In der Niederwerrner Gemeinderatssitzung ging es um die nächste Generation. Gleich zwei Jahresrückblicke befassten sich mit den (höchst unterschiedlichen) Lebenswelten der Jugend. Los ging es mit dem Bericht von Tanja Hochrein, seit August Schulleiterin der Hugo-von-Trimberg-Schule, die am 14. März offiziell begrüßt werden wird.
Die Grafenrheinfelderin, die zuletzt Konrektorin in Werneck war, zeigte beim Debüt im Ratssaal ein wenig Lampenfieber, konnte aber bei den Gemeinderäten punkten. Aktuell ist Hochrein für 261 Grundschüler und – schülerinnen verantwortlich, in zwölf Klassen. Betreut werden außerdem zwei Deutschklassen im Ankerzentrum, mit starker Fluktuation bei zehn bis zwanzig Migrantenkindern. Die Mittelschule umfasst 128 Jugendliche in sechs Klassen. Auch für die Älteren gibt es im Ankerzentrum Deutschunterricht.
Auflösung des Schulstandorts Oberwerrn reibungslos verlaufen
Ohne die Asyleinrichtung hat die Schule einen Migrationsanteil von 45 Prozent, wobei alteingesessene Zuwandererfamilien inbegriffen sind. Die Auflösung des Schulstandorts Oberwerrn sei reibungslos verlaufen, sagt Hochrein: "Offenbar wird es akzeptiert". Die gebundene Ganztagesbetreuung läuft aus – ab nächstem Jahr soll es nur noch ein Angebot mit gemischten Ganztagesklassen geben. In der Grundschule sind drei erste Klassen mit jeweils über zwanzig Schülern geplant.
Hochrein ist sehr zufrieden mit ihrem neuen Arbeitsplatz: Bei der Faschingskrapfenrallye wurde das Backwerk von der Gemeinde spendiert. Am 17.April soll es nun einen großen Erlebnis- und Spieletag geben, das "Trixitt-Schulsportevent". Gegenfinanziert werden die 6250 Euro Kosten durch Förderverein und Spenden.
Streetworker: "Ich bin nicht das Ordnungsamt"
Viel auf Asphalt unterwegs ist Gemeindejugendpfleger und Streetworker Frank Maier, der auch die Jugendsozialarbeit an der Schule übernimmt. Zusammen mit Yonca Tepe, die zur Zeit im Mutterschutz ist, und Jasmin Aydin deckt er die offene Jugendarbeit ab. "Ich bin nicht das Ordnungsamt", betonte der Fachmann, der seit 2018 in der Stadtrandgemeinde arbeitet. Fürs Einschreiten bei Ruhestörungen oder Verschmutzungen seien andere zuständig.
Er arbeite mit Einzelfällen, ebenso wie mit Cliquen, an deren Treffpunkten. Seine Methoden der Vertrauensbildung brauchten mehr Zeit, seien dafür aber nachhaltiger. So habe die Situation am "Martin-Luther-Spielplatz" beruhigt werden können. Die Kooperationspartner, von der Fachstelle der Kommunalen Jugendarbeit Schweinfurt bis zur Jugendgerichtshilfe oder der Drogen-Frühintervention, sind vielfältig. Allerdings fehlt es laut Maier akut an Therapieplätzen.
"Schaut nach, was die Kinder im Internet machen"
Nach der Coronazeit hätten die psychischen Probleme unter Jugendlichen zugenommen. Maier stellt oft Vereinsamung und Grüppchenbildung fest: "Social Media trägt dazu bei." Statt in Vereinen und echten Erfahrungsräumen, mit Sport und Bewegung, würde immer mehr Zeit in Onlinewelten verbracht. "Schaut nach, was die Kinder im Internet machen", warnt der Jugendarbeiter: "Wenn man mit elf Jahren anfängt, bei Tiktok rumzuwischen, dann ist die Kindheit vorbei". Manche Kids könnten kaum noch Billard oder Tischtennis spielen: "Das Handy ist die Armverlängerung." Frank Maier bietet unter anderem ein kostenloses Musikprojekt an, für Gitarre, Bass, Schlagzeug und Ukulele.
Gewalt- und Drogendelikte haben im statistischen Vergleich zu 2021 etwas zugenommen. Statt Alkohol und Kiffen seien vermehrt synthetische Rauschmittel das Problem, sagt Maier: Medikamente, Tabletten, sogenannte "Legal Highs", also berauschende Substanzen, die legal gekauft werden können, oder Baba Liquid, künstliches Cannabis.
Gemeinderat Florian Negwer fragte nach dem Gesamtstimmungsbild der Jugend. Das sei sicher heterogen, so der Streetworker: "Viele gehen Richtung Stadt." Es werde nach den Coronajahren schwieriger, Jugendliche zu motivieren, meinte Maier auf Nachfrage von Inge Stephan: "Es hat auch viel mit dem Elternhaus zu tun".