
Welches Spiel spielt die Deutsche Bahn mit der Steigerwaldbahn? Diese Frage muss sich die Konzernzentrale stellen lassen, wenn zutrifft, dass die Unterzeichnung des Kaufvertrags für die Strecke durch einen Verwerter unmittelbar bevorsteht, wie einem Dringlichkeitsschreiben der unterfränkische Bundestagsabgeordnete der Grünen, Manuela Rottmann, an den Infrastrukturvorstand der DB AG, Ronald Pofalla, zu entnehmen ist. Das wäre mitten hinein in die hitzige Diskussion über eine Reaktivierung der Todesstoß für den "Steigerwald-Express", wie die Schienenverbindung von Schweinfurt über Gerolzhofen nach Kitzingen und zurück einst genannt worden ist.
In dem Brief fordert Manuela Rottmann den DB-Vorstand auf, den Verkauf auszusetzen bis über das in ihren Augen völlig offene Verfahren zur Entwidmung der Strecke endgültig behördlicherseits entschieden ist. Sie misst in dem Schreiben den Chancen für eine Reaktivierbarkeit der Strecke „erhebliche Erfolgsaussichten“ zu.
Manuela Rottmann, selbst als juristische Referentin ehemalige Mitarbeiterin der DB Netz AG, ist davon überzeugt, dass die DB Immobilien-Tochter im Begriff ist, mit der kurzfristigen Verwertung einer zur Reaktivierung geeigneten Strecke in Unterfranken nicht nur der Verkehrswende in der Region einen schweren Schaden zuzufügen, sondern auch der Reputation und Glaubwürdigkeit der DB AG insgesamt.
Verantwortlichen Umgang mit der Infrastruktur angemahnt
Die Abgeordnete macht deutlich, dass ihre Fraktion der Bahn eine maßgebliche Rolle bei der Verkehrswende zumisst. Die Grünen seien in diesem Zusammenhang auch aufgeschlossen gegenüber den Forderungen des Unternehmens nach weiteren, deutlich höheren finanziellen Zuwendungen des Bundes für die Infrastruktur. Dafür erwarte man aber, dass die DB AG mit dem vorhandenen Infrastrukturbestand verantwortlich umgeht und dabei nicht nur kurzfristige Verwertungsinteressen berücksichtigt, sondern auch die Tatsache, dass dieser Infrastrukturbestand weit überwiegend aus Steuermitteln finanziert wurde und dem öffentlichen Verkehrsinteresse dient, so Manuela Rottmann.
Die stillgelegte, aber noch nicht vollständig freigestellte Bahnstrecke von Kitzingen-Etwashausen nach Schweinfurt/Sennfeld ("Steigerwaldbahn") sei abgesehen von abschnittsweise unvermeidbarem Bewuchs, in einem guten Zustand, da nur Stahl- und Betonschwellen verbaut seien und sie für die US-Army erst Ende der 1980er-Jahre umfassend saniert worden sei. Im Falle einer Reaktivierung sei aus ihrer Sicht mit überschaubaren Kosten zu rechnen, vor allem für den Ersatz von Signalanlagen und für Bahnübergänge, so die Grünenabgeordnete.
Dass die „Steigerwaldbahn“, trotz ihrer Sonderstellung als eine der längsten Nebenbahnstrecken Deutschlands und beidseitiger Anbindung zur Hauptbahn, vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) nicht in die jüngst veröffentlichte Liste der Reaktivierungskandidaten aufgenommen wurde, liege offenkundig daran, dass diese Strecke von der DB Netz AG als „nicht zur Verfügung stehend" gemeldet worden sei.
Manuela Rottmann: "Ausgang des Entwidmungsverfahrens ist völlig offen"
Manuela Rottmann erinnert in dem Moratoriums-Schreiben den früheren Kanzerlamtschef und CDU-Minister Ronald Pofalla daran, dass für die Strecke ein Entwidmungsverfahren bei der Regierung von Mittelfranken laufe, dessen Ausgang völlig offen sei, nachdem sich inzwischen die Landkreise Schweinfurt und Kitzingen sowie Kommunen wie die Städte Schweinfurt oder Gerolzhofen dafür ausgesprochen hätten, die Reaktivierbarkeit durch Gutachten klären zu lassen.
Mitten in diesem Prozess habe die DB Immobilien eine Verkaufsofferte für die Strecke mit einem Mindestgebot von 780 000 Euro veröffentlicht. Wie eingangs erwähnt, steht die Unterzeichnung des Kaufvertrags Manuela Rottmann zufolge durch einen Verwerter unmittelbar bevor.
Seit Dienstag sei zudem eine weitere Verkaufsofferte durch die DB Immobilien AG geschaltet, die den bereits entwidmeten Bereich um den Etwashäuser Bahnhof betrifft (siehe weiteren Bericht). In diesem Bereich würde mindestens ein Gleis benötigt, um den Anschluss zum Kitzinger Hauptbahnhof via Straßenbahnlösung über die Nordtangente zu ermöglichen.
Volkswirtschaftlich wie betriebswirtschaftlich nicht nachvollziehbar
Die Abgeordnete der Grünen macht deutlich: „Der Verkaufsabschluss zu diesem Zeitpunkt ist sowohl volkswirtschaftlich wie betriebswirtschaftlich nicht nachvollziehbar.“
Werde die Strecke entwidmet, wäre der Verkaufspreis deutlich zu niedrig. Im Innenbereich der Ortschaften entlang der Strecke würden Quadratmeterpreise für Bauland bis über 100 Euro bezahlt, im Außenbereich zahlen Landwirte rund drei bis sechs Euro pro Quadratmeter.
Hinzu komme der Schrotterlös aus dem Verkauf der Schienen. Die Grundstücksgröße betrage laut Bahn-Exposé rund 576 665 Quadratmeter. Bei einem Grundstückspreis von nur drei Euro pro Quadratmeter errechne sich alleine aus der Fläche ein Wert von rund 1,6 Millionen Euro.
Zweifel an unternehmerischer Sorgfalt
Manuela Rottmann unterstreicht: „Es wirft Zweifel an der unternehmerischen Sorgfalt im Umgang mit dem DB Immobilien anvertrauten Bundesvermögen auf, wenn das Unternehmen hier nicht die Entscheidung der staatlichen Stellen über eine Reaktivierung abwartet und auf dieser Grundlage dann einen angemessenen Erlös anstrebt.“
Werde die Entwidmung hingegen abgelehnt, weil nach wie vor ein Verkehrsinteresse bestehe, wofür vieles spreche, träte die Situation ein, dass die Strecke abgebaut würde, der Verkaufserlös aus der Verwertung einer mit Steuermitteln errichteten Infrastruktur der DB Immobilien AG zuflösse und die öffentliche Hand gezwungen wäre, diese bereits einmal errichtete Infrastruktur wieder neu aus Steuermitteln zu erstellen. Die Abgeordnete schreibt weiter an Ronald Pofalls: „Sie werden mir sicher zustimmen, dass dies keinem Bürger und auch nicht den Kommunen zu vermitteln wäre“.
Drohen der DB AG finanzielle Folgen bei einem Verkauf durch den Bundestag?
In beiden Fällen würde ein solches Vorgehen sicher auch im Deutschen Bundestag die Bereitschaft, die DB AG und ihre Infrastrukturtöchter mit mehr öffentlichen Mitteln auszustatten, deutlich erschüttern. Bislang habe ihr jedenfalls niemand einen nachvollziehbaren Grund für den zeitlichen Druck nennen können, mit dem dieser Verkauf gerade jetzt vorangetrieben werde, so die Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen.
Manuela Rottmann weiter: „Ich bitte Sie daher: Stoppen Sie diesen Verkauf, bis die behördliche Entscheidung über eine Entwidmung oder Reaktivierung der Strecke getroffen wurde.“
Moratorium soll verhindern, dass Fakten geschaffen werden
Ein Moratorium, also eine Aussetzung, des Verkaufs füge ihrer Meinung nach der DB Immobilien keinerlei Nachteil zu, verhindere aber, dass Fakten geschaffen werden, die sich im Nachhinein entweder für das Unternehmen oder für die Allgemeinheit definitiv als nachteilig erweisen werden. Dadurch würde die Glaubwürdigkeit der DB AG erschüttert.

Also zieht der Punkt Klima bei der Steigerwaldbahn nicht!
Ich will aber die Bahn, weil sie 1. wesentlich öfters als der Bus verkehren wird, 2. schneller als Autos sein wird und 3. viel bequemer als enge, schaukelige Busse ist.
Ich bezweifle nur, dass diese ehrliche Antwort hier jemand nennen will, man will ja "objektiv" erscheinen ;o
Wenn nun Bahngegner meinen, der Zug rattere am Vorgarten vorbei und gebe den Passagieren Gelegenheit, auf den Frühstückstisch zu sehen: derart einfältige Aussagen beweisen, dass diese Autoren offensichtlich niemals in einem Zug gesessen sind. In wenigen Sekunden vorbeigefahren hatte ich bisher beim besten Willen niemals Gelegenheit zu registrieren, was sich in unmittelbarer Nähe abspielt.
Es wird Zeit, dass der Personenkreis die Stichhalrtigkeit seiner Argumente überdenkt. Bisher wurden von dieser Seite nur Behauptungen aufgestellt, aber keine Fakten geliefert.
Themawechsel: Der Fahrtpreis für ein Einzelticket von Schonungen nach Schweinfurt-Mitte liegt sogar unter dem für eine Fahrt mit dem Stadtbus.
Zumal die Antriebstechnik relativ egal ist, beides ist aktuell eher Diesel, beides wird früher oder später umgestellt werden - wohl früher als die meisten privaten Fahrzeuge. Es geht aber v.a. um den Platz und die Reisezeit. Ohne Zeitvorteile fahren alle weiterhin Auto, stellen alles zu, verpesten die Luft, bauen viele Unfälle und die einzelnen Haushalte haben am Monatsende weniger Geld in der Tasche. Volkswirtschaftliche betrachtet spricht das für mehr ÖPNV, in diesem Fall Bahnhauptstrecke mit Zubringerbussen.
Die Lokalpolitiker sollten das mal laut und deutlich sagen!
gab es bereits bei den Vorläufern der Bundesbahn, und der DB-ETA 150, auch Akkublitz o. ä. genannt, war in vielen Gegenden Deutschlands durchaus verbreitet. Das Dingen schleppte halt runde 20 t Bleibatterie mit sich herum und hatte je nachdem eine Reichweite bis zu ein paar 100 km.
Da ist man heute etwas weiter und hat (z. B.) Hybridzüge, die unter Fahrdraht ihre Akkus aufladen, mit denen sie nach Verlassen der elektrifizierten Strecke (auf der Nebenbahn) weiterfahren. Schnell, leise, komfortabel und ohne Emissionen direkt am Einsatzort.
Leider scheint mir, viele Leute WOLLEN einfach nicht glauben, dass auch bei der Bahn bzw. den Zügen ein gewisser Fortschritt gegenüber Dampflok und Schienenbus stattgefunden hat...
Wie wär's denn damit, in den betreffenden Orten die Bürger/innen zu befragen, was die davon halten?
Bahn reaktivieren: ja
Bahn reaktivieren: nein
Dann würde man ja schon sehen, wer die kleine aber laute Minderheit ist, und niemand könnte mehr behaupten, es ginge gegen den Willen der Mehrheit. Aber wollen wir wetten, die lokalpolitischen Häuptlinge wollen von sowas eh nix wissen - wo kämen wir denn dahin, wenn wir tatsächlich mal machen würden, was die Leute wollen, und nicht das was "modern" ist...
Und das tun sie nicht.
Frau Rottmann ist da ganz anders aktiv.
Die Steigerwaldbahn wäre heute schon ein Segen. Zukünftig erst recht.
Statt üppiger Subventionen für elektrisch betriebener SUVs , die keiner braucht, wäre das Geld hier besser investiert.
Zum Vergleich: der letzte Zug von Ebern nach Bamberg fährt (am Feiertag Fronleichnam) um 21:28 Uhr, am Wochenende sogar noch einer um 23:38 Uhr.
Schon mal nachgedacht wie es dann in Schweinfurt weitergeht, spielt die Stadt da mit?
Ach ja geht, vielleicht zu Fuß?
Also, mit der Bahn alleine ist es noch nicht getan!
Wie schon vorgeschlagen.
Um der Diskussion die notwendige Zeit zu geben sollten die Befürworter der „Steigerwaldbahn“ der Bahn AG ein besseres Kaufangebot unterbreiten.
Der Vorteil, wird die Bahn reaktiviert kann man mitsprechen und wenn nicht, kann man das Grundstück gewinnbringend weiterverkaufen.
Also nicht nur reden und die Anderen in die Pflicht nehmen,sondern selbst handeln und kaufen.
Gruß
...fast wörtlich per copy & paste seine Kommentare zu vervielfältigen machen die Argumentation auch nicht besser
MfG
in Schweinfurt wird für Leute aus dem Geoland doch nicht die Welt neu erfunden. Ausgerechnet Schweinfurt ist die Stadt mit dem dichtesten ÖPNV-Haltestellen-Netz in Deutschland (vgl. https://www.newstix.de/index.php?site=&entmsg=true&ref=RNL&mid=456693) und nebenbei nicht umsonst recht fahrradfreundlich orientiert (Mitglied der AGFK-Bayern: https://agfk-bayern.de/mitglieder/schweinfurt/).
Ein Zweitrad am Bahnhof in Schweinfurt mag für manche Rentner-Autofahrer jetzt umständlich klingen, als berufstätiger Dauerpendler ist man aber wahrscheinlich froh, wenn man nicht selbst mit dem Auto im Stopp&Go steckt, sondern halbwegs zügig nah zum Ziel befördert wird und die letzte Meile dann eben noch mit dem Rad, zu Fuß oder dem Bus überwindet, bald wohl auch mit dem eStehroller. Viele Berufstätige pendeln doch mit dem SPNV, ein Umstieg aufs Auto würden die mit massiv mehr Kosten verbinden & längerer gebundener Arbeitszeit - da man am Steuer weder dösen noch mit dem Handy surfen darf.
Pendler haben eine Monats oder Jahresticket, was den Öffentlichen Verkehr meist zudem konkurrenzlos günstig macht.
Lieber geowiss,
genau Ihre Argumentation ist es, die eine vernünftige Diskussion nicht zulässt.
Landläufig würde man sagen, Ihre „Oberlehrerhafte“.
Anstatt die Vorteile aufzuzählen und damit zu werben sagen Sie Allen, die andere Wege zum gleichen Ziel gehen, dass sie keine Ahnung haben und beschuldigen sie sogar noch für den Weltuntergang verantwortlich zu sein!
Miteinander zu reden heißt aufeinander zuzugehen.
Wenn Sie das können, dann zeigen Sie das bei Ihnen nächsten Kommentaren.
Gruß
dann lesen Sie doch mal mein Posting, darin steht doch, wie es vielerorts klappt. Das ist nicht oberlehrerhaft, sondern gelebter Pragmatismus von Pendlern. Dass ich Antworten an Sie oft mit "Ach Ricky..." beginne liegt einfach daran, dass sie sich ständig wiederholen und man dann vielleicht wirklich oberlehrerhaft einfach genervt ist ;o