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GEROLZHOFEN
Ist der Islam eine kriegerische Religion?
Norbert Finster
Norbert Finster
 |  aktualisiert: 13.11.2014 17:11 Uhr

Die Wurzeln des Heiligen Krieges liegen nicht im Islam. Auch das Christentum hat schon viele heilige Kriege geführt, ganz früh bereits im Alten Testament etwa die Kriege im Namen Jahwes. Die Landnahme der Israeliten in Kanaan war zumindest nach der Darstellung im Alten Testament ein kriegerischer Akt.

Über die mittelalterlichen Kreuzzüge bis ins 20. Jahrhundert, wo selbst die Soldaten der Deutschen Wehrmacht den Spruch „Gott mit uns“ auf der Koppel trugen, gibt es Kriege, deren Rechtfertigung sich auf den christlichen Gott beruft.

Das bringt Pastoralreferent Rainer Weigand, der von 2002 bis 2010 in Oberschwarzach tätig war und jetzt in Gochsheim wirkt, in Erinnerung. Er wird zum Thema „Toleranz und die Stellung der Frau im Islam“ am Dienstag, 18. November, um 19.30 Uhr im Pfarrer-Hersam-Haus in Gerolzhofen halten.

Dass Rainer Weigand auf diesem Gebiet ein ausgewiesener Fachmann ist, zeigt das Gespräch mit ihm. Er hat seine Diplomarbeit über den Dschihad mit dem Titel „Exodus – Landnahme – Ablehnung des Propheten“ bei Professor Dr. Adel Khoury geschrieben, einem maronitischen Christen aus dem Libanon. Dieser Theologe hat eine Übersetzung des Korans ins Deutsche geschaffen, die der islamische Weltkongress (eine gemäßigte Organisation) als richtig anerkennt.

Ist der Islam eine kriegerische Religion? Diese Frage beschäftigt Rainer Weigand. „Ich sage nicht ja und nicht nein.“ Wie das Christentum und das Judentum habe auch der Islam Heilige Kriege geführt, aber der Heilige Krieg sei nicht Kennzeichen des Islam.

„Die Außenpolitik macht der Mann, die Innenpolitik die Frau.“
Pastoralreferent Rainer Weigand über die Rollenverteilung der Geschlechter im Islam

Das arabische Wort Dschihad bedeute auch nicht automatisch Krieg, sondern Einsatz für die Religion, wie es ihn bei den Christen in Form der Missionierung gab, bei der es ebenfalls zu Gewaltanwendung kam. Im Christentum sei darunter heute allerdings nicht mehr die Bekehrung zum christlichen Glauben mit allen Mitteln zu verstehen, sondern friedliche Hilfe zur Entwicklung.

Ist der Islam überhaupt dialogfähig? Hier beruft sich Weigand auf Professor Khoury. „Christen und Muslime haben Angst voreinander.“ Dabei heißt es auch im Koran: Es ist kein Zwang in der Religion (Sure 2,256).

Auch deshalb habe das, was die IS-Truppen machen, mit Religion nichts zu tun, sondern sei nichts anderes als Faschismus. Selbst der überzeugte Pazifist und Kriegsdienstverweigerer Weigand sagt, dass es erlaubt sei, hier Widerstand zu leisten, auch bewaffneten.

Zur Rolle der Frau im Islam: Sie hat eine eindeutig noch schlechtere Position als im Christentum, zumindest im aufgeklärten. Rainer Weigand umschreibt die Rollenverteilung so: „Die Außenpolitik macht der Mann, die Innenpolitik die Frau.“

Was viele Christen nicht wissen. Im Islam gibt es mit Ausnahme des Kalifen kein Amt und keine Kirche, sondern nur Richtungen wie etwa die Sunniten oder die Schiiten.

Damit ist der breite Themenkatalog, dem sich Rainer Weigand in einem Vortrag widmen wird, nur kurz angerissen. Zu der Vortragsveranstaltung laden die drei katholischen Verbände Frauenbund, KAB und Kolpingfamilie gemeinsam die gesamte Bevölkerung ein. Besonders freuen würde sich Rainer Weigand, wenn auch Muslime kommen würden.

 
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