Wolf Pösl, Ehrenvorsitzender des Jagdschutzvereins Schweinfurt, ist seit Jahrzehnten Jäger aus Leidenschaft, heißt es in einer Pressemitteilung. Für ihn ist Jagd weitaus mehr als der Abschuss von Wildtieren, sondern angewandter Naturschutz. Bei einem Rundgang durch sein Jagdrevier erläuterte er der Schweinfurter Bundestagsabgeordneten Anja Weisgerber, wie sich seiner Meinung nach Jagd und Naturschutz miteinander verbinden lassen.
Ruhezonen für das Wild
Treffpunkt für den Reviergang war außerhalb von Madenhausen. Hier hat Pösl seit über 50 Jahren die Jagd gepachtet. Auf einer großen Offenlandfläche hat der Jäger Blühflächen und Hecken angelegt. Auf großen Schildern am Rande des Gebietes steht „Wildruhezone“. Denn die Flächen sollen dem Wild als Rückzugsort dienen, hier sollen sie Nahrung – in der Fachsprache der Jäger Äsung genannt – finden. Dabei sollen sie nicht von Spaziergängern oder Fahrradfahrern gestört werden. Aber auch die Jäger lassen das Wild in diesen Bereichen in Ruhe.
„Vom Engagement der Jäger für unsere Natur bin ich sehr beeindruckt“, betonte die Klima- und Umweltpolitikerin Weisgerber. Im Laufe der Jahre ist in dem Gebiet ein vielfältiger Lebensraum entstanden. Davon profitieren nicht nur das Wild, sondern viele Tier- und Pflanzenarten. „Die Jägerschaft leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt“, freut sich Weisgerber.
Mehrjährige Blühflächen
Auch die alte Kläranlage in Madenhausen wurde durch die Jäger renaturiert und in ein lebendiges Feuchtbiotop verwandelt. Neben eigenen Flächen wurden von der Gemeinde Üchtelhausen und der Stadt Schweinfurt Flächen zur wildtiergerechten Anlage kostenlos zur Verfügung gestellt. Mehrere Landwirte haben auf rund acht Hektar mehrjährige Blühflächen angelegt. Insgesamt stehen damit der freilebenden Tierwelt rund 18 ha zur Verfügung.
Erhalt der Biodiversität
„Nachdem weite Teile der Natur in der Region wirtschaftlich genutzt werden, wollte ich etwas für die Natur tun“, erläutert Pösl. „Der Naturschutz muss deshalb ein fester Bestandteil der Jagdpolitik bleiben“, fordert Raimund Abele, Vorsitzender des Jagdschutzvereins Schweinfurt. Denn die Jagd sei auch ein wichtiger Baustein für den Erhalt der Biodiversität.
Ein wichtiges Anliegen der Jägerschaft ist die anstehende Reform des Bundesjagdgesetztes. Denn es gibt Befürchtungen, dass die Jagd geschwächt und alleine auf den Abschuss von Schalenwild reduziert werden soll, erläutert Abele: „Führende Wildbiologen sagen, dass eine solche Strategie für einen erfolgreichen Waldumbau nicht zielführend sein kann.“
Eckpunkte im Koalitionsvertrag
Doch Anja Weisgerber, die auch stellvertretende Vorsitzende der CSU im Bundestag ist, kann die Bedenken zerstreuen: „Wir wollen eine sachorientierte Reform des Bundesjagdgesetzes.“ Richtschnur für ihre Fraktion sind dabei die Eckpunkte zur Jagd im Koalitionsvertrag. „Wir wollen keine Regelungen, die darüber hinausgehen“.
Auch Weisgerber Bundestagskollege Artur Auernhammer, agrarpolitischer Sprecher der CSU im Bundestag und selbst passionierter Jäger, steht zur anstehenden Gesetzesänderung im engen und guten Austausch mit dem Bayerischen Jagdverband. Die positiven Eindrücke über die Arbeit der Jägerschaft im Bereich des Natur- und Artenschutzes wird die Bundestagsabgeordnete auf jeden Fall mit nach Berlin nehmen und diese in ihre politische Arbeit einbringen.