Mitgliederschwund, Nachwuchssorgen und erhöhte Altersdurchschnittsstrukturen plagen zurzeit viele Vereine. Die katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) Grafenrheinfeld sah sich aus diesen Gründen nun zu einem drastischen Schritt veranlasst und löste im September den Ortsverband auf.
Wie Helga Reder und Bernhard Schreiber, das langjährige Leitungsduo der KAB erklärten, gab es für den fast 70 Jahre alten Ortsverband einfach keine Zukunftsperspektive mehr, niemand wollte auf längere Sicht Verantwortung in einer leitenden Funktion übernehmen.
Mit der Auflösung der KAB verschwindet einer der Grafenrheinfelder Vereine mit Tradition; gegründet 1952 gestaltete der Ortsverband lange Jahre maßgeblich das Dorfleben mit. Die Liste der Aktivitäten ist lang: neben kirchlichen Traditionen wie der Gestaltung von Rosenkränzen oder Gottesdiensten zum Joseftag, veranstaltete die KAB jahrzehntelang das beliebte Kapellenfest und in der 1980er und 1990er Jahren organisierte der Ortsverband gemeinsam mit Maltesern und Gesangverein die Kirchweih, bis dann ein Vereinszusammenschluss, die sogenannte Festgemeinschaft, übernahm. Auch einige legendäre Faschingsveranstaltungen gehen auf das Konto der KAB, dazu verschiedene Domschulen-Vorträge, Feste und Ausflüge für die Arbeitnehmer, die durch die Mitgliedschaft auch Beratung und Rechtsschutz erhielten - Angebote, die heute andere bedienen. Waren es in Spitzenzeiten weit über 100 Mitglieder, zählt der Verein heute etwa 40 Mitglieder. Mit dem steigenden Alter der Mitglieder, stellt Bernhard Schreiber fest, ist es sehr viel ruhiger in der KAB geworden.
Nach dem Rückzug des langjährigen Vorstands Leo Bauer gab es in den 2000er Jahren Schwierigkeiten bei der Postenneubesetzung; mehrere Jahre wurde die KAB kommissarisch von einem fünfköpfigen Leitungsteam geführt. 2009 wurde dann eine "Fusion" mit der KAB aus Bergrheinfeld beschlossen und Reder und Schreiber als Vertreter gewählt. Doch leider gelang es nicht, wie das Leitungsduo bei der Auflösungsversammlung feststellte, "diese Kooperation mit Leben zu füllen".
Und so ist die Auflösung beschlossene Sache, allerdings endet, wie der Diözesan-Präsens Peter Hartlaub in der Mitgliederversammlung erklärte, nicht automatisch die KAB-Mitgliedschaft, so sind sowohl ein Aus- wie auch der Übertritt in einen anderen Verband möglich.
So ganz ohne Spuren verschwindet allerdings die KAB nicht von der Bildfläche der Vereinslandschaft; neben vielen schönen Erinnerungen haben die Mitglieder nämlich auch beschlossen, abschließend etwas Gutes zu tun und einen Großteil des Vereinsguthaben in Höhe von insgesamt 4200 Euro Organisationen zukommen zu lassen, die in Not geratene Menschen unterstützen. Außerdem wurde Geld hinterlegt, um in den nächsten fünf Jahren Gottesdienste für verstorbene Mitglieder zu bestellen.
Und so fand kürzlich mit der Spendenübergabe an verschiedene Institutionen eine letzte offizielle Aktion der KAB Grafenrheinfeld statt, die alle Begünstigten "wunderbar" fanden. Die Würzburger Elterninitiative leukämie- und tumorkranker Kinder erhielt 900 Euro, die laut Claudia Rossberg in die Einrichtung einer Elternwohnung investiert werden. Je 675 Euro gingen an Roberto Nernosi vom Förderkreis Maria Schutz für eine Heizung im Zirkuszelt, Christine Frauer vom SOS Kinderdorf Hohenroth für einen Sportplatz und Norbert Staiche für die BR-Aktion "Sternstunden", die hier in der Region verschiedene Projekte unterstützt, sowie an Missio Münsterschwarzach. Mit 500 Euro wurde dazu das Weihwasserfasses in der Grafenrheinfelder Pfarrkirche restauriert und 100 Euro bekam Anne Dilba für die Blumenschmuckgestaltung der Kapelle.