Das jahrelange Scheitern in der Welt der Arbeit habe selten einen, sondern zumeist viele Gründe, weshalb die Vermittlung einer Maßnahme wie etwa im Bereich der beruflichen Qualifikation häufig nicht zum erhofften Erfolg führe, meint das Jobcenter der Stadt Schweinfurt, das deshalb zwei Programme mit einer Rundumbetreuung ausprobiert, die in der Sitzung des Ausschusses für Beschäftigung und Soziales des Stadtrats vorgestellt wurden.
Den ersten Tagesordnungspunkt im großen Sitzungssaal des Rathauses bestritt Manfred Neder vom Beirat für Menschen mit Behinderung. Der Vorsitzende kündigte bei dieser Gelegenheit an, dass die Vertretung der Behinderten den Jahresbericht 2018 den Fraktionen im Stadtrat nicht nur überreichen, sondern mit der Kommunalpolitik die aktuelle Situation der 6000 Schwerbehinderten in Schweinfurt (11 Prozent der Bevölkerung) erörtern werde.
Aufforderung an Stadträte
Rückblickend bedauerte Neder das ausbaufähige Interesse der Stadträte an der Arbeit des Beirats, der bei seinen öffentlichen Sitzungen allenfalls einige wenige Vertreter der Parteien begrüßen könne. Die Tätigkeit der Arbeitsgruppen hatte der Vorstand in 2018 zurückgefahren, da man sich in den Workshops zur Erstellung des Kommunalen Aktionsplans für Menschen mit Behinderung stark engagierte. Fortgeführt wurden jedoch die Aktivitäten zur Verbesserung der Verkehrssicherheit. In diesem Bereich sei man mit allen Akteuren hervorragend vernetzt. Ähnlich gut bewertet Neder die Zusammenarbeit mit den Schweinfurter Wohnungsbaugesellschaften und als "intensiv" die Kontakte zum Seniorenbeirat.
Lob gab es auch für die gegenüber den Problemen der Behinderten aufgeschlossenen Stadtverwaltung und auch für den Stadtrat, der bei seinen Entscheidungen die Empfehlungen des Beirats berücksichtige. Enttäuscht ist Neder von den Organisatoren des Landesturnfestes. Im Begleitprogramm sei keine Gruppe des Behindertenverbands zum Zug gekommen, so der Vorsitzende.
Langzeit- und Frauenarbeitslosigkeit
Roland Kotsch, Leiter des Jobcenters, präsentierte ebenfalls einen Jahresbericht. Die allgemein gute wirtschaftliche Lage habe die Anzahl der Klienten im Jobcenter 2018 sinken lassen. Die Änderungen beim Familiengeld hätten zudem für Entspannung gesorgt. Schwerpunkte bei der Arbeit in 2019 sieht Köth bei der beruflichen Nachqualifizierung und der Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsabschlüssen sowie bei der Bekämpfung der Langzeit- und der Frauenarbeitslosigkeit.
Ein Blick auf die Statistik belegte, dass unter den sowieso besonders von Arbeitslosigkeit betroffenen Alleinerziehenden der Anteil der Frauen deutlich über dem Bevölkerungsdurchschnitt liegt. Dies habe viele Gründe, sei auch durch das Rollenverständnis der Geschlechter, aber auch durch Arbeitgeber bedingt, die zwar flexible Mitarbeiter wollten, doch bei den Arbeitszeiten nicht flexibel seien, was insbesondere Frauen mit Kindern bei der Arbeitssuche Hindernisse in den Weg lege.
Das Umfeld berücksichtigen
Seit September läuft in Zusammenarbeit von Jobcenter und Stadtjugendamt das Projekt "Cura", das für Väter und/oder Mütter mit Kindern den Zugang zum Arbeitsmarkt und zur sozialen Teilhabe erleichtern soll. Pro Mitarbeiter findet eine Betreuung von 40 Personen und deren Familien statt. "Alles, was belastet" sei aus dem Weg zu räumen, erläuterte dazu Marco Rosenkranz vom Jobcenter. Die Teilnahme an dem individuellen Coaching ist freiwillig und sanktionsfrei. Bislang konnten 15 Prozent der Betreuten dauerhaft in Arbeit vermittelt werden. Ein gleicher Ansatz gilt für das ebenfalls neue "Case-Management". Zehn Fallmanager des Jobcenters lassen sich derzeit für das "Case-Management" qualifizieren.
Den 129 Seiten starken Jahresbericht 2018 des Amtes für soziale Leistungen fasste in der Ausschusssitzung Corina Büttner zusammen. Die Amtsleiterin berichtete von sinkenden Fallzahlen bei der Hilfe zum Lebensunterhalt, einem leichten Anstieg bei den Fällen in der Grundsicherung und einem Plus auf jetzt 473 Fälle (2017: 342) beim Wohngeld.