OBERWERRN
Jubel für Ministerpräsident Horst Seehofer
Ein paar Komplimente, ein paar Nettigkeiten, ein paar Lobesworte. Und ganz viel Charme. Wenn einer weiß, wie man ein Publikum für sich gewinnen kann, dann ist es Horst Seehofer. Auch und gerade im Fränkischen.
In der proppenvollen Halle des SV Oberwerrn braucht der bayerische Ministerpräsident nur wenige Minuten, um die Gunst der Gäste für sich einzunehmen. Andererseits ist das Unterfangen auch nicht allzu schwer. Denn die 600 Besucher sind beim „Politischen Aschermittwoch am Tag danach“ ausschließlich wegen ihm da. Wegen ihrem Horst.
Schon beim Einzug zum Frankenlied brandet der Jubel auf. Seehofer lächelt, schüttelt Hände in den Sitzreihen. Auffällig lang begrüßt er den Schweinfurter Landrat Florian Töpper (SPD). Sie stehen sich erstmals gegenüber.
Der Neuling im Amt hat Seehofer ein Weinpräsent mitgebracht. „Ein kleiner Bestechungsversuch“, witzelt der CSU-Chef später, als er Töpper gleich mehrfach in seine Rede einbaut. Er äußert Verständnis, dass der junge Landrat noch zum zeitgleichen Auftritt von Seehofers Herausforderer Christian Ude muss: „Ich wünsche ihm soviel Erfolg, dass ich mich nicht ärgern muss.“ Gelächter.
Als Florian Töpper aufbricht, ruft Seehofer quer durch den Saal: „Vergessen's die Grüße nicht!“ Aber auch das sagt er: Töpper habe seine Unterstützung. „Es kommt immer das Land zuerst, dann unsere zwei Parteien.“ Beifall.
Entertainer Seehofer hat das Feld bereitet, um seine politische Botschaft unters Volk zu streuen. Allerdings ohne Polterei à la Passau. Sondern Seehofer sinniert phasenweise über Grundsätzliches. Über Werte. Über Anschauungen. Über Gefühl. „Bayern ist einzigartig: Franken ist obereinzigartig.“
Seehofer nimmt das Hauptthema auf, mit dem die CSU in den beiden anstehenden Wahlen punkten will: Die Leistungsbilanz des Freistaats. „Bayern steht blendend da“, sagt der Ministerpräsident. Mehr noch: Bayern sei eines der erfolgreichsten Länder in Deutschland und Europa. „Wir gelten im Ausland als Vorbild.“ Und muss selbst über das Bonmot schmunzeln, dass er eine junge Protokolldame in Portugal im Glauben gelassen hat, Bayern sei ein unabhängiger Staat.
Und so zieht er eine Stunde einen breiten Bogen von Europa bis zum Ehegattensplitting. Wichtig ist ihm, dass es keine Vergesellschaftung der europäischen Schulden geben dürfe. Hier ist er ganz nah bei Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Seehofer hat das Auditorium voll im Griff. Einzelne hängen ihm so sehr an den Lippen, dass sie seine angefangenen Sätze laut beenden. Ernst wird er beim Länderfinanzausgleich, dessen Topf Bayern zur Hälfte befüllt. Die Klage dagegen sei gerechtfertigt. Wenn jemand Hilfe benötige, müsse er sich anstrengen, sie nicht mehr zu bekommen. „Berlin unternimmt keinerlei Anstrengungen.“ Genüsslich erzählt Seehofer von seinem Sitznachbarn im Bundesrat, Klaus Wowereit: „Wir sind arm, aber wir sind doch sexy“, habe der gesagt. „Ja“, entgegnet Seehofer: „Wir sind reich. Aber wir sind nicht blöd.“ Dem Publikum gefällt's
Der bayerische Regierungschef will im Landtag ganz genau wissen, wer für bayerische Interessen steht und wer für die seiner Partei, sagt er: Die Einreichung der Klage gegen den Hilfsfond für die Bundesländer will er dort namentlich abstimmen lassen.
Eine lange Passage widmet Seehofer der Bildungspolitik. Ein Drittel seines Haushalts gebe Bayern dafür aus. Und Seehofer stellt dem Publikum Josef Schmalzl vor. Er ist für ihn das Paradebeispiel eines erfolgreiches Schulsystems. Er war sein Nachbar in der Schulbank. Und hat sich über eine Fünf im Rechnen schon gefreut. Dafür glänzte er im Werken und Zeichnen. Die als Hausaufgabe gegebene Skizze vom Ingolstädter Schlosstor durfte Josef für Horst gleich mitzeichnen, mangels Talent des späteren Politikers.
Was ist aus Josef geworden? „Er hat sich selbstständig gemacht“, erzählt der Ministerpräsident. Und beim Klassentreffen hat Josef gesagt: „Ich hab? besser erwischt als du. Ich stehe nicht unter Beobachtung und habe am Wochenende viel weniger Termine.“ Und außerdem verdient er sogar mehr Geld; Josef hat dabei gegrinst.
Seehofers Schlussfolgerung für die Bildungspolitik: Jedes Kind muss auf die richtige Schule geschickt werden. Jede individuelle Begabung muss gefördert werden. Wider das „Hineinstopfen von Wissen“. Wider den schulischen „Einheitsbrei“. Im Saal ist es mucksmäuschenstill.
Seehofer versäumt es nicht Werbung in eigener Sache machen und gegen sein „Drehhofer“-Image anzureden. Beispiel: die Wende beim Donauausbau. Es habe sich halt gezeigt, dass den Menschen die Natur besonders wichtig ist. Deswegen könne man nicht darüber hinweggehen und aus Prinzip an einem Beschluss festhalten. So sieht er das.
Und er blickt ganz tief in die bayerische Seele. Spricht von Heimat, von den Bayern als „Tiefwurzler“, die dennoch weltoffen sind. Nicht umsonst habe sich die Einwohnerzahl des Freistaats in den vergangenen zwei Jahrzehnten um 1,5 Millionen erhöht. Zuzüge aus dem In- und Ausland. „Das ist eine Abstimmung mit dem Umzugswagen.“
Warum ist das so? Weil Bayern das Miteinander pflegt und keine Parallelgesellschaften entstehen. „Wir haben keine großen Probleme mit der Integration.“ Womit der CSU-Chef wieder bei der Leistungsbilanz angekommen ist.
Stehende Ovationen für den Redner. Manche klettern auf die Stühle. Seehofer stellt sich neben das Rednerpult und winkt. Er wirkt sehr zufrieden.
In der proppenvollen Halle des SV Oberwerrn braucht der bayerische Ministerpräsident nur wenige Minuten, um die Gunst der Gäste für sich einzunehmen. Andererseits ist das Unterfangen auch nicht allzu schwer. Denn die 600 Besucher sind beim „Politischen Aschermittwoch am Tag danach“ ausschließlich wegen ihm da. Wegen ihrem Horst.
Schon beim Einzug zum Frankenlied brandet der Jubel auf. Seehofer lächelt, schüttelt Hände in den Sitzreihen. Auffällig lang begrüßt er den Schweinfurter Landrat Florian Töpper (SPD). Sie stehen sich erstmals gegenüber.
Der Neuling im Amt hat Seehofer ein Weinpräsent mitgebracht. „Ein kleiner Bestechungsversuch“, witzelt der CSU-Chef später, als er Töpper gleich mehrfach in seine Rede einbaut. Er äußert Verständnis, dass der junge Landrat noch zum zeitgleichen Auftritt von Seehofers Herausforderer Christian Ude muss: „Ich wünsche ihm soviel Erfolg, dass ich mich nicht ärgern muss.“ Gelächter.
Als Florian Töpper aufbricht, ruft Seehofer quer durch den Saal: „Vergessen's die Grüße nicht!“ Aber auch das sagt er: Töpper habe seine Unterstützung. „Es kommt immer das Land zuerst, dann unsere zwei Parteien.“ Beifall.
Entertainer Seehofer hat das Feld bereitet, um seine politische Botschaft unters Volk zu streuen. Allerdings ohne Polterei à la Passau. Sondern Seehofer sinniert phasenweise über Grundsätzliches. Über Werte. Über Anschauungen. Über Gefühl. „Bayern ist einzigartig: Franken ist obereinzigartig.“
Seehofer nimmt das Hauptthema auf, mit dem die CSU in den beiden anstehenden Wahlen punkten will: Die Leistungsbilanz des Freistaats. „Bayern steht blendend da“, sagt der Ministerpräsident. Mehr noch: Bayern sei eines der erfolgreichsten Länder in Deutschland und Europa. „Wir gelten im Ausland als Vorbild.“ Und muss selbst über das Bonmot schmunzeln, dass er eine junge Protokolldame in Portugal im Glauben gelassen hat, Bayern sei ein unabhängiger Staat.
Und so zieht er eine Stunde einen breiten Bogen von Europa bis zum Ehegattensplitting. Wichtig ist ihm, dass es keine Vergesellschaftung der europäischen Schulden geben dürfe. Hier ist er ganz nah bei Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Seehofer hat das Auditorium voll im Griff. Einzelne hängen ihm so sehr an den Lippen, dass sie seine angefangenen Sätze laut beenden. Ernst wird er beim Länderfinanzausgleich, dessen Topf Bayern zur Hälfte befüllt. Die Klage dagegen sei gerechtfertigt. Wenn jemand Hilfe benötige, müsse er sich anstrengen, sie nicht mehr zu bekommen. „Berlin unternimmt keinerlei Anstrengungen.“ Genüsslich erzählt Seehofer von seinem Sitznachbarn im Bundesrat, Klaus Wowereit: „Wir sind arm, aber wir sind doch sexy“, habe der gesagt. „Ja“, entgegnet Seehofer: „Wir sind reich. Aber wir sind nicht blöd.“ Dem Publikum gefällt's
Der bayerische Regierungschef will im Landtag ganz genau wissen, wer für bayerische Interessen steht und wer für die seiner Partei, sagt er: Die Einreichung der Klage gegen den Hilfsfond für die Bundesländer will er dort namentlich abstimmen lassen.
Eine lange Passage widmet Seehofer der Bildungspolitik. Ein Drittel seines Haushalts gebe Bayern dafür aus. Und Seehofer stellt dem Publikum Josef Schmalzl vor. Er ist für ihn das Paradebeispiel eines erfolgreiches Schulsystems. Er war sein Nachbar in der Schulbank. Und hat sich über eine Fünf im Rechnen schon gefreut. Dafür glänzte er im Werken und Zeichnen. Die als Hausaufgabe gegebene Skizze vom Ingolstädter Schlosstor durfte Josef für Horst gleich mitzeichnen, mangels Talent des späteren Politikers.
Was ist aus Josef geworden? „Er hat sich selbstständig gemacht“, erzählt der Ministerpräsident. Und beim Klassentreffen hat Josef gesagt: „Ich hab? besser erwischt als du. Ich stehe nicht unter Beobachtung und habe am Wochenende viel weniger Termine.“ Und außerdem verdient er sogar mehr Geld; Josef hat dabei gegrinst.
Seehofers Schlussfolgerung für die Bildungspolitik: Jedes Kind muss auf die richtige Schule geschickt werden. Jede individuelle Begabung muss gefördert werden. Wider das „Hineinstopfen von Wissen“. Wider den schulischen „Einheitsbrei“. Im Saal ist es mucksmäuschenstill.
Seehofer versäumt es nicht Werbung in eigener Sache machen und gegen sein „Drehhofer“-Image anzureden. Beispiel: die Wende beim Donauausbau. Es habe sich halt gezeigt, dass den Menschen die Natur besonders wichtig ist. Deswegen könne man nicht darüber hinweggehen und aus Prinzip an einem Beschluss festhalten. So sieht er das.
Und er blickt ganz tief in die bayerische Seele. Spricht von Heimat, von den Bayern als „Tiefwurzler“, die dennoch weltoffen sind. Nicht umsonst habe sich die Einwohnerzahl des Freistaats in den vergangenen zwei Jahrzehnten um 1,5 Millionen erhöht. Zuzüge aus dem In- und Ausland. „Das ist eine Abstimmung mit dem Umzugswagen.“
Warum ist das so? Weil Bayern das Miteinander pflegt und keine Parallelgesellschaften entstehen. „Wir haben keine großen Probleme mit der Integration.“ Womit der CSU-Chef wieder bei der Leistungsbilanz angekommen ist.
Stehende Ovationen für den Redner. Manche klettern auf die Stühle. Seehofer stellt sich neben das Rednerpult und winkt. Er wirkt sehr zufrieden.
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