Zum letzten Mal "Du musst dran glauben": Zur Derniére war auch Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm gekommen. Er sieht in dem Stück ein Zeichen, das Christen gemeinsam in einer zerrissenen Welt setzen Ab und zu machte er ein Bild mit dem Handy. Doch die meiste Zeit blickte er konzentriert auf das Geschehen auf der Bühne. Auf dem Weg zwischen den fünf Spielorten suchte er immer wieder das Gespräch mit den Menschen in seiner Gruppe. Ständig sah man ihn im angeregten Dialog mit dem emeritierten Würzburger Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen. Und in der Pause trank er, wie es sich gehört, ein Fläschchen Luther-Bier.
Heinrich Bedford-Strohm, der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, gehörte zu den letzten 400 Besuchern, die am Pfingstmontag das Wandeltheater "Du musst dran glauben - Luther, Echter und Gerolzhofen" erlebten.
Heinrich Bedford-Strohm war noch nie in Gerolzhofen. Doch er zeigte sich unterwegs zunehmend begeistert vom Bild dieser Stadt und vor allem, wie dieses Bild als Kulisse in das Stück eingebaut war.
Der Landesbischof hatte die Schirmherrschaft für das kulturelle Großereignis übernommen. Wie er dazu gekommen war? Es geschah ausgerechnet auf einer Faschingsveranstaltung in Veitshöchheim, als Regisseurin Silvia Kirchhof ihm diese Rolle antrug. Er ließ sich das Manuskript schicken und sagte sofort zu, erzählt er.
Als die ergreifenden Szenen um die Entzweiung von Familien aufgrund von Glaubensverschiedenheiten, von der Verweigerung eines christlichen Begräbnisses für ein evangelisches Kind durch einen katholischen Pfarrer, vom Standesstreit der Spitalpfründner, von einem schauderhaften Hexenprozess und vom wissenschaftlich-theologischen Disput zwischen Martin Luther und Julius Echter noch einmal und zum letzten Mal über die fünf Bühnen gegangen waren, gab es wieder Ovationen.
Und ein paar abschließende Reden. Bürgermeister Thorsten Wozniak meinte, die Altstadt sei zur größten Kulturbühne in der Region geworden. "Dafür bin ich nicht nur dankbar, ich bin sehr, sehr stolz auf das, was Sie geleistet haben", wandte sich Wozniak an alle Aktiven von Regisseurin Silvia Kirchhof über das Ensemble bis hin zu Technikern und Helfern im Hintergrund.
Sie, die ein Stück Geschichte der Stadt gespielt hätten, werden nun auch selbst zu einem Teil der Stadtgeschichte, war Wozniak überzeugt. Den Erfolg führte das Stadtoberhaupt darauf zurück, dass alle an einem Strang gezogen haben: Ehrenamtliche, Künstler, Fördermittelgeber, evangelische und katholische Kirche, die Stadt, die Diözese und die Domschule Würzburg.
Auch das offene Wort, die offenen Gedanken und die Inspirationen durch die beiden örtlichen Pfarrer Stefan Mai und Reiner Apel fand Wozniak großartig.
Silvia Kirchhof erinnerte daran, dass "Du musst dran glauben" bereits die siebte große Produktion des Kleinen Stadttheaters war. "Ich hoffe, dass von den vielen Begegnungen etwas im Herzen bleibt, das ist unbezahlbar."
Kirchhof brachte auch die weitgehend im Stillen verlaufene Inklusionsarbeit im Ensemble zur Sprache. Mit Daniel Karg (Tänzer) und Peter Beck (Ludwig) waren zwei Akteure dabei, die von der Offenen Behindertenarbeit Schweinfurt kamen. Nicht nur diese beiden waren am Ende zu Tränen gerührt.
Schließlich nahm Kirchhof noch die Verleihung der Celia vor. Das ist eine ensemble-interne Auszeichnung, benannt nach der Schutzpatronin der Gaukler und Schauspieler. Den sogenannten "Oscar von Gerolzhofen" bekam Birgitt Stumpf als unersetzlichstes Ensemble-Mitglied. Sie spielte als Margarete, die Ehefrau von Valentin, der den neuen Glauben angenommen hat. Als originellstes Mitglied wurde Stefan Weyer ausgezeichnet, der den Zentknecht Joffer spielte und im wirklichen Leben als "Spieß" bei der Bundeswehr in Volkach dient.
Diese Preisverleihung fand Heinrich-Bedford-Strohm "viel besser als die Oscar-Verleihung in Los Angeles." Er sagte weiter, einen "ungeheuer berührenden Abend mit einer unglaublichen schauspielerschen Leistung" erlebt zu haben. Besonders beeindruckt hat ihn Bernd Beck als Pfarrer Daniel Stauber. "Ein furchterregender Priester, alleine durchs da Sein." So etwas erlebe er woanders nicht, dass eine ganze Stadt ein solches Projekt auf die Beine stellt.
Die Inszenierung sei auch ein großes Fest der Christen gewesen. "Wir schauen gemeinsam auf diese 500 Jahre und legen uns den Schmerz gegenseitig auf den Tisch. Es gibt keinen evangelischen Jesus und keinen katholischen Jesus, sondern nur den einen." Das Stück sei ein wunderbares Beispiel, dass Christen gemeinsam ein Zeichen setzen in einer zerrissenen Welt.
Noch einmal flossen reichlich Tränen, als sich die Kinder aus dem Ensemble bedankten, dass sie bei diesem Stück mitspielen durften.