Eine intensive Betreuung, auch in spezialisierten therapeutischen Einrichtungen, brauchen und erhalten Kinder und Jugendliche, wenn sie extrem auffällig und gestört sind. Stationäre Hilfen zur Erziehung nennt sich dieser Posten im Kreis-Teilhaushalt des Amts für Jugend und Familie. Solche Hilfe ist teuer und häufiger nötig als gedacht, weshalb der Landkreis in diesem Jahr dafür auch 800 000 Euro mehr aufbringen muss.
Es ist eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung, der Hilfebedarf für solche Kinder wächst flächendeckend, erläuterte Landrat Florian Töpper in der Kreisausschusssitzung. Es geht um insgesamt 29 Fälle im Landkreis, gegenüber 22 im vergangenen Jahr, bei denen Kinder im sozial-emotionalen Bereich gestört sind, extreme Probleme mit Bindungen haben, psychisch erkrankt sind, sich selbst verletzen, ein sexualisiertes Verhalten zeigen oder „distanzlos“ zu Betreuern, Mitbewohnern, Lehrern oder Mitschülern sind.
500 Euro pro Tag
Sachgebietsleiter Udo Schmitt nannte den Kreisräten solche Fälle, bei denen Kinder vom Heim dann in spezielle Einrichtungen gebracht werden müssen, von denen es nur wenige gibt und die im ganzen Bundesgebiet verteilt sind. Aufgrund des hohen Personalschlüssels von teilweise zwei Betreuern für einen Jugendlichen fallen pro Tag bis zu 500 Euro Kosten an. Eine Summe, die im Gremium Erstaunen hervorrief. Drei zusätzliche Fälle könnten so einen Teil-Haushalt in Schieflage bringen, konstatierte Töpper.
Das Jugendamt setze verstärkt auf Prävention, erläuterte Schmitt auf Nachfrage von Friedel Heckenlauer: mit Hilfe von Schulsozialarbeit, Familienhebammen, mit Stärkung der Erziehungsfähigkeit der Eltern über einen neuen Eltern-Talk. Erziehungsberater gehen in Kitas und Schulen in den Gemeinden, eine Familien-App bündelt bald via Smart-Phone die Hilfe-Angebote im Landkreis.
Gutes Netz von Pflegefamilien
Zu den 29 Betreuungsfällen der stationären Hilfe sowie 17 Maßnahmen von Eingliederungshilfe setze das Jugendamt nach wie vor auch auf Pflegefamilien, in denen derzeit weitere 130 Kinder betreut werden, erläuterte Schmitt. Auch wenn, wie Kreisrat Hartmut Bräuer vermutete, es schwieriger geworden sei, bereite Pflegefamilien zu finden, gebe es im Landkreis ein ausgeprägtes Netz. „Wir sind hier in der oberen Spitze“.
Zusätzlich zu den gestiegenen Fallzahlen gab es auch eine Tariferhöhung für das pädagogische Personal von bis zu 7,5 Prozent, erläuterte Schmitt die Mehrkosten. Auch für die Kindertagespflege sowie stationäre Mutter-Kind-Hilfen gebe es Mehrbedarf. Weniger Kosten aufgrund von weniger Bedarf entstünden aber bei der Vollzeitpflege – minus 280 000 Euro – und bei den Erziehungsbeistandschaften und sozialpädagogischen Familienhilfen.
Außerplanmäßige Kosten
Deshalb müssten insgesamt 600 000 Euro außerplanmäßige Kosten bei den sogenannten Transferaufwendungen im Teil-Haushalt genehmigt werden. Dieser erhöht sich dadurch von 7,96 Millionen auf 8,56 Millionen Euro.
Keine Rolle spielen in diesem Zusammenhang die Betreuungskosten für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, was Reinhold Stahl wissen wollte. Diese Kosten werden zu 100 Prozent über den Bezirk beziehungsweise den Freistaat Bayern refinanziert.
Was die Deckung der 600 000 Euro anbelangte, zeigte sich Kreiskämmerer Wolfgang Schraut zuversichtlich, dies durch erwartete Einsparungen im sozialen Bereich, vor allem beim Jobcenter, zu erreichen. Einmütig stimmte der Kreisausschuss daher den überplanmäßigen Ausgaben zu.