Bereits 2011 beauftragte der Gemeinderat Werneck das Ingenieurbüro Auktor aus Schweinfurt, das gesamte Kanalnetz in den 13 Gemeindeteilen sukzessive zu vermessen und dessen Zustand mittels Kanalbefahrungen zu untersuchen. Außerdem umfasste der Auftrag eine Lagefeststellung sämtlicher Hausanschlüsse über 3-D-Messungen und deren Zustandserfassung sowie das Einlesen aller Kanaldaten in ein geographisches Informationssystem (GIS).
Eingeflossen sind die Ergebnisse mittlerweile in eine Zustandsdokumentation, die Auktor-Ingenieur Alexander Kühl in der jüngsten Gemeinderatssitzung vorstellte. Abgearbeitet wurden demnach Kanäle mit einer Gesamtlänge von 127 Kilometer. Davon entfallen 89 Kilometer auf Mischwasserkanäle, die zugleich Schutz- und Regenwasser abführen.
Von den insgesamt 3656 Haltungen (als solche werden die Kanalstrecken zwischen zwei Schächten bezeichnet) weist die Zustandsdokumentation laut Kühl im Kanalnetz in den beiden höchsten Schadensklassen (SK) 279 Haltungen mit mittelschweren Schäden (SK 4) und 44 mit schweren Schäden (SK 5) aus. 31 Prozent entfielen allein auf Werneck, das laut Kühl auch die ältesten Kanäle im Gemeindegebiet hat. Betroffen sind dort Haltungen mit einer Gesamtlänge von 3765 Meter.
Nicht alles auf einmal
Die Behebung der Schäden sollte "recht schnell" angegangen werden, sagte Kühl, wobei klar sei, dass nicht alles auf einmal möglich ist. Vorgelegt wurde von ihm eine Liste dringender Sanierungsmaßnahmen, die sich allein bei den Kanalbaukosten auf 3,3 Millionen Euro summierten. Aufgeführt sind 14 Haltungen in Eßleben (150.000 Euro), 14 Haltungen in Eckartshausen (210.000 Euro), 14 Haltungen in der Garten-, Frieden- und Balthasar-Neumann-Straße in Werneck (300.000 Euro), sieben Haltungen in Schraudenbach (61.000 Euro) und 13 Haltungen in Stettbach (200.000 Euro) die alle im geschlossenen Inlinerverfahren saniert werden könnten.
Eine Sanierung in offener Bauweise, die deutlich kostenintensiverer ist, erfordern die Schäden bei der Mühlstraße in Ettleben (430.000 Euro), beim Quellenweg in Egenhausen (580.000 Euro), der Bergsiedlung Werneck (590.000 Euro), der Antonio-Bossi-Straße in Werneck (360.000 Euro) sowie der Gartenstraße und Am Ring in Werneck (430.000 Euro).
Dass der Zustand des Kanalnetzes insgesamt durchschnittlich bis gut eingestuft werde, sei angesichts dieser Kosten nur ein schwacher Trost, meinte Bürgermeister Sebastian Hauck. Die Behebung der Schäden mit höchster Priorität müsse in den nächsten Jahren sukzessive abgearbeitet werden. So könnten für jedes Haushaltsjahr entsprechend der finanziellen Möglichkeiten Bündel geschnürt werden, schlug Hauck vor. Wie bereits in Stettbach und Schraudenbach erfolgt, sollten die Kanalsanierungen dabei mit anstehenden Straßenbauarbeiten und Leitungserneuerungen sinnvoll kombiniert werden.
Eine ebenfalls vorgenommene hydrodynamische Berechnung des Kanalnetzes ergab laut Kühl, dass von den 2200 Schächten drei Prozent bei einem zweijährigen Regen – derzeit die gesetzliche Berechnungsvorgabe – einen Überstau aufweisen. Bei diesen 76 Schächten würde aufgrund der Kanalüberlastung also Regenwasser austreten. Am stärksten betroffen sei auch hier Werneck. Andererseits gäbe es Gemeindeteile, die gar keinen Überstau haben.
Überwachung alle zehn Jahre
Die Zustandsüberwachung des Kanalnetzes werde künftig im Zehn-Jahres-Turnus erfolgen, sagte Hauck. Beginnend in diesem Jahr mit den Sammlerkanälen (Verbindungskanäle zwischen den Ortsteilen) soll bis 2031 das Kanalnetz in allen Gemeindeteilen erneut befahren werden. Die Kosten bezifferte Alexander Kühl auf rund 50.000 Euro pro Jahr. Eine frühzeitige Entdeckung und Behebung von Schäden können den Sanierungsaufwand und damit die Kosten verringern. Da die Präsentation zunächst nur der Information des Gemeinderates diente, waren keine Beschlüsse erforderlich.