"Da muss wieder Leben rein!" Oliver Brust (47 - Freie Wähler) sitzt im leeren "Fränkischen Hof" und wünscht sich, dass das Gemeindegasthaus auch wieder gastronomisch Mittelpunkt von Geldersheim wird. Dort dauerhaft Pächter zu etablieren ist eines der Ziele von Brust, der 2014 zum Bürgermeister gewählt wurde. Viele Erinnerungen verbinden ihn mit Dorfplatz und Gasthaus. Schon als 12-Jähriger saß er an der Ladenkasse des Edeka-Marktes seiner Eltern, einen Steinwurf vom Gasthaus entfernt, beobachte wie zur Kirchweih die Fahrgeschäfte aufgebaut wurden.
Kirchweih muss doch mehr sein als Losbude und Autoscooter, hat er sich schon als junger Mann gedacht und wurde zum Motor der wiederbelebten "Galderschummer Kerwa" mit Hammeltanz und Fichtenburschen. Seit 1989 veranstaltet der örtliche Verein für Heimat- und Brauchtumspflege die Kirchweih wie einst. Trachten, Tradition und Brauchtumspflege – mehr als nur Steckenpferde des Oliver Brust, der es bis zum Gauvorstand des Trachtenverbandes Unterfranken gebracht hat. Brust trägt selber gerne authentische Tracht und ermutigt Amtskollegen mit Erfolg es ihm gleichzutun – zum Beispiel als Vertreter der Region im Festzug beim Münchner Oktoberfest.
Als Gauvorstand will er nicht mehr kandidieren, seine Kräfte auf Geldersheim fokussieren. Zu groß die Herausforderungen mit der Konversion der einstigen Flächen der US-Amerikaner, die sich größtenteils auf Geldersheimer Grund befinden, oder der Ausweisung neuer Baugebiete, um junge Familien im Ort zu halten. Ankerzentrum, besserer ÖPNV nach Schweinfurt, ein innovativer Gewerbepark auf den Konversionsflächen ohne rauchende Fabrikschlote, verbesserte Nahversorgung in Form eines Dorfladens oder Supermarktes, den Altort stärken. Auf einen Geldersheimer Bürgermeister warten spannende Herausforderungen.
Im Hinblick auf die Busverbindung, die in Geldersheim traditionell Umwege fahren muss, weil ein normaler Bus nicht durch die Bahnunterführung Richtung Bergl passt, präsentiert Brust, der selbst gerne den Bus nutzt, schon mal eine Lösung. Ein kleiner Bus, der durchpasst, soll ab Oktober dreimal am Vormittag und dreimal am Nachmittag im Stundentakt nach Schweinfurt fahren. An acht Stationen im Dorf können die Geldersheimer zusteigen. Ein Experiment, eine Art Großraumtaxi in die Stadt – zum Arztbesuch oder zum Einkaufen.
Diplomierter Bankkaufmann und mit BWL-Studium
Einkaufen – da war doch was, mit der Ladenkasse im elterlichen Geschäft. Das gibt es schon lange nicht mehr. Oliver Brust haben die Geldgeschäfte dennoch nicht losgelassen. Als diplomierter Bankkaufmann und mit BWL-Studium im Rücken berät er schon von Berufs wegen Unternehmen und weiß nach eigener Einschätzung wie die ticken. Deren wirtschaftliche Überlegungen zu verstehen sei sehr hilfreich, wenn es etwa um gemeindliche Bauprojekte gehe.
Geldersheim, eine lebendige Stadtrandgemeinde mit allen Vorteilen die sich daraus ergeben, gleichzeitig ein Ort mit dörflichen Strukturen. Identität schaffen und Zukunft gestalten will er, und dabei das "Lebensgefühl Geldersheimer zu sein" ausbauen. "Bei uns wird auch mal ein Termin mit dem Bürgermeister ausgemacht, wenn man sich zufällig beim Bäcker oder auf der Straße trifft", unterstreicht er die familiäre Atmosphäre im Ort.
Ein schönes Gefühl, wenn alle "zammschaffen", um zum Beispiel ein Dorffest auf die Beine zu stellen. "Mehr Geldersheimer geht nicht", so Oliver Brust, der am 15. März wieder Bürgermeister werden will, über sich. Im örtlichen Altenheim, dessen Dienstherr er heute als Bürgermeister ist, war er einst der erste Zivi, bei den "Schlapperflickern" hat er mitgemacht und im Musikverein die Klarinette geblasen.
Dafür fehlt ihm heute die Zeit als Dienstherr im Rathaus. Selbst dort gibt es noch einiges zu tun wie Barrierefreiheit schaffen oder das Einwohnermeldeamt umgestalten. Viel zu tun,eigentlich ein Vollzeitjob, so der immer noch Teilzeit-Bürgermeister Oliver Brust.
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