Die gute Nachricht: Gefährlich ist das viele Seegras im Schweinfurter Baggersee nicht. Das hat sich Axel Meffert, Leiter des Servicebetriebs Bau- und Stadtgrün von der DLRG bestätigen lassen. Und doch: Schön sei es auch nicht. Zumindest nicht für Schwimmer. "Man kennt das ja, wenn man im Meer schwimmt und plötzlich streift einen was", sagt Meffert.
An diesem strahlend schönen Dienstag sind nicht nur er und etliche seiner Mitarbeiter im Einsatz. Einsatzbesprechung vorm Absperrband: Die Firma aus Essen ist mit dem Spezialboot angerückt, um das Seegras zu mähen. Drei Tage hat man dafür angesetzt, einen als Puffer, erklärt Meffert. Doch zwei werden reichen. Am Mittwochabend will man fertig sein.
Und dann kann der Badebetrieb am Schweinfurter Baggersee unbeschwert weiterlaufen. Die letzten schönen Sommertage sollen die Badegäste noch richtig genießen können. Bevor das Spezialboot gegen Mittag allerdings ins Wasser rollen wird, braucht es Geduld. Das Boot wird zum Startpunkt gebracht, das vier Meter breite Messer montiert.
Am Anfang des Sees, vom Parkplatz an der Schwebheimer Landstraße her kommend, beginnt das Absperrband. Der erste Abschnitt, auf dem gemäht werden soll, reicht bis knapp hinter den Spielplatz. Immer wieder halten Passanten an. Meffert und Kollegen erklären geduldig, dass nur ein Teilbereich des Sees gesperrt ist und warum. Handys werden gezückt, Fotos gemacht. Schließlich sieht man so ein Boot nicht alle Tage.
Auch Meffert, Florian Keßler und die anderen Kollegen vom Servicebetrieb sind gespannt auf den Einsatz. Das letzte Mal, dass im Schweinfurter Baggersee Seegras gemäht wurde, ist lange her. 14 Jahre, um genau zu sein, sagt der Servicebetriebsleiter. Anders als mancher See in der Umgebung habe man bisher nicht das Problem gehabt, dass die Wasserpflanzen überhand nehmen. Woran es nun liegt? Einen einzigen Grund dafür gibt es nicht. "Da kommen wohl mehrere Umstände zusammen", meinen Meffert und Keßler. Die Wärme, die vielen Badegäste, viel organisches Material, ein hoher Nährstoffgehalt im Wasser – all das hat das Seegras wohl in diesem Jahr extrem wuchern lassen.
In einer Tiefe von 1,80 Metern kappt das vier Meter breite Messer die Pflanzen
Zunächst soll vor allem der Bereich gemäht werden, in dem sich die meisten Badegäste tummeln. Also vom Anfang des Sees vom Parkplatz kommend in gerader Linie bis zur Spitze. Je nach Bedarf soll es danach am Seeufer entlang weitergehen. Gemäht wird der Randbereich. In einer Tiefe von rund 1,80 Metern soll das breite Messer das Seegras stutzen. Dazu muss es sich beständig, aber nicht zu schnell bewegen. Sonst kappt es das Gras nicht, erklärt ein Arbeiter der Spezialfirma. Der Schnitt wird vom Boot mit einem Fangkorb aus dem Wasser gezogen und später zur Kompostanlage gebracht.
Der Kollege ist inzwischen bereit für den Einsatz, hat die Koordinaten in das GPS-System eingegeben. Am Ende werden Meffert und Kollegen sehen können, wo genau gemäht wurde. Was schließlich auch zeigen wird, wie effektiv das Ganze ist, erklärt Keßler. Dann nämlich, wenn das Seegras im nächsten Jahr wieder zu wachsen beginnt. Wird es das an den gemähten Stellen weniger tun? Abwarten.
Das ungewöhnliche Fahrzeug rollt langsam den kleinen Sandstrand hinab und in den See. Das Messer senkt sich, jetzt beginnt der Einsatz, bei dem der Fahrer über eine Unterwasserkamera genau sehen kann, wo das Seegras wächst. Langsam tuckert das Boot die Uferlinie entlang, gefolgt von aufmerksamen Blicken. Nicht nur denen der Badegäste. Mitarbeiter des Servicebetriebs haben sich an unterschiedlichen Stellen postiert, um aufzupassen, dass kein Badegast in die Nähe des Bootes schwimmt.
Bejagung hat den größten Teil der Wildgänse verscheucht
Von den Wildgänsen, die vielen das Baden am Baggersee in diesem Jahr verleidet haben, ist übrigens nichts zu sehen an diesem perfekten Badetag. Kein Wunder, meint Meffert, das Problem ist keines mehr. Nach der Schonzeit, Mitte Juli, hat der Jäger 22 der 200 Tiere geschossen. Was die meisten anderen vertrieben hätte. Und so bekommt das Filmteam des Bayerischen Rundfunks, das an diesem Tag einen Beitrag über die vielen Gänse am Schweinfurter Baggersee drehen will, nur wenig zu sehen. Zumindest keine Wildgans.
Dieser Weg zur Problemlösung allerdings ist Meffert nicht sympathisch, das merkt man schnell. "Was mich stört: Wir ziehen sie quasi erst groß und schießen sie dann ab." Die Insel in der Mitte des Sees auf Stock zu setzen, also das Grüne rigoros zu stutzen, sei da der bessere Weg. Denn dann würden sich nicht so viele Gänse zum Brüten dort niederlassen. Vor zwei Jahren hatte der Servicebetrieb genau das gemacht. Folge: Es gab einen "Riesenaufschrei", weshalb man 2018 darauf verzichtet hat. Mit den bekannten Konsequenzen.