"Wenn sich zwei Idealisten treffen, dann kommt für Außenstehende oft was Neues und Unerklärliches heraus!" - so begründen Horst Laschütza und seine Lebensgefährtin Maria Lauter ihre Entscheidung, im 210-Seelenort Kaisten, dem Wasserlöser Gemeindeteil, eine Schankwirtschaft zu eröffnen. Damit erlebt das 1987 geschlossene Gasthaus von Ludwig und Frieda Hettrich eine Wiedergeburt, mit der wohl kein Kaistener mehr gerechnet hatte.
Der 69-jährige Horst Laschütza stammt aus Wildflecken, ist dort in der Computerbranche tätig und war in der Rhön 13 Jahre als Trainer für Line-Dance aktiv. Maria arbeitet als Altenpflegerin in der Tagespflege Zeuzleben. Vor 12 Jahren landete Horst in Altbessingen, wo er drei Jahre als Trainer fungierte und dort Maria kennenlernte.
Nach Tanzlokal in Arnstein auf der Suche nach einer Alternative
Auf der Suche nach einem eigenen Tanzraum fand er in Arnstein eine Imbissstube, die er in ein Tanzlokal umbaute. Nachdem das Gebäude einem Neubau weichen musste, begann die Suche nach einer Alternative. Schließlich erhielt er über eine Maklerin den Hinweis auf Kaisten. Bei Google war er überrascht, was dort alles an Events geboten waren, bis sich herausstellte, dass es sich um Kaisten in der Schweiz handelte.
Nach dem ersten Besichtigungstermin gingen die Beiden "sehr erschrocken" nach Hause, denn das Gebäude war stark heruntergekommen: "Undichtes Dach, Schimmel an den Wänden und Tropfsteine an der Decke." Beim zweiten Besuch stach ihnen jedoch der Holzboden ins Auge. Horst Laschütza war begeistert: "Der Boden ist viel zu schade, dass er kaputt geht. In ihm atmet die Geschichte früherer Kirchweihen. Einen besseren gibt es nicht für den Line-Dance!" Im April 2014 war der Kauf perfekt und die umfangreichen Umbauarbeiten konnten beginnen. Nach der Sanierung des Daches mussten sie über ein halbes Jahr warten bis alles trocken war. Dann konnten sie die Räume nach ihrem Geschmack und dem der Line-Dancer gestalten.
Beeindruckt von der Nachbarschaftshilfe
Tief beeindruckt zeigt sich das Paar von der nie erwarteten Nachbarschaftshilfe, für sie ein Beleg für eine intakte Dorfgemeinschaft. Horst begeistert: "Kaum kam ich aus Wildflecken an, standen schon, ohne gefragt zu haben, die ersten Helfer in Stiefeln vor der Tür."
Die offizielle Öffnung verzögert sich noch, denn die Schankgenehmigung für das alte Gasthaus war nach der langen Zeit verfallen. Nun müssen sie abwarten, welche Auflagen ihnen gemacht werden. Die Räumlichkeiten sind für 35 Personen ausgelegt, können bei Sonderveranstaltungen aber auf 60 Personen erweitert werden. So manch Kaistener wartet schon sehnsüchtig darauf, wieder einmal in seiner Dorfwirtschaft am Stammtisch sitzen, Schafkopf karten oder einfach übers Dorfleben reden zu können.
Ins Schwärmen kommt das Paar, wenn es um den Line-Dance geht: "Das ist eine Tanzart für Körper und Geist, bei dem jeder, der Spaß an Bewegung und Musik hat, die Tanzschritte selbst gestalten kann". Nicht verwechseln dürfe man ihn mit Square-Dance, wo es strengere Regeln und auch eine Anzugsordnung gibt, während bei Line-Dance jeder, egal wie jung oder alt, kommen kann, wie er will. Doch ist regelmäßiges Üben erforderlich, und so bietet der Trainer an drei Tagen kostenlos ein zweistündiges Training an – mittwochs für Einsteiger, donnerstags für Fortgeschrittene, freitags für jeden der Lust hat, um danach gemütlich zusammen zu sitzen.