Der Arbeitsplatz von Doris Aschenbrenner hat etwas von Abenteuerspielplatz: Im Robotik-Zentrum der Universität Würzburg am Hubland stehen kleine Roboter zuhauf; Minifahrzeuge, die aussehen wie für eine Mondlandung; Studenten tüfteln herum, es gibt Versuchsanordnungen in Wort und Bild, dazu herrscht kreative Unordnung in der Denkfabrik.
Lösungen für morgen – diese Idee fasziniert Aschenbrenner schon seit der Schulzeit in Neustadt bei Coburg: Als Schülerin hat sie mehrere Preise bei „Jugend forscht“ gewonnen, darunter den BLM-Medienpreis 2002. Ab 2005 folgte das Informatik-Studium an der Uni Würzburg bei Professor Schilling, „Robotik und Automatisierung sind mein Ding.“
Der Kampf gegen die Studiengebühren, die 2006 eingeführt wurden, hat sie politisiert. Ihre Eltern waren bei den Grünen aktiv (die damals für die Gebühren waren), das brachte sie zu den Jusos und zur SPD. Wieso aber die Kandidatur für den Landtag im Landkreis Kitzingen, bei dem spannenden Beruf? „Beides hat gute Perspektiven. Doch beim digitalen Wandel beweg sich gerade sehr viel, da braucht es Leute mit Sachverstand.“
Medienkompetenz ist das Schlagwort, dafür sei unter anderem ein gesetzlich garantierter Bildungsurlaub für Ältere nötig, vor allem aber flächendeckender Unterricht in den Schulen. „Digitaler Analphabetismus führt auf Dauer zu großen Nachteilen. Zum Beispiel werden immer mehr Jobs nur noch online vergeben.“ Auch deshalb ist Aschenbrenner von einem Projekt des Kitzinger Armin-Knab-Gymnasiums so begeistert: Dort konnten kürzlich Senioren ihr Handy mit in die Schule nehmen, es sich von jeweils zwei Schülern erklären lassen, insbesondere die Menüführung, die für die Senioren häufig kaum zu durchschauen ist. Kostenlos wohlgemerkt, und die Schüler haben sogar noch Kuchen gebacken und Kaffee angeboten!
„Ich mag solche Aktionen. Es geht darum, alte Werte neu zu beleben.“ Werte wie Zusammenhalt und Solidarität, um die es auch bei einer gemeinsamen Aktion von AWO und SPD geht: „Um Kitzingen bunter zu machen, sollen jung und alt zusammen stricken, die Maschen ineinander greifen.“ Ursprünglich sollte das Geländer der Alten Mainbrücke bunt gestaltet werden, weil es dafür keine Genehmigung gab, startete die Aktion mit einem Fahrrad vor dem Fastnachtsmuseum.
Abseits solcher lokalen Projekte ist Aschenbrenner im Kompetenzteam von Spitzenkandidat Christian Ude für die Netzpolitik zuständig. Die 28-Jährige ist dafür im ganzen Freistaat unterwegs, wirbt für schnelleren digitalen Ausbau („die Digital-Milliarde ist viel zu wenig“), fordert flächendeckende Digitalnetze in ländlichen Regionen, „weil die Menschen dort sonst abgehängt werden vom Wohlstand und auf Dauer ganze Regionen entvölkert werden“.
Morgens um 8 Uhr an den Schreibtisch, abends Wahlkampf, am Wochenende sowieso. Und immer wieder Urlaubstage nehmen – Zeit ist Gold für die Kandidatin. „Keiner darf verloren gehen“ ist Aschenbrenners sozialdemokratischer Kernsatz, „wir müssen ran an Jugendarbeitslosigkeit und Politikverdrossenheit, sonst schafft sich Demokratie auf Dauer von selbst ab.“ So kreativ und präzise, wie Aschenbrenner im „Zentrum für Telematik“ in Gerbrunn („eine Garagenfirma“) an ihren Projekten arbeitet, will sie im Fall ihrer Wahl auch im Landtag die Dinge angehen, neben Netzpolitik vor allem die Bereiche Jugend, Medien und Wissenschaft beackern. „Ich ändere mit Robotern die Welt nicht zum Positiven. Vielleicht aber für manche Senioren oder Menschen mit Behinderung“, sagt sie.
Auf die Politik gemünzt, könnte das heißen: Mit Parteiprogrammen ändere ich die Welt nicht zum Positiven. Aber als Abgeordnete Aschenbrenner ginge das sehr wohl. „Ich habe die Hoffnung, Positives zu schaffen. Genau deshalb will ich in den Landtag.“
Zur Person
Persönliches: 28 Jahre alt, ledig, keine Kinder, stammt aus Coburg. Beruf: Informatikerin, beschäftigt als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Telematik an der Universität Würzburg; Promotion im Feld „Schwärme mobiler Roboter“. Partei: seit 2005 in der SPD, Mitglied im Wahlkampfteam von Spitzenkandidat Christian Ude, netzpolitische Sprecherin der Bayern-SPD und der Jusos sowie Mitglied im Vorstand der Bayern-SPD, der Unterfranken-SPD, Würzburger-SPD und im Ortsverein. Netzaktivitäten: „Jugend forscht“, in der Schulzeit selbst Arbeiten eingereicht und Preise gewonnen; mittlerweile Jury-Mitglied im Bereich Technik. Aktiv in diversen Netzgemeinden, zum Beispiel Chaos Treff Würzburg.
Vier Antworten von: Doris Aschenbrenner (SPD)
Politik bedeutet für mich . . .
. . . die Chance, die Welt gerechter zu machen, gestalten statt verwalten, und da anpacken, wo etwas nicht in Ordnung ist.
Besonders am Herzen liegt mir . . .
. . . der digitale Wandel, das heißt, ich setze mich beispielsweise für schnelles Internet überall in Bayern ein.
Ich werde die Region Kitzingen stärken, indem ich . . .
. . . mich für zukunftsfähige Arbeitsplätze in der Region einsetze.
Wenn ich nicht gerade an Politik denke . . . . . . bin ich in meinem Beruf oder meinen Vereinen aktiv. Oder entspanne mit Familie oder Freunden, vielleicht mit einem fränkischen Schoppen, bei guter Musik oder einem guten Buch.
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