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Zeilitzheim
Junger Landwirt zieht mit mobilem Hühnerstall durch die Flur
Bio-Bauer Lukas Seuferling aus Zeilitzheim (Landkreis Schweinfurt) ist mit einem mobilem Hühnerstall in der Flur unterwegs. Warum davon nicht nur die Verbraucher profitieren.
Regelmäßig wechselt Lukas Seuferling im Außenbereich vor Zeilitzheim den Standort seiner Hühner. Mindestens zwei Mal am Tag kümmert sich der 27-jährige Landwirt vor Ort um die Tiere. 

Eier entnehmen, Stallkontrolle, Futter und Wasser geben sowie die Tiere genau inspizieren ist für ihn gleichermaßen Arbeit und Herzensangelegenheit.
Foto: Dominik Dorsch | Regelmäßig wechselt Lukas Seuferling im Außenbereich vor Zeilitzheim den Standort seiner Hühner. Mindestens zwei Mal am Tag kümmert sich der 27-jährige Landwirt vor Ort um die Tiere.
Dominik Dorsch
Dominik Dorsch
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:33 Uhr

80 Hühner und zwei Hähne können sich bei Landwirt Lukas Seuferling aus Zeilitzheim auf einer Außenfläche von über 600 Quadratmetern nach Lust und Laune frei bewegen. Ein zum mobilen Stall umgebauter LKW-Auflieger bietet im Inneren zusätzlichen Unterschlupf für die Tiere, inklusive Wasser- und Futtertrog sowie stets frisch mit Stroh ausgelegte und abgedunkelte Nester zur Eiablage. Ein großer Scharrbereich und Sitzstangen dürfen natürlich ebenfalls nicht fehlen.

Damit nicht genug: Der Standort des Hängers in der Flur wird regelmäßig gewechselt und die Weide wieder neu abgesteckt, damit die Hühner möglichst immer frisches Kleegras zu fressen vorfinden.

Zirka 300 Eier in der Woche 

Zirka 300 Eier in der Woche entnimmt Lukas Seuferling derzeit aus dem mobilen Stall – Tendenz steigend. Denn die Anzahl der Eier, welche ein Huhn pro Woche lege, sei maßgeblich von dessen persönlichen Wohlbefinden abhängig, weiß der Landwirt. Mit zunehmender Eingewöhnung an die Umgebung kann ein Tier im Schnitt in der Woche fünf Eier produzieren.

In einem zum mobilen Hühnerstall umgebauten LKW-Auflieger hält der Zeilitzheimer Bio-Landwirt Lukas Seuferling seit kurzem 80 Hühner und zwei Hähne. Eine große Weide steckt er darum herum mit einem Elektro-Zaun ab, so können die Hühner stallnahe Auslaufflächen nutzen. Durch den regelmäßigen Wechsel der Stellplätze ist eine gleichmäßige Weidenutzung möglich, ebenso verringert sich das Risiko, dass sich ansteckenden Krankheiten oder Parasiten ausbreiten.
Foto: Dominik Dorsch | In einem zum mobilen Hühnerstall umgebauten LKW-Auflieger hält der Zeilitzheimer Bio-Landwirt Lukas Seuferling seit kurzem 80 Hühner und zwei Hähne.

Noch wichtiger als die Quantität ist Seuferling die Güte der Erzeugnisse: echte Bio-Qualität, welche die Verbraucher auch schmecken können, das zeichne die Eier von seinem Biolandhof aus, betonte der 27-Jährige.  

Selbst andere Hühner aus Bio-Haltung haben es wohl längst nicht so gut wie ihre Artgenossen in Zeilitzheim. Um das Bio-Logo auf den Eierkarton anbringen zu können, muss nach der Bioverordnung der Europäischen Gemeinschaft ein Huhn vier Quadratmeter Auslauffläche haben. Hinzu kommt, dass die großen Bio-Betriebe in der Bundesrepublik meist weit mehr als 1000 Hühner halten. 

Seuferling kümmert sich zweimal am Tag um seine Hühner

Lukas Seuferling dagegen kümmert sich mindestens zwei Mal am Tag um seine Hühner: Eier entnehmen, Stallkontrolle, Futter und Wasser geben und die Tiere genau inspizieren. Wenn er sich dem mobilen Stall nähert versammeln sich die Hühner bereits auf der Weide in nächster Nähe am Zaun. Er hört in die Tiere hinein, merkt sofort wenn es einem nicht gut geht und kann so schnell reagieren.

Als entscheidenden Vorteil der Mobilitäts-Haltung zur einfachen Freilandhaltung sieht Seuferling das dadurch gestärkte Immunsystem der Hühner. Keime und Parasiten könnten sich viel schneller ausbreiten, wenn die Tiere sich immer nur an derselben Stelle aufhalten. "Dagegen besteht natürlich bei der Haltung im Außenbereich ein höheres Risiko, dass die Hühner Raubtieren oder Greifvögel zum Opfer fallen, was aber glücklicherweise bisher nicht geschehen ist".

Die Tiere werden ausschließlich fürs Eierlegen gehalten, eine Mast betreibt der Bio-Landwirt nicht. Daher gibt’s für die Hühner zusätzlich zur Nahrung, die die Weide bereitstellt, täglich noch einen Legehennenfuttermix, dessen Bestandteil insbesondere Körnermais und Getreide aus der Region ist.

Familienbetrieb wurde 2018 auf biologische Landwirtschaft umgestellt

Den landwirtschaftlichen Hof führt Lukas Seuferling gemeinsam mit seinem Vater Werner als Familienbetrieb. Hauptbestandteile sind die Rinderhaltung und der Ackerbau. Mitte 2018 begann die Umstellung auf biologische Landwirtschaft.

Ein Blick ins Innere des mobilen Stalles zeigt, dass die Hühner hier alles vorfinden, was sie für eine artgerechte Haltung benötigen. Neben Wasser- und Futtertrog dürfen natürlich auch ein großer Scharrbereich und Sitzstangen nicht fehlen.
Foto: Dominik Dorsch | Ein Blick ins Innere des mobilen Stalles zeigt, dass die Hühner hier alles vorfinden, was sie für eine artgerechte Haltung benötigen.

Nachdem kleine Betriebe sich überlegen müssten, wie sie sich zukunftsfähig aufstellen, um weiterhin überleben zu können, haben sich die Seuferlings dazu entschieden auf mehrere Standbeine zu setzen anstatt beispielsweise einen neuen großen Maststall zu bauen. Der LKW-Auflieger für den mobilen Stall haben die beiden beispielsweise günstig gebraucht erworben.

Vertrauen auf die Ehrlichkeit der Kunden 

Die Vermarktung der Eier erfolgt auf dem Hof der Familie. Zur Werbung steht im Vorgarten an der Brünnstadter Straße ein Aufstellschild. Die Kunden bedienen sich selbst. Die Seuferlings müssen sich dabei auf die Ehrlichkeit der Kunden verlassen. An der Wand hängt eine Box zum Hineinwerfen des Geldes, eine Schale mit Münzgeld zum Wechseln steht daneben offen bereit.

Die fleißigen Hennen suchen zur Eiablage die frisch mit Stroh ausgelegten und abgedunkelten Nester auf.
Foto: Dominik Dorsch | Die fleißigen Hennen suchen zur Eiablage die frisch mit Stroh ausgelegten und abgedunkelten Nester auf.

Lukas Seuferling ist überrascht, dass sein Angebot schon nach kurzer Zeit gut angenommen wird. Neben den frischen Eiern hat er auch noch Bio-Speise-Kartoffeln im Angebot. Davon zwei verschiedene Sorten, nämlich "Mariola" und "Goldmarie". Mit der Ernte in seinem ersten Kartoffeljahr war Lukas Seuferling ganz zufrieden. Allerdings hört er von Kollegen aus der Region, dass heuer eher ein unterdurchschnittlicher Ertrag zu verzeichnen war.

Bis zu 300 Eier in der Woche legen die Hühner, die Lukas Seuferling von einem Bio-Züchter aus Oberfranken hat. Nach weiterer Zeit der Eingewöhnung soll sich diese Legezahl noch etwas erhöhen, hofft der Zeilitzheimer Landwirt.
Foto: Dominik Dorsch | Bis zu 300 Eier in der Woche legen die Hühner, die Lukas Seuferling von einem Bio-Züchter aus Oberfranken hat. Nach weiterer Zeit der Eingewöhnung soll sich diese Legezahl noch etwas erhöhen, hofft der Zeilitzheimer ...

Im nächsten Jahr plant der junge Bio-Landwirt den Bau eines eigenen kleinen Hofladens. Dazu soll ein altes Nebengebäude auf dem Familienanwesen abgerissen werden. Eine Baugenehmigung hierfür liegt bereits vor. Das neue Gebäude soll dann direkt von der Straße aus zugänglich sein.

Wenn seine Produkte weiter so viele Abnehmer finden, will er sich im nächsten Jahr auch noch mehr Hühner zulegen, um die hohe Nachfrage nach frischen Eiern bedienen zu können. 

 
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  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Eine sehr gute Idee von Lukas. Das ist auch aus meiner Sicht die Zukunft der Landwirtschaft. Weg von industriell hergestellten Lebensmitteln und hin zu qualitativ hochwertigen und nachhaltigen Produkten direkt vom Erzeuger.
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  • robert.erhard@gmx.de
    Die Idee ist ja nicht neu und wird schon seid viele Jahren praktiziert - aber es ist eine gute Sache! Man kann nur vielen Menschen raten, die Hoflöden bzw. Direktvermarkter zu unterstützen. Dennoch kann nur ein Teil der Landwirtschaft so geartet sein. Solange es einen Einzelhandel (EDEKA, REWE, Kaufmald etc,) gibt werden sich diese Profukte nur in Nischen zu sehr hohen Preisen wiederfinden. Sie sind für viele Menschen einfach nicht bezahlbar!
    Außerdem hätte ich auch gerne mal 2 Infos: 1. Wie sitzen die Hühner am Abend im Hänger (ich vermute ganz eng aneinandergekuschelt auf der Stange) und 2. Wo gibt es einen Betrieb bei dem die Artgenossen als Lege-Maschinen in schuhkartongroßen Metallkäfigen gehalten werden. Ich würde das gerne in Franken oder Bayern mal anschauen.
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