
Der schwedische Feldherr Wrangel, kurz zuvor noch in Schweinfurt im Einsatz, soll selbst Freudenschüsse abgefeuert haben, beim Friedensfest von Nürnberg. Dort war die Umsetzung des Westfälischen Friedens nachverhandelt, außerdem getafelt und geböllert worden, nach den Schrecken des Dreißigjährigen Kriegs. Die Sennfelder Böllerschützen befanden sich somit in bester fränkischer Tradition, als sie es zum Auftakt des 25. Grenzsteinfests krachen ließen. Das gutnachbarschaftliche Familienfest der Gochsheimer und Sennfelder ist zum 350. Jubiläum der Wiedererlangung der Reichsfreiheit 1649 gegründet worden. Den Gedenkstein hatten 1999 die Bürgermeister Walter Korn (Gochsheim) und Emil Heinemann (Sennfeld) setzen lassen.
Nachdem sich am Planetenweg der Pulverdampf gelegt hatte, wurde gefeiert. Die heutigen Rathauschefs hielten ihre Rede unisono neben dem Astronomie-Lehrpfad. Die heutige Welt sei voller Unsicherheit, Konflikte und leider auch Krieg, sagte Gochsheims Bürgermeister Manuel Kneuer. Um so wichtiger wäre die gemeinsame Friedensfeier der Dörfer und ihr Wille, mit den Nachbarn im positiven Austausch zu bleiben.
Oliver Schulze sprach als Sennfelder Amtskollege die Dankesworte, vor allem an den Geschichtlichen Arbeitskreis Sennfeld und Gochsheim. Der richtete das gut besuchte Grenzsteinfest aus, als Teil der Kirchweihzeit und des 375. Jubiläums des Friedensfests. Der Arbeitskreis, mit dem Sprecher Willi Hartling und Mitorganisator Holger Becker, hat rund 1350 Euro beigetragen, für zwei drehbare Wellenliegen, die nun auf der Grenzsteinwiese und der Bergheide zum Entspannen einladen. Der Großteil der über 4000 Euro Kosten wurde aus dem Regionalbudget der ILE "Schweinfurter Mainbogen" finanziert.
Landrat Florian Töpper erinnerte an das Buch "Zur Freiheit berufen", ein Porträt des ehemaligen Freien Reichsdorfs Sennfeld, das 2017 von Emil Heinemann und Richard Riess herausgegeben worden ist. Der oberste Kreisvertreter rief, beim Stichwort "Freiheit" im Jahr 2024, auch 75 Jahre Grundgesetz in Erinnerung.
Gemeinsam Runden gedreht
Im Anschluss wurde eine weitere gute Tradition fortgesetzt, die der Baumpflanzungen, mit einer Weißblühenden Rosskastanie. Dann gehörte die Wiese den Planpaaren aus beiden Gemeinden, die gemeinschaftlich ihre Runden drehten. Auch musikalisch wurde interkommunale Partnerschaft vorgelebt, mit Klängen der "Jungen Sennfelder" und des Musikvereins Gochsheim-Weyer. Es gab eine Tombola, bei der als Hauptgewinn Flugzeugrunden winkten.
Offen blieb die Frage, welchem Rechtsbeistand die stolzen Reichsdörfer eigentlich den Coup von 1649 zu verdanken hatten. Walter Rachle, selbst Sennfelder Ortsgeschichtler, vermutet, dass die Reichsstadt Nürnberg ihre Hand im Spiel hatte, beim Schutz der alten Freiheitsrechte.




