40 Jahre nach der Gründung der Städtepartnerschaft gibt es noch Menschen, die hautnah dabei waren, als sich erste Kontakte zwischen Gerolzhofen und Mamers anbahnten. Die Kontakte intensivierten sich und führten zu jeweils einstimmigen Beschlüssen der Stadträte von Gerolzhofen und Mamers, eine Partnerschaft einzugehen.
Die Wurzeln reichen bis 1966 zurück. Unter Leitung des Mamerser Pfarrers Louis Blottiere waren 50 Jugendliche auf Deutschland-Trip. Vermittelt von der Katholischen Landjugend Würzburg kamen sie unter anderem nach Gerolzhofen und Michelau, wo sie in Familien aufgenommen wurden. Die ersten Kontakte zwischen deutschen und französischen Jugendlichen verliefen schlicht. „Wir spielten zusammen Gitarre, es gab nicht die großen Buffets wie heute“, erinnert sich Martha Sendner aus Frankenwinheim, die damals dabei war.
Die Franzosen luden zum Gegenbesuch. Zwei bis drei Tage verbrachte die Gruppe aus dem Raum Gerolzhofen mit dem Gerolzhöfer Kaplan Siegmund Simon und Kuratus Helmut Amrhein in Mamers, dann ging es mit den neuen Freunden nach St. Malo und Versailles. „Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich bei dieser Fahrt Champagner getrunken“, sagt Sendner. Überhaupt, 1967 war eine Frankreichfahrt noch eine „Sensation“, während es heute etwas ganz Normales ist.
Obwohl Martha Sendner einen Französisch-Sprachkurs mitmachte, die verschiedenen Sprachen waren schon eine Barriere. „Wir redeten mit Händen und Füßen und als ich nach der Toilette fragte, da haben sie mir eine Schüssel mit Wasser und Seife gebracht.“ Heute weiß die damals 19-Jährige: „Die Leute waren wahnsinnig freundlich zu uns, nur, wir haben das nicht gemerkt, weil wir sie nicht verstanden.“
1968 führte die Jugendlichen wieder nach Frankreich, zu einer 4000 Kilometer langen Rundreise. Erster Anlaufpunkt war Mamers. Der Mamerser Alphonse Rocher begleitete die Gruppe und auf dieser Reise war erstmals von einer Partnerschaft die Rede, erinnert sich die Frankenwinheimerin.
Ein Jahr später führte eine Fahrt mit den Wipfelder Musikanten wieder ins Departement Sarthe. Höhepunkt war ein fünfminütiger Auftritt im landesweit ausgestrahlten französischen Mittagsmagazin.
Als die Gerolzhöfer dann zum 50-jährigen Bestehen des Mamerser Fußballclubs SAM fuhren, war erstmals ein Offizieller der Stadt dabei: Stadtrat Ludwig van Eckert. In diesem Jahr entstand auch der Freundeskreis der Frankreichfahrer, weiß Hans Zapf, der damals erstmals mitfuhr und die Partnerschaft über lange Jahre begleitete. Ab 1971 waren dann erstmals fränkische Kapellen bei dem großen Bauernmarkt „Drei Tage von Mamers“, eine Tradition, die sich viele Jahrzehnte hielt.
Natürlich haben die jungen Deutschen bei ihren ersten Aufenthalten nicht nur Begeisterung, sondern auch Vorbehalte registriert, vor allem bei älteren Franzosen. „Dazu sollte die Partnerschaft gerade da sein, dass alte Vorurteile abgebaut werden“, nennt Sendner einen Hauptzweck der Städteliaison. Gerade deswegen setzten sich auch Ältere für die Partnerschaft ein, auf Gerolzhöfer Seite zum Beispiel der 1997 verstorbene Nikolaus Pfister, der selbst schlimme Kriegserfahrungen hinter sich hatte und wollte, dass so etwas nie wieder passiert.
Seine Frau Rita Pfister bestätigt diese Zielsetzung. Sie spricht – auch aus eigenem Erleben – von den vielen intensiven und dauerhaften Freundschaften, die zwischen Gerolzhöfer und Mamerser Familien entstanden sind.
Heute indes mangelt es auch in den Führungspositionen des Partnerschaftskomitees schon etwas an jüngeren Mitarbeitern. Robert Herbig, einer der Jüngeren und 2. Vorsitzender des Partnerschaftskomitees, führt das auf den Zeitenwandel zurück. Heute sei ein Frankreich-Urlaub etwas ganz Normales. Der finde aber meist im Hotel statt, Begegnungen und Gespräche und Kontakte mit Einheimischen beschränken sich auf das Notwendigste, obwohl viel mehr Jugendliche als damals Französisch können. Das findet Robert Herbig schade. Auch der individuelle Kontakt zwischen den Menschen sei ein großes Ziel der Partnerschaft. Ein Aufenthalt in einer Familie bringe Land und Leute und ihre Lebensweise viel näher, auch wenn man sich mit Händen und Füßen verständigen muss.