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SCHWEINFURT
Kaffeekränzchen an den Abgründen der Macht
Redaktion
 |  aktualisiert: 21.03.2013 12:01 Uhr

Jetzt spricht der Ex(-Pontifex): Benedetto kommt noch mal zu Wort, dank Reiner Kröhnert in der Disharmonie. Er darf die wahren Hintergründe seines Rücktritts darlegen.

Angefangen hat es mit „undichten Stellen“, erst vorne, auf dem Titelblatt der Satirezeitschrift Titanic, dann hinter den Kulissen der Vatileaks-Affäre. Bis neulich eine weiße Chrysantheme auf dem Papstthron lag. Von Sizilien bis Buenos Aires wisse man, was das bedeutet, sagt der Papst a.D. Beim Vorvorgänger Johannes Paul I., da gab es ja böse Gerüchte. Von wegen „ein Gramm Polonium in der Götterspeise“. Aber Geldwäsche? Nicht bei der Vatikanbank. Da geht's um Reinigung des schnöden Mammons von der Sünde.

Nein: „Kröhnerts Krönung“ ist weder kalter Kaffee noch entkoffeiniert, die Reizstoffe bleiben drin. Trotzdem herrscht Kaffeekränzchen-Atmosphäre, wenn der Parodist seine heiße, dunkle Politbrühe kräftig umrührt.

Ein Imitator, bei dem ausnahmsweise die Satire die Realität toppt, etwa, wenn sich Hinze und Pofalla über den „duftenden Frühlingswind“ aus dem Allerwertesten der Kanzlerin unterhalten, mit der Hingabe chinesischer Hofschranzen. „Es ist, wie es ist, und so, wie es ist, so ist es eben.“

Stur und unbeweglich grantelt „Wolfgang der Drachmentöter“, der die Akropolis am liebsten schäublesweise pfänden und auf den Stuttgarter Hauptbahnhof stellen würde.

„Der Intellekt hat viele Gesichter“, säuselt Talkmaster Michel Friedman, und lässt Boris Becker, Dieter Bohlen, Daniela, die Katze, und Mario Basler über ihr sinnfreies Dasein philosophieren: Die Inhaltsleere unserer drolligen Promiprolls eben.

Ein empörter Verteidigungsminister Stoltenberg findet sich bei Honecker in der Vorhölle wieder, hält ihm die Maueropfer vor. Der SED-Chef kontert mit der „Geheimakte Mossad“, der Theorie von der deutsch-israelischen Geheimdienstverschwörung gegen Barschel, von wegen Waffenhandel mit dem Iran, contra Irak, via Schleswig-Holstein. Am Ende geben sich beide versöhnt den Bruderkuss.

„Nicht assimilierungsbereite Perser“, denen erklärt Kanzlerin Merkel den Krieg, Mundwinkel tief im Souterrain. Was sie nach dem Grass-Gedicht noch zu sagen hätte: Wären die Griechen damals nicht gewesen, bei Salamis, säße heute womöglich Ahmadinedschad in Schloss Bellevue.

Ganz nebenbei recycelt Kröhnert die Politikwelt von gestern, als es außer Attitüden noch echte Persönlichkeiten zu persiflieren gab. „Kröhnerts Krönung“ geht mutig bis an die Grenzen medialer Wahrnehmung: Selig wegdösen kann man nach den fast zwei Dutzend abgründig tiefen Tassen jedenfalls nicht mehr. UWE EICHLER

 
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