
Roger Treubert (60) ist gern am Tieftalsee in Oberlauringen, seiner Heimat. Er hat hier schwimmen gelernt, hat viel Zeit hier verbracht. Als Soldat hat er hier seinen ersten Unteroffizierslehrgang geleitet. Ist damals allerdings nicht alles so nach Plan gelaufen, erinnert er sich und lacht, wenn er an den steckengebliebenen Lastwagen damals denkt. Treubert wirkt sonst ernst, es fällt ihm auch schwer, fürs Foto zu lächeln. "Eigentlich bin ich locker und lustig – aber auf Kommando. . ." Sein Fazit: "Ich lache, wenn ich die Wahl gewonnen habe".
An seine Zeit als Soldat denkt er gerne zurück, vor allem an den Teamgeist und die Kameradschaft. 20 Jahre war er beim Bund, jetzt ist er Teamleiter bei ZF. Zum Fototermin trägt er an seinem Revers unter anderem das Wappen Stadlauringens und das Ehrenkreuz, das ihm der frühere Verteidigungsminister Manfred Wörner verliehen hat. "Eigentlich wäre mein Lieblingsplatz der Truppenübungsplatz", scherzt er am Telefon. Der liegt übrigens in Kanada, erzählt er später.
"Wir haben Glück, dass keiner aus der AfD im Gemeinderat ist", sagt er. Das soll so bleiben, daran müsse man arbeiten. Gemeinsam. Und dabei auch mal über den Tellerrand schauen. "Das ist ganz wichtig". Sich für andere, für Schwächere einzusetzen, ist ihm wichtig. Dazu hat er auch seine Kinder erzogen: "Da bin ich stolz drauf".
Zwei Perioden im Stadtlauringer Gemeinderat
Zwei Perioden war Treubert im Gemeinderat, vor sechs Jahren hat er aufgehört. Warum? "Weil ich nichts verändern konnte", sagt er. Er hat konkrete Idee, was er machen, was er ändern will. Die Gemeinderäte seien mehr in die Entscheidungen einzubinden, forderte Treubert schon bei seiner Vorstellung. Gespräche im Vorfeld müssten intensiviert und offen geführt werden, die nötigen Informationen rechtzeitig vorliegen. Das hat ihm in seiner Zeit als Gemeinderat nicht gefallen.
Auch ist er der Meinung, es müsse nicht immer alles einstimmig beschlossen werden. Warum das ein Ziel sein soll, versteht er nicht. Er setzt eher auf öffentliche Diskussion im Gemeinderat statt auf interne Besprechungen. Einstimmigkeit anzustreben, sei nicht gut. "Das hat nichts mit Demokratieverständnis zu tun."
Fürsorgepflicht für die Angestellten
Als Bürgermeister würde er eine Personalvertretung für die Mitarbeiter des Marktes installieren. "Aus Fürsorgepflicht." Bedarf wäre da, sagt er. Die Mitarbeiter hätten keinen Ansprechpartner bei Problemen.
Treubert treibt aber noch mehr um. Auch deswegen ist der Tieftalsee sein Lieblingsplatz. Man sieht schön auf Oberlauringen. Und sieht in seinen Augen keine Weiterentwicklung. Stadtlauringen wachse, Leute ziehen dort hin. In Oberlauringen sei es das Gegenteil. "Es gibt keine attraktiven Baugebiete." Und der Weg ins Siedlungsgebiet sei quasi nur mit einem Geländewagen zu befahren. "Die Ortsteile werden abgehängt", kritisiert er.
Die Dorferneuerungsprojekte, die in den vergangenen Jahren gelaufen sind, findet er gut. Aber er wünscht sich mehr für die Ortsteile. Breitbandverkabelung, zum Beispiel. Einfach zu sagen, das sei Sache des Bundes, findet er nicht gut. Da müsse man eben Druck machen. "Die Ortsteile müssen attraktiver bleiben, damit die Jugend bleibt", das ist ihm ein Anliegen. Er setzt große Hoffnung auf das Verkehrskonzept des Landkreises. Alles ist besser, als das, was wir jetzt haben."
Treubert würde lieber Flächen aufforsten, als abzuholzen. Und auch den Tourismus würde er gerne ankurbeln. Kaum einer wisse, dass bei Oberlauringen der höchste "Berg" im Landkreis liege, der Laubhügel. Potenzial, das man entwickeln könne. "Wir könnten eine Vorreiterrolle im Landkreis haben." Dabei sollte man aber nicht außer acht lassen, dass die Menschen in den Dörfern auch gut leben und einkaufen wollen, Infrastruktur brauchen. "Ich möchte kein Museumsdorf werden."
Was muss ein Bürgermeister können? "Vermitteln können und die Leute mitnehmen", meint Treubert. Außerdem müsse er den Blick in die Zukunft richten. "Und Ehrlichkeit ist ganz wichtig".
- Lesen Sie auch das Kandidaten-Porträt von Friedel Heckenlauer
- Eine Grafik mit Links zu den bisher erschienenen Bürgermeister-Kandidaten-Porträts finden Sie hier.
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