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SCHWEINFURT
Kammermusik in Jazz
Diesmal nicht als Solist: Gitarrist Sammy Vomácka (im Bild) spielte mit Bassist Felix Wiegand und Schlagzeuger Jean-Marc Robin in der Disharmonie.
Foto: Elke Tober-Vogt | Diesmal nicht als Solist: Gitarrist Sammy Vomácka (im Bild) spielte mit Bassist Felix Wiegand und Schlagzeuger Jean-Marc Robin in der Disharmonie.

Von unserem Mitarbeiter

Manfred Herker

 |  aktualisiert: 22.10.2015 03:26 Uhr

Ein Abend der leisen Töne: „My funny Valentine“, die mollgetränkte Ballade von Richard Rodgers erklingt. Gitarrist Sammy Vomácka stellt den Jazzstandard in all seiner Schönheit vor, nimmt diese Ästhetik mit in seine Improvisationen, denen er mit seinem eleganten Spiel zugleich Leichtigkeit und Überzeugung verleiht. Dazu tupft der Würzburger Bassist Felix Wiegand den swingenden Rhythmus und der französische Schlagzeuger Jean-Marc Robin lässt seine Besen flüstern und tanzen.

Der aus Tschechien stammende Vomácka ist seit der „Schreinerei“-Ära immer wieder in Schweinfurt aufgetreten. War er lange Zeit als „Folkpicker“ unterwegs, bekannte sich der heute 69-jährige Künstler vor 20 Jahren zu seiner heimlichen Liebe, zum Jazz. Dass ihm dabei auch die Schönheit der Melodie wichtig ist, kann man von einem böhmischen Musiker fast erwarten: So zelebriert er an diesem Abend bekannte Jazzstandards, unsterbliche Melodien aus dem Great American Songbook. Sammy erklärt den Ablauf knapp und treffend: „Erst spielen wir für euch das Thema, dann kommt für uns die Stunde der Wahrheit“ – die Improvisation.

Diese aus dem Augenblick geborenen Abwandlungen des Themas kann man als Jazzfan mit Freude verfolgen und würdigen, sie sind unaufgeregt, elegant und einfallsreich. Dabei scheint Vomácka den Satz von Miles Davis zu beherzigen: „Die entscheidenden Noten sind die, die man weg lässt“. Deshalb gibt es hier auch keine rasenden Tonleiter-Läufe, mit denen nicht nur der Jazz-Nachwuchs oft technisches Können demonstrieren möchte. Egal ob in Sunny Rollins „Tenor Madness“, Keith Jarretts „Lucky Southern“, Charlie Parkers boppiger „Yardbird Suite“ – immer nimmt er die Stimmung der Komposition auf, macht sich dann darüber auf der Gitarre seine eigenen Gedanken.

Miles Davis' „All Blues“ ist fast zu einer Hymne des Jazz geworden. Zu dem wiegenden Riff-Thema Vomáckas gibt Schlagzeuger Robin den 6/8-Takt und Bassist Wiegand den Pulsrhythmus. Die beiden Mitspieler Vomáckas zeigen ihr ausgezeichnetes Können zwar auch in ausgedehnten Soli, doch noch mehr zu loben ist ihre wache Interaktion miteinander. Gewiss ist dieser von Sammy Vomácka vorgegebene Stil etwas „old fashioned“, völlig unspektakulär, ohne große Überraschungen.

Aber das graue und grau-melierte Publikum honoriert mit seinem großen Applaus gerade dieses relaxte Miteinander-Musizieren, die Kraft der Melodie und die Kunst der Improvisation.

 
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