Zerbrochene Flaschen, leere Tetra-Packs, zerknautschte Blechdosen im Châteaudun-Park. An Pfingsten war für viele Schweinfurter das Maß voll. Sie ließen via Facebook und Mails mächtig Dampf ab über die Zustände im völlig verdreckten Theater-Park. Das Auftreten von Gruppen und Einzelgängern nach wie vor auch auf dem Roßmarkt und Georg-Wichtermann-Platz, die dort ebenso alkoholisiert und zum Teil grölend herumhängen, ist längst ein Ärgernis.
Die Stadt nahm nun die ausführliche Berichterstattung dieser Zeitung und die nicht abreißenden Beschwerden – aktuell vor allem vom Wichtermann-Platz – zum Anlass für eine umfassende Information über das „sehr intensive Bemühen“ von Stadt und Polizei, das Problem in den Griff zu bekommen. Am Dienstag präsentierten der städtische Sicherheitsreferent Jürgen Montag und Polizeidirektor Detlef Tolle im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrates die Beweise für ihre tatsächlich erstaunlichen Aktivitäten.
„Gravierende“ Hauptursache der ganzen Misere ist der Alkohol. Der Prozentsatz der Straftaten in Schweinfurt – Aufklärung bei beachtlichen 70 Prozent ! – unter Alkoholeinfluss liegt bei 18,6 Prozent. Jeder fünfte Verdächtige hat also zu viel Promille intus. Tolle nannte diesen Wert (Bundesdurchschnitt 13,6 Prozent) „besorgniserregend“. Die nach wie vor sichere und zu Recht viel gelobte Stadt sei hier „in einer unrühmlichen Situation“.
Im Rausch schreckten viele auch nicht mehr vor körperlicher Gewalt zurück. Erst letzte Woche waren einmal mehr Polizeibeamte die Opfer, eine Polizistin wollten Besoffene sogar eine Treppe hinunterstoßen (wir berichteten). Dass darunter sehr viele junge Leute sind, treibt Tolle um: „Das macht uns Sorgen“. Ein Instrument im Kampf gegen den missbräuchlichen Aufenthalt auf Plätzen und möglicherweise auch in Grünanlagen hofft Montag alsbald in die Hände zu bekommen: Bis jetzt ist Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit – generell – nicht verboten. Das will der Freistaat nun per Gesetz ändern, zumindest auf Plätzen. „Das begrüßen wir in Schweinfurt“, sagte Montag. Die Regelung in Parks ist noch offen.
Kommunaler Ordnungsdienst (KOD), Sicherheitswacht sowie Polizei sind an allen drei Orten mittlerweile dauerpräsent. Im Châteaudun-Park kontrollierte der KOD heuer 344, auf dem Wichtermann-Platz sogar 384 Mal. Alkoholisiert waren 78 und 127 Kontrollierte. Rigoros werden auch Bußgelder verhängt, 2011 in einer Höhe von 28 000 Euro. Die Hälfte ging tatsächlich ein. Obwohl die Quote angesichts der Klientel gut ist, ist sie für Montag „zu wenig“. Er intervenierte deshalb bei der Staatsanwaltschaft, teilte mit, dass „uns jedes eingestellte Verfahren weh tut“.
Schwer aktiv ist auch die an die Polizei angedockte Sicherheitswacht: Im Theaterpark gab es 2011 und 2012 insgesamt 170, am Wichtermann-Platz 76 und am Roßmarkt fast 400 Kontrollen. Den Busbahnhof hat die Polizei zu ihrem Schwerpunkt gemacht. Es gab allein im letzten Jahr 184 Einsätze, 66 Mal war Alkohol im Spiel. Aktiv ist die Polizei aber vornehmlich mit Zivilkräften, weil die Bierflaschen beim Anblick uniformierter Streifen sofort verschwunden seien, sagte Tolle. Hilfreich sei bei der Identifikation oft auch die erneuerte Videokamera.
Den Roßmarkt sieht Tolle aktuell als „befriedet“ an, „steril kriegen ihr aber nicht“. Das will auch keiner. Mehrere Diskussionsbeiträge zeigten das, bei allem „Verständnis für Ängste“, sagte etwa Kathi Petersen (SPD). Baureferent Jochen Müller sprach bewusst vom Bürgerpark.
Der Theaterpark, so wieder Tolle, spiele polizeilich gesehen fast keine Rolle mehr. Wenn, wie der Polizeichef einräumte, das Bild, das manche dort ablieferten dem einen oder anderen Senior oder der Mutter mit Kind „nicht gefällt“.
An die Stadträte appellierte der Chef der Inspektion Schweinfurt beim neuen Brennpunkt Jugendalkoholismus allerdings, „präventiv alles zu tun“. Es gebe nahezu täglich Fälle „sinnlos betrunkener Jugendlicher, die nicht mehr wissen, was sie tun“. Die Polizei hat kürzlich einen 17-jährigen Alkohol-Testkäufer losgeschickt: Bei einem Drittel der Tankstellen und Märkte erhielt er Hochprozentiges. Die Polizei hat mit den Betreibern gesprochen. Tolle bezeichnete die Aktion bewusst als „Warnschuss“, weitere Testkäufe wird es geben und „die Bußgelder sind gravierend“.
Gern-Daheim-Projektleiter Harald Mantel erklärte zum heiß diskutierten Thema Prävention, dass nach dem Weggang der bewährten Streetworker eine erste Kraft gefunden ist. Ihr Schwerpunkt ist nun der Roßmarkt. Laut Montag leisten die zwei im sozialen Dienst (Obdachlosenbereich) tätigen Stadtmitarbeiter verstärkt „Straßensozialarbeit“ in der City. Sie hätten schon einige Trinkfeste „von der Straße bekommen“.
Ich verstehe ja, dass sie es aufregt dass Müll hinterlassen wird, aber ich wollte mit meinem Kommentar nur ausdrücken dass es falsch ist die Symptome einer konservativen Nachtpolitik zu unterdrücken. Man sollte lieber das Problem an der Wurzel packen und Möglichkeiten suchen, damit diese Jugendlichen RICHTIG aufgehoben sind (und damit meine ich nicht das Saufgelage zu verlagern!!). Strafen schrecken in der heutigen Jugendkultur "leider" keinen mehr ab. Gibt es allerdings brauch- nutzbare Alternativen drehen sich die Gemüter wohl doch sehr schnell. Und ja - ich gehöre sehr wohl zu der "Spaßgeneration" 40- und nichts destotrotz habe ich ein Empfinden für die Umwelt und "ja" ich räume wenn ich irgendwo Abends bin meinen*********wieder weg. So wie sich das auch gehört! Und im Übrigen macht Sie ihr an ihren Realnamen angelehntes Psuedonym kaum besser. Der Inhalt ist entscheident!
Und richtig, mein Pseudonym ist an den Namen angelehnt - Herbert Götz. Bin gespannt auf Ihren Klarnamen.