
Er ist ein Schweinfurter aus Überzeugung. Wer einmal erlebt hat, wie Hannes Helferich einen Besucher, sagen wir aus Würzburg, durch das heutige, das moderne Schweinfurt führt, wird das vorbehaltlos unterschreiben.
Die meisten der Veränderungen, die diese einst von Außenstehenden als grau empfundene Stadt in den letzten 30 Jahren hin zu einem bunten, kulturell vielfältigen Gemeinwesen erlebt hat, begleitet er beruflich.
Dies oft kritisch. Er gibt denen eine Stimme, die nicht unbedingt auf der gerade ausgerufenen Welle mitschwimmen. Wegen dieser oft unbequemen, nachdenklichen Stimmen ist in dieser Stadt vieles anders und wohl auch besser geworden als ursprünglich geplant.
Hannes Helferich ist ein Journalist aus Leidenschaft. Diese Leidenschaft war ihm in die Wiege gelegt. Sein Urgroßvater, Gotthardt Silvester Helferich, hat das Schweinfurter Tagblatt am 1. Juli 1900 übernommen. Sein Großvater Hans hat es weiterentwickelt, sein Vater Heinz unter das Dach der Main-Post geführt.
Auch wenn sich der heute 63-Jährige, wie es sich in einem gewissen Alter einfach gehört, manchmal am Vater rieb, hat er die Ausbildung im Verlag absolviert. Er begann als Verlagskaufmann, arbeitete anschließend im Vertrieb und entdeckte dabei das Schreiben und Fotografieren für sich. Seine Offenheit, Neugierde im besten Sinne und die Fähigkeit, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, sind dafür ein starkes Pfund.
Kritische Distanz zur Atomkraft
Nach dem Volontariat war er zunächst in der Landkreisredaktion eingesetzt. Dort hat er das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld mit kritischer Distanz begleitet. Die Atomkraft lehnt er ab, so wie die meisten Menschen in der Region. Anders als viele jedoch aus grundsätzlichen Überlegungen. Dass das Kernkraftwerk abgeschaltet wurde, nennt er gut, die Gefahr durch das Zwischenlager sei jedoch groß.
Der Umweltschutz war ihm schon wichtig, als dieser noch nicht das Thema aller war. Darum wurde der Bau- und Umweltausschuss des Stadtrates eine Schlüsselstelle für seine Arbeit. Hinter die Dinge schauen, ist ihm ein besonderes Anliegen.
Alternative Kultur gefördert
Das gilt auch für das kulturelle Leben der Stadt. In erster Linie nicht das, was sich im Schauspiel oder auf der Konzertbühne abspielt. Die alternative Kultur, die der jungen Leute, die in den 1980er-Jahren in der „Schreinerei“ für Schweinfurt zu wurzeln begann, liegt ihm besonders am Herzen. Die Kulturwerkstadt Disharmonie hat er mit ins Laufen gebracht. Bei der Gründung des Kulturpackts war er dabei, viele Stunden seiner Freizeit verbringt er dort ehrenamtlich.
Ein stark ausgeprägter Gerechtigkeitssinn brachte Helferich zur Berichterstattung über Polizei und Justiz. Hartnäckig geht er Dingen nach, auch denjenigen, die manche nicht immer gern in der Öffentlichkeit sehen.
Bei all seiner Arbeit hat Helferich auch den Blick in die Vergangenheit nicht verloren. Die Aufarbeitung der lange verdrängten Zeit der Jahre 1933 bis 1945 beobachtet er als Mitglied der „Initiative gegen das Vergessen“ aufmerksam, das Schicksal der Zwangsarbeiter bewegt ihn besonders.
Sozial engagiert
Zu Hannes Helferich gehört auch das soziale Engagement. Als Schweinfurt Anfang der 1990er-Jahre tief in der Krise steckte, war er ganz selbstverständlich dabei, als die Gewerkschafter zum Protest nach Bonn marschierten. Das dabei ihnen gespendete Geld war die Grundlage für die Stiftung „Schweinfurt hilft Schweinfurt“.
Viele mögen es schon gehört haben. Hannes Helferich hat Ende des Monats nach 46 Jahren seinen letzten Arbeitstag in der Redaktion. Damit endet die Ära der Helferichs im Zeitungs- und Mediengeschäft. Aus dem öffentlichen Leben seiner Heimatstadt verabschiedet sich „der Hannes“ aber gewiss nicht.
Dir weiterhin viel Lebensfreude!