Das Feuerwehrhaus war bis auf den letzten Platz gefüllt bei der Bürgerversammlung in Oberwerrn. Rund hundert Besucher drängten sich im Saal, um zunächst den Powerpointbericht von Bürgermeisterin Bettina Bärmann zu hören und zu sehen.
9173 Einwohner leben in der Gesamtgemeinde, davon 1926 am Oberlauf der Wern. 1818 Menschen gehören anderen Nationalitäten an. Insgesamt sind jetzt 73 Staaten vertreten, vorneweg Afghanistan, Syrien, Algerien, die Ukraine und Türkei. Die Zahl der Gemeindebewohner hat zuletzt um 99 abgenommen.
Das Ankerzentrum beschert laut Bürgermeisterin zwar Zuweisungen vom Staat, bei derzeit steigenden Zahlen an Asylbewerbern, aber auch viel Verwaltungsaufwand: "Es wird auf Dauer bleiben."
Der fast 15,2 Millionen Euro schwere Haushalt ist geprägt von einem tiefen Griff in die Rücklagen, die aktuell bei rund 14,5 Millionen Euro liegen. Entnommen werden sollen 6,8 Millionen Euro, die Zuführung vom Verwaltungs- in den Vermögenshaushalt ist mit rund 100.000 Euro bescheiden. Trotz Schuldenfreiheit hat in der Finanzverwaltung derzeit Team Vorsicht das Sagen, angesichts steigender Kosten und Energiepreise.
Millioneninvestitionen in die Neue Mitte
Gleichzeitig gibt es Millioneninvestitionen, über mehrere Jahre hinweg, in die Neue Mitte Niederwerrn ebenso wie in den geplanten (Teil-)Schulneubau. In einem zweiten Workshop am 30. März soll es noch einmal um das Oberwerrner Kimmelhaus gehen. Das Gebäude an Kirche, Festscheune und Backhaus (benannt nach Helmut Kimmel aus der gleichnamigen Musikerfamilie) könnte abgerissen oder saniert werden, je nach Variante für mehrere Hunderttausend Euro.
Bei der derzeit brachliegenden Kleingartensiedlung Grabeland soll die Planung zur Neugestaltung nun bei der Regierung eingereicht werden. Ein Erhalt der Fläche sei wahrscheinlich, sagte Bärmann, ebenso eine Förderung. Ebenfalls auf der Agenda steht die Sanierung der Oberwerrner Friedhofswege.
Brigitte Lehrl erinnerte an die ihrer Meinung nach hochgefährliche Situation im Kreuzungsbereich Am Bonland, Kreisstraße und Badersgraben, mit Hilfe von Schautafeln. Ein Arbeitskreis kritisiert seit Jahren hohes Verkehrsaufkommen und Sichtbehinderungen durch parkende Autos. Vor allem ortsauswärts fahrende Radler, die auf den Radweg einfahren wollten, seien nicht sicher, so die Oberwerrnerin. Parkverbot, Tempo 70 oder eine Radwegverlängerung wurden bereits vorgeschlagen. "Das Beste wäre ein aufgemalter Kreisel", sagte Lehrl nun.
Bettina Bärmann erinnerte daran, das ein Planungsbüro den Bereich bereits erfasst hat, als Problemstelle: Die Spezialfirma Topplan entwickelt gerade eine Radwegekonzept für den Landkreis. Laut telefonischer Auskunft gelte die Situation am Bonland als nicht optimal, so Bärmann, sei aber auch "nichts Außergewöhnliches". Den Brennpunkt habe man seitens der Gemeinde mehrfach besucht, ohne dass von den Fachleuten besonderer Handlungsbedarf gesehen worden sei. An der Kreisstraße könne definitiv nur das Landratsamt tätig werden.
Kimmelhaus als Anlaufstelle für Radfahrer
Peter Wenzel fragte nach der konkreten Nutzung des Kimmelhauses. Die Finanzlage sei offenbar schlecht, Zuschüsse für die Vereine würden gestrichen: "Brauchen wir dort überhaupt etwas?" Von den Fachplanern würde das Projekt befürwortet, meinte Bärmann. Die Neugestaltung des Areals solle die dörfliche Erneuerung abrunden. Für eine Sanierung gebe es Fördergelder, für einen bloßen Abriss und einen Dorfplatz nicht.
Im Altort sei früher mancher Weg falsch beschritten worden, das dürfe sich nicht wiederholen. Im Zweifelsfall ließe sich dort ein Wohnhaus einrichten. Mit den Zuschüssen an Vereine habe das Thema nichts zu tun, diese würden weiterhin unterstützt. Für die Baumaßnahmen sei schon vor Jahren Geld zurückgestellt worden. Bei den Unterstützungen für Vereine gehe es auch um Steuergelder von Bürgern, die nicht Mitglied seien. Brigitte Lehrl fand, dass das Kimmelhaus gut an den Platz passe, als Begegnungsort oder Anlaufstelle für Radfahrer.
Kritik gab es, weil der Workshop kurz vor dem "Hallenbeben" am 1. April stattfindet. Dann sind die Dorfjugend und die Helfer noch mit dem Aufbau für den Beatabend beschäftigt. Dass sie den Terminplan der Vereine nicht im Blick habe, diesen Vorwurf aus dem Saal wollte Bärmann nicht auf sich sitzen lassen, es gebe immer Überschneidungen. Matthias Pfister sah vergleichsweise hohe Kosten bei der Kinderbetreuung in Oberwerrn. Für Familien mit zwei Kindern bedeute dies eine enorme Belastung. Die Situation sei bekannt, so Bärmann. Es habe bereits ein Gespräch mit dem Elternbeirat gegeben.
Ruf nach höherer Hundesteuer
Wolfgang Markert berichtete von Irrwegen bei den Flüchtlingen, die nach der Ankunft am Bahnhof manchmal nicht im Ankerzentrum ankommen. Man werde es weitergeben, sagte die Bürgermeisterin, offenbar seien es aber nur wenige Vorfälle.
Gosbert Reuß wünscht sich beim Tempo eine Entschärfung an der B19, zwischen Kuhnsmühle und Kronungen. Die Bahnanbindung im künftigen Gewerbepark Conn Barracks soll erhalten bleiben, am Friedhof Mülltrennung möglich werden. Susanne Fähr beklagte stehendes Wasser auf dem Wiesenweg. Der Ruf nach höherer Hundesteuer wurde ebenfalls laut.
Macht am Ende des Radwegs einfach ein Vorfahrt-Gewähren-Schild und das Problem ist für die Mehrheit der Verkehrsteilnehmer befriedigt gelöst - hat früher genau so auch ohne Schild funktioniert.