zu langen Pausen (über 3 bis 6 Sekunden zwischen den Herzschlägen). Ein Defibrillator überwacht ständig den Herzrhythmus. Er kommt zum Einsatz bei schnellen Herzrhythmusstörungen, die in lebensbedrohliches Kammerflimmern übergehen könnten. Außerdem kann ein "Defi" bösartige Rhythmusstörungen beenden – nicht verhindern. Und er hat zusätzlich eine Schrittmacherfunktion.

Kleiner Notarzt in der Brust

Defibrillatoren können zur Primärprävention zum Einsatz kommen, bei einem erhöhten Risiko für bedrohliche Herzrhythmusstörungen. Als Sekundärprävention für Patienten, die bereits einen Herzstillstand oder eine bedrohliche Herzrhythmusstörung erlitten haben. Ausführlich erläutert Mischke die Implantation dieser Geräte und die richtige Wahl der verschiedenen Defi-Systeme.

Ein Herzschrittmacher.
Foto: Marcel Mettelsiefen | Ein Herzschrittmacher.

Die kardiale Resynchronisations-Therapie dient Patienten, bei denen neben einer hochgradig verringerten Pumpleistung auch ein sogenannter Linksschenkelblock (Störung des Erregungsleitungssystems des Herzens) vorliegt. Diese Therapie mit einem speziellen Schrittmachersystem (mit oder ohne Defi) sorgt dafür, dass das Herz wieder synchron und effektiv arbeitet.

Zum Schluss sprach Priv.-Doz. Dr. Tobias Koppara vom Ambulanten Herzzentrum zum Thema "Was ist im Alltag bei Herzschwäche zu beachten". Eine herzgesunde Ernährung orientiert sich an der sogenannten Mittelmeerkost: hoher Anteil an Gemüse, Obst, Salat, Ballaststoffen. Verzicht so weit wie möglich auf rotes Fleisch sowie Fertiggerichte. Ungesunde gesättigte Fette wie Palmöl und Kokosfett meiden. Salz und Zucker reduzieren, Trinkmenge 1,5 bis 2 Liter am Tag.

Ein gesunder Lebensstil umfasst auch: Kontrolle des Blutdrucks, Wiegen täglich zur gleichen Zeit (Ödeme), regelmäßige körperliche Aktivitäten (Herzsportgruppen), kein Nikotin und Drogen, weniger Stress und mehr Entspannung, Vorsorgeuntersuchungen nutzen.

Koppara gab wertvolle Anregungen für Reisen mit Schrittmacher/Defi und Hilfe bei psychischen Problemen. Abschließend riet er den Zuhörern: "Verlassen Sie sich nicht nur auf die Medizin als Reparaturbetrieb. Nehmen Sie selbst eine aktive Rolle ein, um dem Auftreten einer Herzschwäche vorzubeugen, sie stabil zu halten oder sie zu verbessern".

 
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